Person der Woche Jesus - schwer attackiert, aber überraschend populär
24.12.2024, 09:35 Uhr Artikel anhören
Christenverfolgung von China bis Arabien, brennende Kirchen in Afrika: Das Christentum wird global bedroht. Zugleich gibt es weltweit ein Wachstum der Gläubigen - erstmals leben 2,63 Milliarden Christen auf der Welt. Die Botschaft von Frieden und Nächstenliebe ist stärker, als man denkt.
Christenverfolgungen nehmen weltweit deutlich zu. Der neue Bericht des Hilfswerks "Kirche in Not" meldet massive Übergriffe auf Christen in immer mehr Ländern. Besonders in Afrika verschlechtert sich demnach die Lage rapide. Regina Lynch, Präsidentin von "Kirche in Not", erklärt, dass sich vom Nahen Osten her ein "Epizentrum islamischer Gewalt" dorthin verlagere. Die Kulturgrenzen des islamischen Raums in Schwarzafrika werden zusehends blutig.
Von Burkina Faso (dort kam es im Oktober zu einem Massaker an 600 Christen) über Nigeria und die Zentralafrikanische Republik bis nach Äthiopien melden verzweifelte christliche Gemeinden brutale Attacken. Bischof Gerald Mamman Musa aus Nigeria erklärte, Entführungen von Priestern und kirchlichen Mitarbeitern seien inzwischen an der Tagesordnung. Wiederholt werden Brandanschläge auf Kirchen und Entführungen sowie Zwangskonversionen christlicher Frauen und Mädchen gemeldet. Viele Christen im Sub-Sahara-Raum haben gerade rund um Weihnachten große Angst vor neuen Übergriffen.
"Kirche in Not" nennt als Ursache für die Bedrohung "das Erstarken muslimischer Extremisten und ihrer intoleranten Ideologien, was erheblich beigetragen hat zu einer zunehmenden Verfolgung von Christen". Allerdings verzeichnet der Bericht auch ein positives Beispiel: In Vietnam hätten sich die Menschenrechte für Christen deutlich verbessert.
Jeden Tag kommen rechnerisch 82.000 Christen hinzu
Obwohl die Verfolgung von Christen weltweit zunimmt, vollzieht sich im globalen Maßstab eine zugleich erstaunliche Hinwendung zum Christentum. Im Jahr 2024 hat die Zahl der Christen weltweit erstmals die Marke von 2,63 Milliarden Menschen erreicht. Das Christentum ist damit die mit Abstand größte Glaubensgemeinschaft der Welt - Muslime folgen mit rund 2 Milliarden Gläubigen, zudem gibt es gut 1 Milliarde Hindus. Zurzeit wächst das Christentum mit einer Jahresrate von mehr als einem Prozent im Jahr, das sind rund 30 Millionen Gläubige. Jeden einzelnen Tag wird die Christengemeinde damit um rechnerisch 82.000 Menschen größer. Die Zahlen entstammen Studien von Religionsforschern aus Boston sowie des PEW Research Center in Washington und den Einzeldaten der christlichen Kirchen. So meldet allein die katholische Kirche die Rekordzahl von rund 1,4 Milliarden Katholikinnen und Katholiken weltweit.
An Weihnachten wächst in vielen Ländern die Bereitschaft der Menschen, sich dem christlichen Glauben wieder zuzuwenden. Auch die Zahl der Taufen in der Weihnachtszeit nimmt deutlich zu. So hat sich der Hollywoodstar und zweifache Oscarpreisträger Denzel Washington jetzt in New York taufen lassen. "In einer Woche werde ich 70", sagte Washington, "es hat eine Weile gedauert, aber jetzt bin ich hier." Washington erhielt zugleich eine Predigerlizenz. Es gibt eine Reihe von Prominenten, die jüngst ebenfalls Predigerlizenzen erhalten haben, darunter die Sängerin Adele, die Rapperin Cardi B. sowie die Schauspieler Whoopi Goldberg, Dwayne Johnson und Tom Hanks. In Deutschland machte der CDU-Politiker Philipp Amthor vor einigen Jahren Schlagzeilen, als er sich kurz vor Weihnachten im Alter von 27 Jahren taufen ließ.
Sie alle eint ein Faszinosum: die Botschaft des Friedens und der Nächstenliebe, der Glaube an einen vergebenden, barmherzigen Gott, dessen Liebe größer ist als der Hass. Der Glaube an einen Jesus, der bitterarm in der Krippe liegt, die Herzen der Welt gerade ohne Waffen und Geld erobert, der entsagt und erklärt, man müsse dem, der einen schlägt, besser die andere Wange hinhalten, weil das Gute am Ende siegen werde.
Weihnachtsgeschichte kontra Diktatoren
Bischof Tilman Jeremias der Evangelisch-Lutherischen Kirche betont in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft die frohe und tröstende Botschaft des Christentums: "Die Weihnachtsgeschichte erzählt, dass die Welt nicht durch Diktatoren und Superreiche bewegt wird, schon gar nicht durch Attentäter", sagt er vor dem Hintergrund des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Christen folgten der Botschaft von Frieden und Versöhnung auf Erden, und die beginne im Kleinen. "In jedem guten Wort, in jeder hilfreichen Geste, in jedem Zeichen der Zuwendung."
Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx ruft zur Weihnachtsnacht dazu auf, "im Dickicht von Hass und Polarisierung die Augen aufzumachen und Brücken der Versöhnung zu bauen". Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine und im Heiligen Land sei "realistisch und begründet, der Krieg hatte nie das letzte Wort". An Weihnachten feiere man laut Kardinal Marx "den entscheidenden Wendepunkt von der Hoffnungslosigkeit zu einer Welt der Hoffnung. Wir könnten sehen, dass die Welt, in der wir leben, keine orientierungs- und hoffnungslose Zeitabfolge ohne Ziel und ohne Sinn sei, sondern dass uns im Zentrum der Weltgeschichte, der Geschichte des Universums und meiner persönlichen Lebensgeschichte" das Gesicht eines Kindes anschaue, das Gesicht Jesu von Nazareth.
Jesus sei "Grund unserer Hoffnung, einer Hoffnung, die wir uns nicht selbst zurechtgelegt haben, sondern die uns geschenkt wird, und die uns die Kraft für eine gute, bessere Möglichkeit für uns und die Welt gibt", ist der Erzbischof überzeugt: "Ja, wir können jede Höllenangst hinter uns lassen und mit ihm gehen."
Die deutsche Olympiasiegerin im Kugelstoßen, Yemisi Ogunleye, preist auf ihre Weise in einem ARD-Interview ungewöhnlich offen die Kraft des verletzlichen, gekreuzigten Jesus und die Liebe Gottes. Sie hält bei ihren Erfolgen zuweilen einen Zettel in die Kamera, auf dem ein aufgemaltes Kreuz und ein aufgemaltes Herz mit einem Ist-gleich-Zeichen verbunden sind und darauf die Worte "You are loved" ("Du bist geliebt") mit Verweis auf die Bibelstelle Johannes 3,16: "Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."
Quelle: ntv.de