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Schütze aus Österreich Was wir über den Gewehr-Angriff in München wissen

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Ein bewaffneter junger Mann eröffnet in der Münchener Innenstadt das Feuer auf Polizisten. Die feuern zurück und treffen ihn tödlich. Bei dem Angreifer soll es sich um einen 18-jährigen Österreicher handeln. Das Motiv ist unklar, allerdings könnten Datum und Ort seines Angriffs einen Hinweis geben.

Was ist in München passiert?

Gegen 9 Uhr taucht ein Mann in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats in der Innenstadt der Bayerischen Landeshauptstadt auf. Er ist mit einem Gewehr bewaffnet. Polizisten vor Ort werden auf ihn aufmerksam. Er eröffnet das Feuer auf die fünf Beamten. Die schießen zurück und treffen den Angreifer. Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann stirbt der Schütze noch vor Ort. "Er hat gezielt auf die Polizisten geschossen, die haben das Feuer erwidert", sagt der CSU-Politiker. Bis auf den getöteten Angreifer soll es keine weiteren Verletzten oder Toten geben.

Bei der Schusswaffe des Verdächtigen handelt es sich demnach um einen Karabiner älteren Modells mit angebautem Bajonett. Der Waffenexperte Lars Winkelsdorf schreibt auf X: "Sieht nach Gewehr 98 mit aufgepflanztem Bajonett aus. War übliche Infanteriewaffe im Ersten Weltkrieg."

Die Polizei sperrt den Bereich rund um den Karolinenplatz weiträumig ab. Auch in anderen Stadtteilen wird die Präsenz erhöht. Helikopter kreisen in der Luft. Die Bevölkerung wird aufgerufen, den Einsatzbereich zu meiden. Später gibt die Polizei Entwarnung, Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht mehr.

Zudem bittet die Münchener Polizei via X, auf das Posten und Teilen von Fotos und Videos zu verzichten. Damit sollen der Verbreitung möglicher Falschmeldungen vorgebeugt und zudem keine polizeilichen Taktiken publik werden, die anderen Tätern helfen könnten.

Was ist über den Angreifer bekannt?

Bei dem Schützen handelt es sich nach Polizeiangaben um einen 18 Jahre alten Mann aus Österreich, der in der Region Salzburger Land seinen Wohnsitz hatte. Er soll mit einem Auto nach Deutschland angereist sein. Das Fahrzeug hat laut der österreichischen Zeitung "Standard" ein Kennzeichen aus dem Raum Salzburg. Es wurde in der Nähe des Tatorts entdeckt und dem Angreifer zugeordnet, wie das Polizeipräsidium München mitteilte. Den Sicherheitsbehörden sei er als Islamist bekannt, heißt es in Medienberichten. Laut österreichischem "Kurier" wurde der Mann in Salzburg geboren.

Am Nachmittag rückt die österreichische Polizei mit einem Großaufgebot in einer Neubausiedlung in der Gemeinde Neumarkt am Wallersee an. Dort leben nur rund 6600 Einwohner, sie liegt rund 25 Kilometer nordöstlich von Salzburg. Hier soll der Schütze von München gewohnt haben. Anwohner berichten RTL/ntv im Gespräch, dass die Familie des Verdächtigen am Einsatzort wohnt. Augenzeugen zufolge ist die Spurensicherung für mehrere Stunden in dem Wohnhaus der Familie im Einsatz. Eine Anfrage von RTL/ntv bei der Familie des Verdächtigen bleibt bislang unbeantwortet.

Die Landespolizeidirektion Salzburg teilte am Nachmittag mit, dass 2023 bereits gegen den Mann ermittelt wurde: wegen des Verdachts, dass er sich religiös radikalisiert hatte und sich für Sprengstoff und Waffen interessierte. Für den Mann mit bosnischen Wurzen wurde ein Waffenverbot verhängt. Dieses wäre noch bis mindestens Anfang 2028 in Kraft geblieben, hieß es von der Salzburger Polizei.

Der damals noch 17-Jährige war den Behörden nach einer Drohung gegen Mitschüler und einer Körperverletzung aufgefallen. In diesem Zusammenhang sei ihm die Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen worden, hieß es. Laut Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA wurde Propaganda der Terrororganisation Islamischer Staat auf seinem Mobiltelefon gefunden.

Doch die Staatsanwaltschaft Salzburg habe die Ermittlungen im April 2023 eingestellt, hieß es von der Polizei. Der Grund wurde nicht genannt. "Seither ist der 18-Jährige nicht mehr polizeilich in Erscheinung getreten", hieß es.

Welche möglichen Hintergründe gibt es?

Gesicherte Informationen gibt es nicht. Hinweise sieht Innenminister Herrmann im Datum und dem Anschlagsort. Er schließt zumindest einen Anschlagsplan auf das in der Nähe des Tatorts befindliche israelische Generalkonsulat nicht aus. Denn das Attentat auf das israelische Olympia-Team fand auf den Tag genau vor 52 Jahren eben in München statt. Aus diesem Grund war das israelische Konsulat auch geschlossen. Dort gab es eine Gedenkfeier für die damals Getöteten.

Zur genauen Motivlage machen die Behörden bislang noch keine konkreten Angaben. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich sagt, die Ermittlungen würden von der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München geführt. Das österreichische Innenministerium kündigt für den Nachmittag ein Statement an.

Am Nachmittag teilten die Ermittler mit, dass sie von einem versuchten Terroranschlag des Getöteten ausgehen. Nach derzeitigen Erkenntnissen gehe man von einem "Bezug zum Generalkonsulat des Staates Israel" aus, teilten Polizei und Generalstaatsanwaltschaft München mit.

Welche Reaktionen gibt es?

Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnet die Schüsse in München als schwerwiegenden Vorgang. Sie wolle aber nicht spekulieren, es gelte abzuwarten. Faeser dankt der Polizei für einen guten Einsatz. "Der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen, das wissen Sie, hat oberste Priorität." Es sei sehr bitter, dass sich der Vorfall ausgerechnet vor dem NS-Dokumentationszentrum und dem israelischen Generalkonsulat ereignet habe.

Die israelische Generalkonsulin in München, Talya Lador-Fresher, sagt, der Vorfall zeige, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus sei. "Es ist wichtig, dass die breite Öffentlichkeit ihre Stimme dagegen erhebt." Der Polizei dankte sie.

Israels Präsident Izchak Herzog bezeichnet den Vorfall als Terroranschlag. Er habe sich mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über das Geschehen ausgetauscht, schreibt er auf X. Den deutschen Sicherheitskräften dankt auch er für ihre schnelle Reaktion.

Quelle: ntv.de, als

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