"Truppen bleiben in Bewegung" Selenskyj: Mehr als 6000 Quadratkilometer befreit
14.09.2022, 10:51 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Ein ukrainischer Soldat hilft einem verwundeten Kameraden auf der Straße in dem befreiten Gebiet in der Region Charkiw.
(Foto: dpa)
Bei ihrem raschen Vormarsch im Nordosten des Landes erobert die ukrainische Armee mehr als 6000 Quadratkilometer Land zurück, sagt Präsident Selenskyj. Und auch jetzt würden die Truppen "weiter voranschreiten". Die USA sehen ihrerseits große Fortschritte.
Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj bei ihrer Gegenoffensive seit Anfang September 6000 Quadratkilometer zuvor russisch besetzter Gebiete zurückerobert. Die Soldaten hätten diese Fläche im Süden und im Osten "befreit" und würden "weiter voranschreiten", sagte Selenskyj am Montag in seiner abendlichen Videoansprache.
Die Ukraine hatte in den vergangenen Tagen in der nordöstlichen Region Charkiw unter anderem die Städte Isjum, Kupjansk und Balaklija zurückerobert. Im Süden vermeldete Kiew ebenfalls bedeutende Geländegewinne, die nach Angaben der ukrainischen Armee vom Montag 500 Quadratkilometern Fläche entsprachen.
Auch der US-Außenminister Antony Blinken sieht bei der ukrainischen Gegenoffensive "bedeutende Fortschritte" vor allem im Nordosten des Landes. Bei einem Besuch in Mexiko-Stadt sagte Blinken vor Reportern, diese Forstschritte seien vor allem "ein Ergebnis des außerordentlichen Mutes und der Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte und des ukrainischen Volkes". Es sei aber zu früh, um ein genaues Ergebnis der Gegenoffensive vorherzusehen.
Russland verfüge weiterhin über "beträchtliche Kräfte" in der Ukraine sowie Ausrüstung, Waffen und Munition, sagte Blinken. Russland setze diese nicht nur gegen ukrainische Streitkräfte, sondern auch gegen Zivilisten und zivile Infrastruktur ein.
Ukraine: Russen lassen Material zurück
Der ukrainische Generalstab berichtete von russischen Attacken an vielen Stellen der Front. Die ukrainischen Truppen durchkämmen die zurückeroberten Gebiete im Osten nach Kollaborateuren der russischen Besatzungsmacht. Außerdem würden Minen geräumt, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht vom Montagabend mit. Er machte keine weiteren Angaben zum Vordringen der Ukrainer, die die russischen Truppen im Gebiet Charkiw weitgehend in die Flucht geschlagen haben. Die Russen ließen dabei viele Waffen und schweres Material zurück.
Am Montag zeigten Fotos, dass ukrainische Soldaten in Swjatohirsk im Gebiet Donezk sind. Der Anführer der aus Moskau gesteuerten Separatisten von Donezk, Denis Puschilin, bestätigte Kämpfe um die Stadt, die ein wichtiges orthodoxes Kloster hat. "Swjatohirsk, das sage ich ganz ehrlich, wird derzeit weder von uns noch vom Feind vollständig kontrolliert", sagte er in einer Videobotschaft. Zu überprüfen waren die Angaben zunächst nicht.
Puschilin bestätigte auch einen ukrainischen Angriff auf den Flughafen von Donezk. Die Angreifer seien vernichtet worden, sagte er, was ebenfalls nicht zu überprüfen war. Erste ukrainische Berichte über die Attacke hatten am Samstag die Runde gemacht. Auf dem 2014 zerstörten Flughafen verlief seit damals die Front zwischen den Separatisten und der ukrainischen Armee. Ein Angriff dort wäre das erste Vorrücken der Ukrainer auf Gebiet der sogenannten Volksrepublik Donezk, seit Russland das Nachbarland am 24. Februar überfallen hat.
Selenskyj will schneller stärkere Flugabwehr
Die Hilfe internationaler Partner für die Ukraine müsse aufgestockt werden, forderte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. "Gemeinsam können wir den russischen Terror überwinden." Russische Raketentreffer auf ein Kraftwerk bei Charkiw hatten am Sonntagabend große Teile des Stromnetzes in der Ostukraine zeitweise lahmgelegt. "Hunderttausende Ukrainer fanden sich im Dunkeln wieder - ohne Strom. Häuser, Krankenhäuser, Schulen, kommunale Infrastruktur", sagte Selenskyj. "Russische Raketen treffen genau jene Objekte, die absolut nichts mit der Infrastruktur der Streitkräfte unseres Landes zu tun haben." Er deutete den Beschuss als Rache für den Vormarsch der ukrainischen Armee im Gebiet Charkiw.
Deutschland hat der Ukraine das moderne Luftabwehrsystem Iris-T zugesagt. Die Ukraine hofft auf eine schnelle Lieferung. Nach ukrainischen Berichten soll die erste Einheit Ende des Jahres geschickt werden.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 13. September 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, kst/dpa/AFP