Attentat auf Kims Halbbruder Vietnamesin bekommt milde Strafe
01.04.2019, 06:52 Uhr
Doan Thi Huong (Mitte) begrüßte das faire Urteil. (Archivbild)
(Foto: REUTERS)
Der Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim stirbt an den Folgen des Nervengifts VX. Zwei Frauen werden beschuldigt, ihn mit der Substanz beschmiert zu haben. Doch die beiden beteuern, sie dachten, es wäre ein Scherz mit harmlosem Babyöl. Die Behörden schenken ihnen nun Glauben.
Im Prozess um den Mord am Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist eine angeklagte Vietnamesin zu mehr als drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Doan Thi Huong dürfte aber schon Anfang Mai freigelassen werden, sagte ihr Anwalt. Zuvor hatte die malaysische Staatsanwaltschaft die Mordvorwürfe gegen die 30-Jährige abgeschwächt und damit den Weg für eine kurze Gefängnisstrafe freigemacht. "Das ist ein faires Urteil", sagte Huong am Gerichtsgebäude der nahe Kuala Lumpur gelegenen Stadt Shah Alam nach dem Richterspruch. "Ich bin glücklich."
Huong und die Indonesierin Siti Aisyah hatten seit Oktober 2017 wegen der Ermordung von Kim Jong Nam vor Gericht gestanden. Ihnen wurde vorgeworfen, im Februar 2017 den Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers am Flughafen von Kuala Lumpur mit dem Nervengift VX beschmiert zu haben. Kim Jong Nam starb kurz darauf.
Beide Frauen beteuerten stets, sie seien mit einer List von nordkoreanischen Spionen zu der Aktion gebracht worden. Sie hätten nicht gewusst, was sie taten. Angeblich dachten sie, dass sie für einen Fernsehscherz im Stil der "Versteckten Kamera" einem fremden Mann Babyöl ins Gesicht drücken sollten.
Mitte März ließ die malaysische Staatsanwaltschaft dann überraschend die Vorwürfe gegen Siti Aisyah fallen. Die 27-Jährige wurde daraufhin freigelassen und kehrte in ihr Heimatland zurück. Die Staatsanwaltschaft lehnte in der Folge aber ab, auch die Mordanklage gegen Huong fallen zu lassen. Die 30-Jährige blieb deswegen in Haft.
Mord ist bis heute rätselhaft
Nun schwächte die Anklage die Vorwürfe gegen die Vietnamesin ab: Anstelle eines Mordes wurde ihr nur noch vorgeworfen, Kim mithilfe "gefährlicher Mittel" Verletzungen zugefügt zu haben. Darauf steht in Malaysia eine Höchststrafe von zehn Jahren Haft. Huong bekannte sich schuldig. Bei einer Verurteilung wegen Mordes hätte ihr die Todesstrafe gedroht.
Das Gericht verhängte nun drei Jahre und vier Monate Haft gegen sie - gerechnet ab ihrer Festnahme im Februar 2017. Ihr Anwalt Hisyam Teh Poh Teik sagte, angesichts der in Malaysia üblichen Verkürzungen von Gefängnisstrafen werde seine Mandantin bereits Anfang kommenden Monats freikommen: "Sie wird in der ersten Mai-Woche nach Hause zurückkehren."
Der Mord ist bis heute rätselhaft. Vier verdächtige Nordkoreaner waren kurz nach der Tat aus Malaysia geflohen. Südkorea macht Nordkorea für den Mord am Halbbruder von Machthaber Kim verantwortlich, was Pjöngjang zurückweist. Kim Jong Nam war bei Nordkoreas Führung seit Langem in Ungnade gefallen.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa