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Blick in die Polizeistatistik So kriminell ist Deutschland

Die gefühlte Kriminalität in Deutschland hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Doch ist Deutschland wirklich gefährlicher geworden? Ein Blick in die Statistik der Polizei gibt Antworten.

Deutschland ist im vergangenen Jahr nicht deutlich krimineller geworden. Zwar registrierte die Polizei 2016 wieder weit mehr als sechs Millionen Straftaten. Doch rechnet man Delikte, die das Ausländerrecht betreffen - dazu gehören illegale Einreisen - heraus, bleiben knapp 5,9 Millionen Straftaten; ein Rückgang um 0,7 Prozent. Inklusive dieser Delikte verzeichnet die Polizei allerdings einen Anstieg von 0,7 Prozent.

6,3 Millionen Straftaten - Deutschland war in den vergangenen 30 Jahren in vielen Jahren ruhiger, in vielen Jahren hatte die Polizei aber auch deutlich mehr zu tun. Etwa 1993, als die neuen Bundesländer erstmals in die gesamtdeutsche Statistik aufgenommen wurden, zählte die Statistik rund 6,7 Millionen Vergehen. Und auch nach der Jahrtausendwende stieg die Zahl noch einmal auf über 6,6 Millionen Delikte an. Die Aufklärungsquote ist in den vergangenen Jahren indes fast stetig gewachsen und beträgt derzeit - für alle Straftaten gerechnet - rund 56 Prozent.

Große Unterschiede gibt es bei der Art der Straftaten. Vor allem bei den Gewaltdelikten zeigt die Statistik einen starken Anstieg. Während die Beamten 2015 noch knapp 528.000 Fälle von Körperverletzung registrierten, ist die Zahl innerhalb nur eines Jahres auf über 570.000 Fälle angestiegen. Zum Vergleich: Ende der 1980er-Jahre lag sie noch bei knapp 200.000. Darunter sind auch die Fälle gefährlicher und schwerer Körperverletzung stark gestiegen: von rund 127.000 im Jahr 2015 auf über 140.000 im Jahr 2016.

Zu den besonders präsenten gefühlten Bedrohungen gehört bei den Deutschen der Wohnungseinbruch. Und tatsächlich ist die Zahl in den vergangenen Jahren stark angestiegen - wobei sie Mitte der 90er-Jahre schon einmal deutlich höher lag. Im vergangenen Jahr jedoch hatte die Polizei mit weniger Delikten zu tun. Bundesinnenminister Thomas de Maizière führt die positive Entwicklung darauf zurück, dass die Behörden erfolgreich zahlreiche internationale Einbrecherbanden zerschlagen hätten.

Bei Sexualdelikten etwa zeigt sich ein gemischtes Bild: Während ihre Anzahl im Vergleich zum Vorjahr angestiegen ist, zeigt die langfristige Entwicklung eher nach unten. Bei Sexualdelikten jedoch gehen die Behörden von einer besonders hohen Dunkelziffer aus. Eine insgesamt sinkende Zahl kann daher also auch bedeuten, dass einfach weniger Fälle von sexueller Gewalt angezeigt werden.

Im Bereich des schwersten Verbrechen sind die Zahlen im vergangenen Jahr wieder so stark gestiegen wie seit Mitte der 90er-Jahre nicht mehr. Dennoch ist langfristig bei den Mordzahlen ein Trend erkennbar, der eher nach unten zeigt.

Auch regional gibt es massive Unterschiede. Die höchste Kriminalitätsbelastung hat Berlin mit über 16.000 Straftaten pro 100.000 Einwohner. Im Landkreis Würzburg hingegen kommen auf 100.000 Einwohner nur knapp 2200 Delikte. Die höchste Kriminalität hat rein statistisch der Landkreis Berchtesgadener Land im äußersten Südosten der Republik. Hier verzeichnen die Behörden über 100.000 Delikte pro 100.000 Einwohner. Auch Kreise in der Nähe wie Rosenheim weisen ähnlich hohe Werte auf. Die örtlichen Polizeibehörden verweisen jedoch darauf, dass der absolute Großteil dieser Delikte illegale Einreisen darstellen, da die Landkreise an der Grenze zu Österreich einen Teil der von Flüchtlingen stark genutzten Balkanroute darstellen.

Hat sich die starke Zuwanderung nach Deutschland in den vergangenen Jahre in der Kriminalitätstatistik niedergeschlagen? Eindeutig ja. Die Anzahl der Straftaten mit nichtdeutschen Tatverdächtigen stieg von rund 500.000 im Jahr 2012 auf über 950.000 im Jahr 2016. Diese Zahlen beinhalten jedoch auch illegale Grenzübertretungen und Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz. Ohne diese Delikte ist jedoch auch ein deutlicher Trend erkennbar: Dann stieg der Wert von 2012, als rund 435.000 Nichtdeutsche Tatverdächtige waren auf rund 616.000 tatverdächtige Ausländer im Jahr 2016.

Im Bereich der politisch motivierten Kriminalität ist insgesamt ein Anstieg um über sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Die Anzahl von politisch rechts motivierten Straftaten hat um 2,6 Prozent zugenommen. Linksmotivierte Kriminalität hat um 2,2 Prozent abgenommen. Ein besonders starker Zuwachs lässt sich im Bereich der sogenannten "Politisch motivierten Ausländerkriminalität" beobachten - darunter fallen "importierte" Ideologien wie auch Islamismus. Ihre Fallzahlen sind um über 60 Prozent gestiegen. Einen Großteil der Delikte machen Propagandavergehen aus, also etwa das Verwenden von Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen. Bei den politisch rechts motivierten Delikten sind das über 50 Prozent.

 

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei politisch motivierten Gewaltdelikten. Rechte Gewalt hat 2016 im Vergleich zum Vorjahr um über 18 Prozent zugenommen. Linke Gewalt ist um über 30 Prozent zurückgegangen, wobei das Vorjahresniveau weit über dem der rechten Gewalt lag. Und auch politisch motivierte Ausländer sind häufiger zu Tätern geworden: Der Zuwachs beträgt 75 Prozent.

 

Quelle: ntv.de

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