Reise

Karibikstrände und Kaffeetrinken im Schwarzwald Nicaragua erwacht

Rund 16 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs erwacht in Nicaragua der Tourismus. Ob auf den Atlantik-Inseln mit ihrem Karibik-Flair oder in den Kaffeeplantagen des "Schwarzwaldes": Zwischen Vulkanen und Seen entdecken Besucher den Reiz des Ursprünglichen.

Blick vom Dach der Kathedrale in León - meist hängt am Ausguck eine der Glocken, das Seil zum Läuten in Reichweite.

Blick vom Dach der Kathedrale in León - meist hängt am Ausguck eine der Glocken, das Seil zum Läuten in Reichweite.

(Foto: picture-alliance/ gms)

"Bitte nicht anfassen und nicht läuten". So mahnt in Spanisch ein Schild neben den Glocken im Oberteil der Basilika de la Asuncion in der Kolonialstadt Leon in Nicaragua. "Ein Einheimischer würde das nicht wagen, ausländische Touristen haben es schon probiert", sagt die Stadtführerin Xochilt Muoz. "Wir sind aber sehr froh, dass Urlauber auch aus Nordamerika und Europa wieder in unsere Stadt kommen", fügt sie schnell hinzu. Besucher können über Stiegen das Dach des Gotteshauses erklimmen. Und meist hängt am Ausguck eine der Glocken, das Seil zum Läuten in Reichweite - in der Tat eine Versuchung.

Gut 16 Jahre nach Bürgerkrieg und Friedensvertrag spüren auch die noch wenigen Hoteliers das steigende Interesse ausländischer Gäste an dem Unistädtchen mit vielen Bars und Cafes. "Vor zehn Jahren gab es in Leon zwei oder drei Hotels, heute schon zehn", erzählt Peter Waldsam, der Eigentümer des Hotels "Austria".

Klassiker aus dem Nicaragua-Programm - die Stadt Granada mit ihren Häusern aus der Kolonialzeit ist bei vielen Touristen beliebt.

Klassiker aus dem Nicaragua-Programm - die Stadt Granada mit ihren Häusern aus der Kolonialzeit ist bei vielen Touristen beliebt.

(Foto: picture-alliance/ gms)

Die Kolonialstadt Leon, die bergige Selva Negra (zu Deutsch "Schwarzwald") mit Kaffeeplantagen sowie die Inseln an der Atlantikküste mit viel Karibik-Flair gehören zu den Destinationen, die touristisch noch im Verborgenen blühen. Im Kurzprogramm vieler Besucher stehen die Kolonialstadt Granada, eine Bootsfahrt auf dem Nicaragua-See oder eine Busfahrt zum Krater des Masaya-Vulkans höher im Kurs.

Auf der Straße von Leon nach Selva Negra wechselt Asphalt mit Schlaglöchern. Traktoren, buntbemalte Überlandbusse, Bauern zu Pferde, Hühner, Hirten und Ziegen bevölkern Strecke und Wegesrand. Im Städtchen Jinotega gibt es eine schmucke Familienherberge mit europäischem Standard. Die Zimmerpreise im "Hotel Cafe" liegen zwischen 35 und 60 Dollar. "Es geht im Tourismus Schritt für Schritt voran", sagt Eigentümerin Tere Altamirano.

Die Kaffeekooperative Soppexcca in Jinotega handelt mit deutschen Importeuren, denen faire Erzeugerpreise für die Kleinbauern am Herzen liegen. Francisco Javier Valle ist erst 21, aber als Tester in der Region anerkannt. Sein Vater ist einer der Kleinerzeuger. Der Sohn beugt sich über den von ihm zubreiteten Kaffeesud. Erst schnüffelt der junge Mann, dann schlürft und schmatzt er. Nun wiegt er zufrieden den Kopf. "Kaffee ist wichtiges Exportprodukt Nicaraguas", sagt er. "Und bei uns in den Hochlagen gedeihen die besten Qualitäten."

Die Ausgaben der kleinen Touristengruppe für frisch zubereiteten Mokka und Gebäck sowie ein paar Päckchen Kaffee ist ein willkommenes Zubrot für die Einheimischen. Revolution und einige Jahre Sozialismus brachten den Kleinbauern mehr Bildung und ein wenig Land. Aber auch heute gehört Nicaragua zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas.

Der Affe auf dem Nicaragua-See lässt sich von den Besuchern nicht stören.

Der Affe auf dem Nicaragua-See lässt sich von den Besuchern nicht stören.

(Foto: picture-alliance/ gms)

Nicaragua ist aber auch das Land der vielen Vulkane. Selbst wer das dritte oder vierte Mal hierher reist, will zumindest den immer dampfenden Schlund des Masaya-Kraters, der unweit von Managua liegt, nochmal sehen. "Ich muss Sie bitten, Ihr Auto mit dem Heck zum Vulkanrand zu parken", sagt Osvaldo Domingo Bravo höflich, aber bestimmt. "Im Notfall müssen Sie dann nicht wenden und kommen schneller weg." Völlig abwegig ist das nicht: Im April 2001 spuckte der Vulkan Steine und Felsbrocken. Dabei war auch der Mietwagen eines Touristen demoliert worden.

Informationen

Arbeitsgemeinschaft Lateinamerika, Domenecker Straße 19, 74219 Möckmühl (Tel: 06298/92 92 77, Fax: 06298/92 92 780).

Quelle: ntv.de, Bernd Kubisch, dpa

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