Reise

Playa de Palma bekommt neues Gesicht Abschied vom "Ballermann"

Als "Wiege des Pauschaltourismus" gefeiert, war die Playa de Palma einst ein Aushängeschild Mallorcas. Doch in den 80er Jahren verkam der sechs Kilometer lange Strandabschnitt zwischen Can Pastilla und S'Arenal: "Sonne, Sex und Saufen" waren am "Ballermann" angesagt. Etwa 40.000 Hotelbetten und 34.000 Apartments ballen sich in dieser Zone. Jahrelang wurde auf der Baleareninsel diskutiert, wie sich aus der Playa de Palma eine stilvolle Tourismusmeile machen lässt - nun kommt Bewegung in die Sache. Erste Hotels wurden saniert, Grünflächen erweitert, das "Hotel Real Nautic" kommt als erstes unter die Abrissbirne. Wer noch einmal die alte Playa de Palma erleben will, hat nicht mehr endlos Zeit.

Bekanntes Bild: Gruppe junger Männer aus Deutschland an Mallorcas Playa de Palma, auf der Höhe des balneario 6, in Deutschland als Ballermann bekannt.

Bekanntes Bild: Gruppe junger Männer aus Deutschland an Mallorcas Playa de Palma, auf der Höhe des balneario 6, in Deutschland als Ballermann bekannt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das Konsortium zur Umgestaltung der Playa de Palma will im Frühjahr 2010 den Masterplan endgültig präsentieren. Ein Rotterdamer Büro hat den Auftrag dafür erhalten und schon Ideen entwickelt - mit viel Grün, Wasserläufen, dem Rückbau von Gebäuden, parkähnlichen Innenhöfen, einem Kongresszentrum und einer S-Bahn-Linie nach Palma. Zu den Projekten zählen auch "Internet für alle" und das ehrgeizige Ziel, der erste klimaneutrale Stadtteil Europas zu werden. Rund drei Milliarden Euro soll das auf zehn Jahre angelegte Projekt kosten.

Zimmer wie Gefängniszellen

"Wir sind ein Reiseziel der ersten Generation, das langsam stirbt", sagt Margarita Nájera, frühere Bürgermeisterin von Calvia und Leiterin des "Consorcio Playa de Palma". Viele Hotels stammen aus den 60er Jahren und haben teilweise noch Zwei-Sterne-Standard. "Die Zimmer sind klein und erinnern an Gefängniszellen. Da will heute niemand mehr wohnen", sagt Nájera. Es gebe sogar Herbergen, die als Stundenhotel geführt werden. Nun sehe das Konzept vor, in vielen Häusern zwei Zimmer zu einem Raum zusammenlegen. "Klasse statt Masse" ist das Motto: "Wir sind bereit, auf 20.000 Betten zu verzichten."

Der sechs Kilometer lange Küstenstreifen soll ein völlig neues Gesicht bekommen. (Fotomontage mit Mosaikboden und Palmenallee am Strand in Palma de Mallorca)

Der sechs Kilometer lange Küstenstreifen soll ein völlig neues Gesicht bekommen. (Fotomontage mit Mosaikboden und Palmenallee am Strand in Palma de Mallorca)

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Wir wollen als erster Stadtteil weltweit klimaneutral werden", sagt Nájera. Bisher habe es solche Projekte nur für neue Siedlungen gegeben, zum Beispiel in Finnland. Die Reduktion der CO2-Emissionen soll vor allem durch die Sanierung von Gebäuden, umweltschonende Verkehrsmittel und den Einsatz erneuerbarer Energien erzielt werden. Zugleich sollen dabei die Hotelfassaden verschönert werden.

"Es ist die Entscheidung der Hoteliers, ob sie mitziehen und renovieren oder irgendwann schließen müssen, weil niemand mehr in ihren Häusern Urlaub machen möchte", sagt die Expertin. Es gebe für das Gesamtprojekt auch neue Investoren, doch die wollten neu bauen. Zweifel, dass dem Projekt jetzt wegen der Finanzkrise und ausbleibenden Urlaubern finanziell die Luft ausgehen könnte, hat an der Playa de Palma niemand. Im Gegenteil: "Die Krise hilft. Denn sie zeigt, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht", sagt Nájera.

Modell der Umgebung des Jueus-Sturzbaches in Palma de Mallorca, wo ein Boulevard zum Strand entstehen soll.

Modell der Umgebung des Jueus-Sturzbaches in Palma de Mallorca, wo ein Boulevard zum Strand entstehen soll.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Im September 2009 kamen 1,2 Millionen ausländische Touristen auf die Balearen. Das waren 12,4 Prozent weniger als im Jahr davor. Bei den Deutschen betrug der Rückgang 11,6 Prozent. Zwischen Januar und September wurden insgesamt acht Millionen ausländische Touristen auf den Balearen gezählt, das bedeutete ein Minus von rund 9 Prozent.

Quelle: ntv.de, Sybille Nobel-Sagolla, dpa

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