Reise

Imagewandel zu mehr Weltoffenheit Tausende Wanderer befragt

Der moderne Wanderer pflegt weniger althergebrachte Traditionen als einen eher offenen Lebensstil. Zudem unternehmen deutsche Wanderer vor allem Tagesausflüge - dafür aber viele: pro Jahr werden in Deutschland 370 Millionen Tageswanderungen unternommen. Das ergab eine Studie, für die tausende Wanderer befragt wurden. Auch die Gründe für das Wandern wurden ermittelt.

Als Wanderer schnüren die Deutschen ihre Schuhe vor allem für Tagesausflüge. Drei von vier aktiven Wanderern äußerten sich entsprechend in einer Befragung für die "Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern". Prof. Heinz-Dieter Quack vom Europäischen Tourismusinstitut in Trier sagte bei der Präsentation der Studie im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin, insgesamt würden in Deutschland 370 Millionen Tageswanderungen pro Jahr unternommen. Wanderer sorgten aber auch für rund 30 Millionen Übernachtungen jährlich in Deutschland.

Die Studie im Auftrag des Deutschen Wanderverbandes hat außerdem untersucht, aus welchen Gründen Menschen gerne wandern. Das Ergebnis: Die Befragten schätzen das Wandern vor allem als gesund, erholsam, abwechslungsreich und überall möglich. Religiöse Beweggründe haben trotz des Trends zum Pilgern nur eine geringe Bedeutung. Als wichtigste Assoziation nannten 45 Prozent das Naturerlebnis. Die Anfahrt zur Tour absolvieren allerdings mehr als 80 Prozent im Auto.

Die "Weltoffenen", "Kritischen", "Realisten" und "Anspruchsvollen"

Aus dem Forschungsbericht  zur ersten nationalen "Grundlagenstudie Wandern" geht auch hervor: Der moderne Wanderer pflegt weniger althergebrachte Traditionen als einen eher offenen Lebensstil. Eine überdurchschnittliche Neigung zum Wandern weisen die Gruppen der "Weltoffenen", "Kritischen", "Realisten" und "Anspruchsvollen" auf. Der Anteil aller vier Gruppen an den Wanderern beträgt demnach mehr als 53 Prozent, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung dagegen nur gut 40  Prozent. Hingegen sind die "Bodenständigen" und "Häuslichen"  gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil in der Gruppe der Wanderer unterrepräsentiert.

Der Deutsche Wanderverband wertete die Ergebnisse des Forschungsberichts als Beleg für einen Imagewandel des Wanderns in den vergangenen Jahren. Hauptmotive für das Wandern sind demnach das Natur- und Umwelterlebnis sowie seine gesundheitsfördernde  Wirkung.

Einige zentrale Ergebnisse der Studie wurden bereits im März auf der Reisemesse ITB in Berlin vorgestellt - unter anderen, dass sich 56 Prozent der Befragten als aktive Wanderer bezeichnen. 15 Prozent wandern mehrmals pro Monat, das Gros von 23 Prozent mindestens ein- bis zweimal pro Jahr und 18 Prozent noch seltener.

Nicht gesund genug zum Wandern

Bei den 44 Prozent Nicht-Wanderern in der Bevölkerung überrascht ein Grund, den knapp ein Drittel dieser Befragten nannte: den persönlichen Gesundheitszustand. Das erklärt auch die Altersverteilung, nach der fast drei Viertel der über 75-Jährigen überhaupt nicht wandern, während die 65- bis 74-Jährigen die eifrigsten Wanderer sind. Im Schnitt sind die aktiven Wanderer in Deutschland 47 Jahre alt.

Da die mittleren Altersgruppen und damit die wanderaffine Zielgruppen mittelfristig weiter zunehmen, werde auch die Zahl der aktiven Wanderer bis zum Jahr 2040 steigen, sagte Prof. Quack voraus. Eine wachsende Gruppe werde aber voraussichtlich auch in Zukunft den Wäldern und Bergen fern bleiben. Migranten hätten wenig Interesse am Wandern und müssten intensiv herangeführt werden, sagte Ute Dicks, die Geschäftsführerin des Deutschen Wanderverbandes.

Für die Studie wurden 3000 Personen ab 16 Jahren telefonisch sowie weitere 4500 Personen auf Wanderwegen befragt. Außerdem führten die Forscher Gespräche mit Experten.

Quelle: ntv.de, abe/dpa/AFP

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