Ebola, Zika, Mers, Gelbfieber WHO: Die Welt ist zu schlecht vorbereitet
23.05.2016, 20:24 Uhr
Das Zika-Virus steht im Verdacht, bei Babys Schädelfehlbildungen zu verursachen.
(Foto: dpa)
Zika hat den Globus umrundet. Mücken übertragen das Virus derzeit in 60 Ländern der Erde. Und Zika ist nicht der einzige gefährliche Erreger - Ebola und Gelbfieber könnten sich als Zeitbombe entpuppen.
Der große Zika-Ausbruch in Südamerika ist nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch Folge eines vernachlässigten Kampfes gegen die Ausbreitung von Moskitos. Es sei ein "schwerer politischer Fehler" gewesen, entsprechende Programme in den 70er-Jahren zurückzufahren, erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan in Genf.
Zugleich appellierte sie bei der Eröffnung der 69. Weltgesundheitsversammlung an alle Staaten, mehr für den Schutz der Menschen vor Erregern gefährlicher Infektionskrankheiten wie Zika, Ebola und Gelbfieber zu tun. "Was wir derzeit beobachten, sieht mehr und mehr wie ein dramatischer Anstieg der Bedrohung durch neue und wieder auferstehende Infektionskrankheiten aus", warnte Chan. "Die Welt ist nicht genügend vorbereitet, um damit fertig zu werden."
Nach der anfangs unzureichenden Reaktion auf den Ebola-Ausbruch in Westafrika mit mehr als 11.300 Toten zwischen 2014 und 2016 sei man kurz darauf durch den Zika-Ausbruch "erneut überrascht worden, ohne Impfstoff und ohne dass genügend zuverlässige Tests für die Diagnose vorhanden waren". Noch "brutaler" sei die Lektion aus dem Gelbfieber-Ausbruch mit fast 300 Toten im südwestafrikanischen Angola. Denn gegen Gelbfieber gebe es bereits seit fast 80 Jahren einen lebenslangen Impfschutz, der jedoch in den am meisten gefährdeten Ländern viel stärker hätte verwendet werden müsse.
Krankheiten machen nicht an Landesgrenzen halt
Chan warb für die in Gang gesetzte umfassende Reform der WHO. Sie müsse die Organisation unter anderem in die Lage versetzen, rasch und umfassend auf Gesundheitskrisen zu reagieren. Alle 194 WHO-Mitgliedsstaaten stünden in der Pflicht, die Pläne zu unterstützen und die erforderlichen Mittel bereitzustellen. Deutschland wird die umfassende Reform der WHO auch finanziell weiter unterstützen, versicherte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor den Konferenzteilnehmern.
"Unser Ziel ist es, die Führungsrolle der WHO beim Setzen gemeinsamer Standards, als Koordinator einer globalen öffentlichen Gesundheitspolitik und als eine Organisation zu unterstützen, die in der Lage ist, die Reaktion auf globale Gesundheitskrisen zu koordinieren", sagte der Minister. Am Rande der einwöchigen Konferenz mit mehr als 3000 Politikern, Medizinern, Forschern und weiteren Experten wurde das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) offiziell zum WHO-Kooperationszentrum für neu auftretende Infektionen und biologische Gefahren erklärt.
Das Institut werde der WHO in Krisenfällen mit Laborexperten sowie durch Schulungen helfen, erklärte Gröhe. "Krankheiten machen nicht an Landesgrenzen halt", sagte er. "Deshalb brauchen wir eine schlagkräftige WHO, die bei internationalen Gesundheitsrisiken schnell Fachleute zum Ausbruchsgeschehen schicken und Hilfskräfte international koordinieren kann."
Quelle: ntv.de, dsi/dpa