Reise

Museum erinnert an Hamburger Zeit Wo die Beatles zur Band wurden

Reeperbahn, Ecke Große Freiheit - seit vergangenem Herbst erinnert dort der Beatles-Platz in Form einer riesigen Schallplatte an die Hamburger Zeit der legendären Band aus Liverpool. Nur wenige Schritte entfernt öffnet nun am Freitag eine weitere Pilgerstätte für Fans der "Fab Four" ihre Türen. "Beatlemania" heißt die "Erlebniswelt", benannt nach der weltweiten Begeisterung für die Band ab den 60er Jahren. Die Anfänge dieser phänomenalen Erfolgsstory liegen nach Überzeugung von vielen in Hamburg.

Aufblasbares "Yellow Submarine" an der Fassade von "Beatlemania".

Aufblasbares "Yellow Submarine" an der Fassade von "Beatlemania".

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Als die Beatles 1960 nach Hamburg kamen, waren sie noch zu fünft. Neben John Lennon, Paul McCartney und George Harrison machten der damalige Schlagzeuger Pete Best sowie der zwei Jahre später in Hamburg verstorbene Gitarrist Stuart Sutcliffe die Band komplett. Ab Mitte August 1960 stand die Band täglich in einem Club an der Großen Freiheit auf der Bühne. Als der geschlossen wurde, wechselten die Youngster in einen anderen Club, wo sie den damals ebenfalls dort auftretenden Ringo Starr kennen lernten - ab 1962 war er dann der neue Schlagzeuger der Beatles. Nach einigen Monaten verließ die Band dann Deutschland wieder. Sie spielte später jedoch noch mehrfach in Hamburg, so im legendären Star-Club.

Zeitreise auf vier Etagen

"Beatlemania" beginnt seine Zeitreise über vier Etagen und 1300 Quadratmeter mit eben diesen frühen Stationen in der Hamburger Szene. Wie damals die fünf Beatles kommen Besucher in einem Behördenflur der 60er Jahre an, bevor sie sich in einem Straßenzug des Stadtteils St. Pauli mit nachgebildeten Hausfronten damaliger Clubs wiederfinden. Der weitere Weg durch die Ausstellung führt etwa durch das Londoner Abbey Road Studio mit einigen beim Einspielen verwendeten Originalinstrumenten oder in das Innere der "Yellow Submarine", eines an Beatles-Album und -Film gleichen Namens angelehnten, überdimensional großen gelben U-Boots. Der letzte Raum schließlich widmet sich der letzten erschienenen Platte der Band, "Let It Be" von 1970.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Den Weg der "Beatlemania"-Besucher säumen bis dahin neben den Alben der Band auch allerhand Souvenirs und Fan-Accessoires - "Kitsch aus aller Welt", wie es Uwe Blaschke zusammenfasst. Der 56-Jährige nennt eine der bedeutendsten Beatles-Sammlungen Europas sein eigen und stellt dem neuen Museum rund tausend Memorabilia zur Verfügung. Neben Sammelkarten, Beatles-Badewasserzusatz oder Nylonstrumpfhosen mit eingewebten Konterfeis der Musiker zählen dazu auch Autogramme der anfänglichen, noch fünfköpfigen Formation oder deren allererster, in Hamburg unterzeichneter Plattenvertrag. Damals nahm Tony Sheridan gemeinsam mit ihnen in der Hansestadt den Twist "My Bonnie" auf.

Verrückte Vorreiter

Die Faszination für die Beatles lässt Blaschke seit Jahrzehnten nicht los. "Sie haben eine ganze Epoche geprägt. Wer an die 60er Jahre denkt, dem fallen sofort die Beatles ein", schwärmt der Sammler. Die Band habe "die Muße gehabt und war auch verrückt genug, alles auszuprobieren". Vieles hätten die Beatles als Erste gemacht - zum Beispiel Studioaufnahmen mit Orchester oder auch Videoclips zu neu veröffentlichten Songs, die Vorläufer heutiger Musikvideos.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Auch der Hamburger Musikwissenschaftler Wolfgang Hochstein schreibt den Beatles eine "ganz große Bedeutung" für die Popmusik-Geschichte zu. Sie hätten es verstanden, "verschiedene Stilrichtungen aufzunehmen und einzuschmelzen", von 20er-Jahre-Schlagern über Rock'n'Roll bis hin zu experimenteller Musik. Dabei seien sie in Hamburg "wirklich zur Band geworden". Hier seien sie dank täglicher stundenlanger Auftritte "als Live-Band zusammengewachsen". Nicht zuletzt die Pilzkopf-Frisuren hätten sie sich in der Hansestadt zugelegt.

Dass eine gewisse Beatlemania bis heute anhält, liegt laut Hochstein schlicht an der "guten Musik" der Band - einer Musik, "die das Lebensgefühl der damaligen Generation in unglaublicher Weise getroffen" und der Jugend bei ihrer musikalischen und gesellschaftlichen Emanzipation geholfen habe: "Und das spüren Leute auch heute noch."

 

Quelle: ntv.de, Deike Stolz, AFP

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