"Über die etablierten Kanäle" Washington: Moskau zwei Wochen vor Terroranschlag gewarnt
28.03.2024, 18:56 Uhr Artikel anhören
Die Crocus City Hall wurde bei dem Terrorangriff und einem anschließenden Brand schwer beschädigt.
(Foto: REUTERS)
Hätte der verheerende Anschlag bei Moskau mit mehr als 140 Toten verhindert werden können? Nach eigenen Angaben warnten die USA Russland bereits Anfang März vor einem bevorstehenden Terrorangriff. Der Kreml bleibt indes dabei, die Verantwortung der Ukraine zu geben.
Die US-Regierung hat Russland nach eigenen Angaben rund zwei Wochen vor dem Terrorangriff bei Moskau mit mehr als 140 Toten vor einem möglichen Anschlag gewarnt. Washington habe den russischen Geheimdiensten "klare und detaillierte Informationen über die terroristische Bedrohung bei großen Versammlungen und Konzerten in Moskau zur Verfügung gestellt", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. Dies sei bereits Anfang März schriftlich über die "üblichen Verfahren und über die etablierten Kanäle" geschehen. "Die Vereinigten Staaten haben versucht, diesen Terroranschlag zu verhindern."
Die US-Botschaft in Moskau hatte damals außerdem öffentlich mitgeteilt, sie verfolge Berichte, wonach Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, große Versammlungen in Moskau anzugreifen, darunter auch Konzerte. Die US-Regierung wies erneut russische Behauptungen, wonach die Ukraine in die Terrorattacke verwickelt sei, vehement zurück. Es handle sich dabei um "Unsinn" und "Propaganda", sagte Kirby. Stattdessen sei völlig klar, dass die Terrormiliz Islamischer Staat allein für den Terroranschlag verantwortlich gewesen sei.
Bei dem Anschlag auf die Konzerthalle Crocus City Hall bei Moskau waren vor knapp einer Woche mehr als 140 Menschen getötet worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte die Tat für sich. Dagegen sprach unter anderem etwa Kremlchef Wladimir Putin von einer "ukrainischen Spur", ohne jedoch Beweise vorzulegen. Kiew wies jede Beteiligung an der Tat zurück.
"Beweise" für Verbindungen zur Ukraine
Auch am heutigen Donnerstag verwiesen russische Behörden unbeirrt auf Hintermänner in der Ukraine. Das für die Verfolgung besonders schwerwiegender Straftaten zuständige russische Ermittlungskomitee erklärte auf Telegram, es lägen ihm "Informationen vor, die bestätigen, dass die Attentäter große Geldbeträge und Kryptowährungen aus der Ukraine erhalten hatten, die für die Vorbereitung dieses Verbrechens verwendet wurden".
Weiter hieß es in der Telegram-Botschaft des Komitees, es lägen nun "Beweise" für die Verbindungen der Attentäter zu "ukrainischen Nationalisten" vor. Dies habe die "Arbeit mit den inhaftierten Terroristen, die Untersuchung der bei ihnen beschlagnahmten technischen Geräte und die Analyse von Informationen über Finanztransaktionen" ergeben. Zudem erklärte das Ermittlungskomitee, einen weiteren Verdächtigen im Zusammenhang mit dem Attentat festgenommen zu haben. Dieser sei an der Finanzierung des Anschlags beteiligt gewesen.
Die russische staatliche Nachrichtenagentur TASS meldete unterdessen, die nach dem Terroranschlag gefassten vier Hauptverdächtigen sollen unter Drogeneinfluss gestanden haben. "Welche Drogen oder Psychopharmaka sie konsumiert haben, wird die Expertise feststellen", meldete TASS unter Berufung auf Ermittler. Demnach könnten die mutmaßlichen Täter nicht nur an dem Tag selbst unter dem Einfluss von Mitteln gestanden haben, sondern schon vorher.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa