Ausstellungen ohne "reales" Publikum Tate Modern geht mit der Zeit
19.10.2011, 09:59 Uhr
Tate Modern: moderne Kunst in einem ehemaligen Kraftwerk.
(Foto: Andrea Beu)
In der Tate Modern an der Themse herrscht eigentlich zu jeder Tageszeit Massenandrang. Das Haus für moderne und zeitgenössische Kunst ist zur absoluten London-Attraktion geworden. Um neben den Millionen Besuchern noch mehr Menschen zu erreichen, beschreitet die Tate Modern neue Wege und startet ein bislang einzigartiges Projekt.
Für München war es ein schwerer Abschied: Rund acht Jahre lang leitete Chris Dercon das Münchner Haus der Kunst und gab ihm ein neues Profil. Im April 2011 trat er den Posten des Direktors der Tate Modern in London an. In und um das frühere Elektrizitätswerk an der Themse brummt es derzeit geradezu. Anfang Oktober hat eine große Gerhard-Richter-Retrospektive eröffnet. Die Erweiterungsarbeiten an dem riesigen Gebäude gehen voran. Und um neben den jährlich bis zu fünf Millionen Besuchern noch mehr Menschen zu erreichen, bietet die Tate Modern bald virtuelle Schauen an.
"Internet bringt neues Museumspublikum"
Durch das Internet entsteht nach Ansicht Dercons ein völlig neues Museumspublikum. "Es ist eine Form von Öffentlichkeit, für die wir die Gesetze und die Regeln neu schreiben müssen", sagte er. "Das Museum als autoritäre Stimme im Sinne von "ich bin der Kurator", "ich bin der Künstler, das Genie" und "ich weiß es alles besser", und der Kritiker, der dann sagt, "das ist gut oder schlecht" - das ist vorbei." Wie dieses Publikum funktioniere, müssten die Museen erst noch herausfinden.
Die Tate Modern zählt zu den weltweit führenden Museen für zeitgenössische und moderne Kunst. Im März 2012 startet dort ein nach Museumsangaben bislang einzigartiges Projekt, bei dem Ausstellungen und Performances ausschließlich über eine Live-Übertragung im Internet angesehen werden können. Ein "reales" Publikum vor Ort soll es dabei nicht mehr geben.
Quelle: ntv.de, dpa