IDF: Haben Hamas abgehört Videos sollen Israels Unschuld bei Klinik-Explosion belegen
18.10.2023, 08:58 Uhr
Es gebe keine typischen Krater wie bei einem israelischen Luftangriff, teilte Israels Armee mit.
(Foto: REUTERS)
Die Explosion an einem Krankenhaus im Gazastreifen wird international verurteilt. Die Hamas spricht von einem israelischen Angriff, Israel dagegen gibt militanten Palästinensern die Schuld. Mehrere Videos sollen das beweisen. Ein Armeesprecher erläutert, wie es zu der Explosion gekommen sein soll.
Israels Militär hat Aufnahmen veröffentlicht, die beweisen sollen, dass militante Palästinenser für die Explosion an einem Krankenhaus verantwortlich seien. In dem Videozusammenschnitt sind Luftaufnahmen der Al-Ahli-Klinik und eines Parkplatzes zu sehen, auf dem ein Brand ausgebrochen war. Dabei sollen viele Menschen getötet worden sein.
Verglichen werden Luftaufnahmen vor und nach dem tödlichen Vorfall. Es sei kein typischer Krater zu sehen, wie er sonst bei israelischen Luftangriffen entstehe. Nach Angaben der Armee schlug dort stattdessen eine fehlgeleitete Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad ein. Diese wies die Schuldzuweisung zurück.
Der offizielle Account des Staates Israel auf X, vormals Twitter, verbreitete ein weiteres Video, das den Einschlag der Rakete zeigen soll. Das Videomaterial stammt vom arabischen Nachrichtensender Al Jazeera. "Eine Sendung von Al Jazeera dokumentierte den Moment, als der Islamische Dschihad eine Rakete abfeuerte, die fehlschlug und ein Krankenhaus in Gaza traf und Hunderte tötete", schrieb Israel dazu.
Der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus sagte dem US-Sender CNN außerdem, das Militär habe Beweise vorliegen über ein von Israel abgehörtes Gespräch zwischen Hamas-Terroristen. Sie hätten gesagt: "Oh, da gab es offenbar eine Fehlfunktion oder eine Explosion einer Rakete, die im Gazastreifen gelandet ist." Zudem sei kurz vor dem Vorfall eine Salve von Raketen aus dem mittleren oder nördlichen Abschnitt des Gazastreifens in Richtung Israel abgefeuert worden. Diese sei auf Israels Radarsystem verzeichnet worden. Das israelische Außenministerium veröffentlichte kurz darauf ein Video auf X, auf dem dieses Gespräch zu hören sein soll.
Armeesprecher: Treibstoff hat Explosion ausgelöst
Auf einem Parkplatz neben der Klinik seien Zerstörungen vor allem durch eine sehr große Menge an Raketenantriebsmittel (Propellant) zu erklären, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari vor Journalisten in Tel Aviv. "Der Treibstoff hat eine größere Explosion ausgelöst als der Sprengkopf selbst." Darum seien Fahrzeuge in Brand geraten. Auf dem Parkplatz hätten sich zum Zeitpunkt der Explosion viele Menschen aufgehalten. Es gebe keine typischen Zerstörungen an den umliegenden Gebäuden oder einen Krater wie bei einem israelischen Luftangriff, erklärte Hagari. "Der Parkplatz wurde nicht von Munition der Luftwaffe getroffen."
Das Raketenabwehrsystem Iron Dome werde auch nicht über dem Gazastreifen, sondern nur über Israel eingesetzt. Es gebe häufiger Vorfälle fehlgeleiteter Raketen militanter Palästinenser, die im Gazastreifen selbst einschlugen, sagte er. Hagari sagte, die palästinensische Rakete sei vermutlich von einem Friedhof hinter dem Krankenhaus abgefeuert worden. Es gebe Radaraufzeichnungen von einer Salve von Raketen, die kurz vor der Explosion vom Gazastreifen aus auf Israel abgefeuert worden sei. Die Armee habe auch Luftaufnahmen ausgewertet.
Hagari erwähnte auch die beiden unabhängigen Videos, die als Beweis für eine fehlgeleitete Rakete dienten. Man werde diese Informationen sowie weitere Beweise an Israels Verbündete weitergeben, allen voran die USA. Die Hamas habe sofort gewusst, dass es sich um eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihad gehandelt habe, und dennoch versucht, Israel für den tödlichen Vorfall verantwortlich zu machen, sagte Hagari.
Hamas gibt Israel die Schuld
Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen, das der islamistischen Hamas unterstellt ist, machte Israel für die Explosion verantwortlich. Nach Angaben des Zivilschutzes im Gazastreifen seien etwa 500 Menschen getötet und verletzt worden. Die genaue Zahl der Toten ist unklar, unabhängig lassen sich die Informationen nicht überprüfen. Auch mehrere arabische Staaten sprachen von einem Angriff Israels.
Russland verurteilte den Vorfall als ein schockierendes Verbrechen. Das Außenministerium in Moskau hatte Israel aufgefordert, Satellitenbilder als Beweis für seine Behauptung vorzulegen, um zu zeigen, dass es nichts mit dem Angriff zu tun habe. Außenamtssprecherin Maria Sacharowa sagte Radio Sputnik, der Angriff sei ein schockierendes, menschenverachtendes Verbrechen.
Auch das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich. "Wir sind zutiefst schockiert angesichts der Berichte über hunderte Tote im Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza", erklärte das Außenministerium auf seinem englischsprachigen Account auf X. "Zivile Ziele, insbesondere ein voll funktionstüchtiges Krankenhaus mit Patienten und medizinischem Personal, dürfen unter keinen Umständen angegriffen werden." Zivilisten müssten in Konflikten geschützt werden, hieß es weiter.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP