Politik

Unbekanntes Flugobjekt Was über den Abschuss über Alaska bekannt ist

John Kirby konnte viele Fragen noch nicht beantworten.

John Kirby konnte viele Fragen noch nicht beantworten.

(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

Erst ein chinesischer Beobachtungsballon, nun ein rätselhaftes Flugobjekt: Zum zweiten Mal binnen weniger Tage holt das US-Militär ein Objekt vom Himmel, das im amerikanischen Luftraum unterwegs ist. Was war da los?

Um welchen Vorfall geht es?

Die US-Luftwaffe schoss am Freitag über "amerikanischem Territorium" ein "Flugobjekt" ab. Das Objekt befand sich zu diesem Zeitpunkt über Alaska. In einer Stellungnahme des Koordinators des Nationalen Sicherheitsrats für strategische Kommunikation, John Kirby, heißt es: "Das Verteidigungsministerium hat in den letzten 24 Stunden ein Objekt in großer Höhe über dem Luftraum von Alaska verfolgt." Das Objekt flog in einer Höhe von 40.000 Fuß (etwa 12 Kilometer) und "stellte eine angemessene Bedrohung für die Sicherheit des zivilen Fluges dar". Auf Empfehlung des Pentagon habe Präsident Joe Biden dann den Abschuss befohlen.

Was weiß man inzwischen über den Flugkörper?

Der Flugkörper war unbemannt, die USA sprechen ausdrücklich nicht von einem Ballon. Die "New York Times" schrieb zwar, mehrere US-Vertreter seien der Auffassung, dass es sich bei dem neuen Objekt ebenfalls um einen Ballon gehandelt habe. Ein Vertreter des Verteidigungsministeriums habe jedoch betont, dass das Objekt beim Aufprall auf das gefrorene Meer in Stücke zerbrochen sei. Das widerspricht eigentlich der Ballon-Theorie. Auch die Herkunft des Flugobjekts ist noch unklar. "Wir nennen es ein Objekt, weil das die beste Beschreibung ist, die wir derzeit haben. Wir wissen nicht, wem es gehört - ob es in Staats-, Unternehmens- oder Privatbesitz ist, wir wissen es einfach nicht", sagte Kirby. Die Militärs äußerten sich zuversichtlich, dass es sich bei dem Objekt nicht um ein Objekt des US-Militärs oder der Regierung handelte. Das Objekt sei "viel, viel kleiner" als der mutmaßliche chinesische Spionageballon, der am vergangenen Samstag vor der Küste der Carolinas abgeschossen worden sei, sagte Kirby und verglich es ungefähr mit "der Größe eines Kleinwagens". Der am vergangenen Wochenende abgeschossene Ballon wurde von US-Beamten als ungefähr so groß wie drei Busse beschrieben. Kirby zufolge soll das jetzige Objekt nicht manövrierfähig gewesen sein.

Gab es Versuche, den Flug ohne Abschuss zu stoppen?

Erstmals gesichtet worden war das Objekt am Donnerstag. Der offiziellen Verlautbarung zufolge gab es zwei Versuche, näher an das Objekt heranzukommen, als es sich in der Luft befand. Einen unternahmen Kampfflugzeuge in der Nacht, ein weiterer fand am Morgen vor dem Abschuss statt. Beide Einsätze hatten aber nur begrenzte Informationen geliefert. Schließlich starteten F-22-Kampfflugzeuge von der Elmendorf Air Force Base in Alaska, so der Pressesprecher des Pentagon, Brigadegeneral Pat Ryder. Nachdem sich der Pilot überzeugt hatte, dass kein Mensch an Bord war, feuerte eines der Kampfflugzeuge um 13.45 Uhr (US-Ostküstenzeit) eine AIM-9X Sidewinder-Rakete ab, die das Objekt traf und zerstörte. Es ist dieselbe Flugzeug-Raketen-Kombination, mit der am vergangenen Samstag der chinesische Ballon in großer Höhe zum Absturz gebracht wurde.

Mit welchem Ziel war das Objekt unterwegs?

Bisher gibt es keine Informationen darüber, zu welchem Zweck das Flugobjekt unterwegs war. Nach Angaben eines US-Beamten war es aber offenbar nicht mit Überwachungsgeräten ausgestattet.

Kann es untersucht werden?

Die US-Behörden hoffen, dass sie Trümmerteile nach dem Abschuss bergen können, um Erkenntnisse zu gewinnen. Daraus soll versucht werden, das ursprüngliche Fluggerät wiederherzustellen. Kirby zufolge ging das Objekt in der Nähe der kanadischen Grenze auf dem gefrorenen Wasser des Arktischen Ozeans nieder.

Warum entschloss man sich diesmal zu einem schnellen Abschuss?

Pentagon-Sprecher Ryder sagte, dass das Flugzeug in einer Höhe operierte, die eine begründete Bedrohung für den zivilen Luftverkehr darstellte. Unter Verweis auf die lange Flugzeit eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons betonte Ryder, man müsse jeden Einzelfall speziell betrachten. Beamte des Verteidigungsministeriums und NORAD, der gemeinsamen Luft- und Raumfahrtbehörde der USA und Kanadas, wollten das Objekt tagsüber abschießen. So sollte sichergestellt werden, dass das langsame Objekt durch einen schnell fliegenden Jet getroffen wird.

War Kanada über die Vorgänge informiert?

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau twitterte am Freitag, er sei über den Abschuss des Flugobjekts unterrichtet worden. Er "unterstütze die Entscheidung, Maßnahmen zu ergreifen". Militär und Sicherheitsdienste beider Länder hätten in diesem Fall zusammengearbeitet. Der kanadischen Verteidigungsministerin Anita Anand zufolge erreichte das Flugobjekt jedoch nicht den kanadischen Luftraum.

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Gab es irgendwelche Einschränkungen im Flugverkehr durch die Aktion?

Ein Flugzeug, das Arbeiter zu einem Ölfeld vor der Küste Alaskas bringen sollte, musste nach Anchorage zurückkehren. ConocoPhillips war zuvor von der US-Flugüberwachung informiert worden, dass der Luftraum gesperrt werde, sagte Unternehmenssprecher Dennis Nuss dem US-Sender CNN. Die Arbeiter starteten dann mit mehreren Stunden Verspätung.

Quelle: ntv.de

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