Viel Kultur beim Weltjugendtag Madrid ist im Papstfieber
14.08.2011, 08:00 UhrDer Weltjugendtag in Madrid lockt Katholiken wie Touristen mit mehr als 300 Veranstaltungen. Auf neuen Rundgängen bekommen Besucher eine andere Seite der spanischen Hauptstadt zu sehen - das Madrid der Kirchen, Marienfiguren und Heiligen.

Esther Benito (r) zeigt auf Führungen anlässlich des Weltjugendtags das religiöse Leben Madrids, etwa die Kirche San Pedro El Viejo.
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Der August ist für Madrids Fremdenführer ein traditionell eher langweiliger Monat. Spanische wie ausländische Touristen meiden dann die Sommerhitze in der Hauptstadt und vergnügen sich lieber an den Stränden der spanischen Mittelmeerküste oder auf Mallorca. "Doch derzeit sind wir alle in Alarmbereitschaft", sagt Reiseführerin Esther Benito. "Die Nachfrage nach geführten Stadtrundgängen ist enorm." Schuld daran ist ein Deutscher: Papst Benedikt XVI. hat Jugendliche aus der ganzen Welt eingeladen, mit ihm in Madrid den diesjährigen Weltjugendtag (WJT) zu feiern. Und sie kommen in Scharen.

Besuchermagnet Papst: Vom 16. bis 21. August werden in der spanischen Hauptstadt mehr als 1,5 Millionen Pilger erwartet.
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Vom 16. bis 21. August werden in der spanischen Hauptstadt mehr als 1,5 Millionen Pilger erwartet. Auch 16.500 junge Katholiken aus allen Teilen Deutschlands haben sich angekündigt. Sie alle erwartet neben dem Glaubensfest ein kulturelles Rahmenprogramm.
Das Fremdenverkehrsamt Madrids habe eigens kulturell-religiöse Stadtrundführungen ins Leben gerufen, erklärt Fremdenführerin Esther Benito. Sie führt ihre Gruppe auf dem "Rundgang der Kirchen" als erstes zu der unscheinbaren Kapelle Santo Niño del Remedio. Die wenigsten Touristen würden diesen Ort aufsuchen. "Aber diese Kapelle gehört zu den wichtigsten der ganzen Stadt", erklärt Esther. "Sehr viele Madrilenen kommen hierher zum Gebet."
Oft übersehen

An San Ginés laufen viele Touristen vorbei. Dabei birgt das Gotteshaus lohnenswerte Kunstwerke.
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Nur wenige Schritte entfernt steht die Kirche San Ginés, eine der ältesten Madrids. Die meisten Touristen laufen auf dem Weg von der Puerta del Sol zum Königspalast einfach an ihr vorbei. Doch in ihrem Inneren verbergen sich neben der prachtvollen Kapelle Santísimo Cristo lohnenswerte Kunstwerke von Meistern wie El Greco. "In San Ginés liegen heute viele berühmte Stierkämpfer begraben, der große spanische Schriftsteller Lópe de Vega heiratete hier", erzählt Esther. Die Kirche von San Pedro El Viejo birgt eine der beliebtesten Prozessionsfiguren der Karwoche, Jesus den Armen.

Die Iglesia San Nicolás de Bari mit ihrem berühmten Schiefer-Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert ist die älteste Kirche der Stadt.
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Durch das Gewirr der Madrider Altstadt geht es weiter zur Iglesia San Nicolás de Bari, der ältesten Kirche der Stadt mit ihrem berühmten Schiefer-Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert. Andere dieser religiös-kulturgeschichtlichen Stadtführungen, die bis Ende August angeboten werden, zeigen den Besuchern zum Beispiel die päpstlichen Orte der Stadt.
Unter dem Motto "Ein Glaube, der zur Kultur wurde" gibt es während des Weltjugendtags kulturelle Veranstaltungen, in deren Mittelpunkt der Glaube und die Beziehung zwischen Kunst und Religion stehen. Im Retiro-Stadtpark lädt die Ausstellung "Bewegt von der Schönheit" zum virtuellen Rundgang durch die Kirche Sagrada Familia in Barcelona ein. Vor dem ägyptischen Tempel Dedob setzen Flamenco-Tänzer die Passion und Auferstehung Christi auf sehr spanische Weise unter freiem Himmel um.
Kinofestival "Glauben und Religion"

Im Teatro Real in Madrid werden Aufführungen im Rahmen des Weltjugendtags gezeigt. Sie stehen unter dem Motte "Ein Glaube, der zur Kultur wurde".
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In der ganzen Stadt erzählen Musicals, Theateraufführungen und Filme vom Leben und Wirken des verstorbenen Papstes Johannes Paul II., dem Schutzpatron des Weltjugendtags. Und beim Kinofestival zum Thema "Glauben und Religion" werden Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme gezeigt. Der Film "Der Gärtner Gottes" mit Christopher Lambert hat im kulturellen Rahmenprogramm des WJT seine Weltpremiere.
Quelle: ntv.de, Manuel Meyer, dpa