Josef Schuster im "Frühstart" Zentralrat der Juden würdigt Habeck-Video
02.11.2023, 10:10 Uhr Artikel anhören
Das Habeck-Video wird von Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, ausdrücklich gelobt. Es sei in dieser Form gleichwohl eine "Ausnahme". Die Straßen Berlins erachtet Schuster für Juden als unsicher, warnt aber auch vor deutschem Antisemitismus.
Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat das Video von Vizekanzler Robert Habeck, in dem dieser den Antisemitismus in Deutschland scharf verurteilt, ausdrücklich begrüßt. "Denn ein so klares und, wie ich auch meine, ausgewogenes Statement, das auch die Belange der Palästinenser, berechtigten Belange der Palästinenser ausdrücklich erwähnt, habe ich in dieser Form in den letzten Wochen nicht gesehen", sagte Schuster in der ntv-Sendung "Frühstart". "In diesem Format, in diesem Stil, wie wir es hören, ist es die Ausnahme", so Schuster weiter. Das "klare Bekenntnis zur deutschen Staatsräson" und das "Aufzeigen der Folgen für diejenigen, die das nicht akzeptieren wollen" bezeichnete Schuster als "sehr gut". "Ich hoffe, dass es vielleicht auch ein wenig sprachlich übersetzt wird und mancher, der hier in Deutschland lebt und einen anderen Migrationshintergrund hat, dann auch dieses Video verstehen kann."
Das Abstimmungsverhalten Deutschlands bei den Vereinten Nationen bezüglich der jüngsten Israel-Resolution wird von Schuster kritisiert. "Wenn es zum Jagen kommt, dann sollte man auch dabei sein. Und ich denke, hier bei dieser Resolution der UNO wäre es der richtige Weg gewesen, wenn Deutschland sich den anderen 14 Staaten, die hier klare Ablehnung gezeigt haben, angeschlossen hätte. Es hätte dem entsprochen, was wir vorher an Worten gehört haben, und auch der deutschen Staatsräson."
Berlin ein gefährlicher Ort für Kippa-Träger
In Deutschland fühlt sich der Zentralratspräsident nicht überall sicher. "Als Jude in Deutschland fühle ich mich sicher. Ob ich mich als Jude in Berlin sicher fühle, ist eine andere Frage. Auch wenn man das in Berlin vielleicht anders sieht, Berlin ist nicht Deutschland, Berlin ist ein Teil von Deutschland", sagte Schuster. Seit dem Attentat von Halle seien jüdische Einrichtungen in Deutschland technisch und personell gut geschützt, "insoweit ich auch keine Sorgen habe, auch für unsere Gemeindemitglieder, eine jüdische Einrichtung aufzusuchen", so Schuster weiter. "Dass ich in Berlin mich nicht mehr getrauen würde, mit einer Kippa zu laufen oder einen Davidstern umzuhängen, ist betrüblich, auch nicht ganz neu."
Die Massenzuwanderung der letzten Jahre habe die Situation in Deutschland nicht verbessert. "Zwischenzeitlich will ich auch ehrlich sagen, war ich eigentlich positiv überrascht, dass wir von muslimischer Seite, von arabischstämmiger Seite insbesondere eine Zunahme des Antisemitismus in den letzten Jahren nicht beobachtet haben. Seit dem 7. Oktober hat sich das Bild völlig gewandelt. Aber es sind noch, das muss man sagen, nicht nur Menschen, die erst 2015, 2016 zugewandert sind. Aber es sind eben auch Menschen, die 2015, 2016 zugewandert sind."
Der Schwerpunkt des Antisemitismus liegt nach Ansicht Schusters allerdings woanders. "Das Hauptproblem des Antisemitismus liegt im rechtsextremen Lager. Der rechte Antisemitismus ist immer noch der am stärksten ausgeprägte, wenn wir ihn auch jetzt in den letzten drei Wochen viel weniger gesehen haben. Aber man darf deshalb nicht meinen, dass das Problem nur muslimisch-arabisch ist."
Quelle: ntv.de, cwi