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Friedrichs Rekordjagd mit Sorge Bob-Dominator nennt eigenen Sport "Abfallprodukt"

Friedrich (r.) und sein Team sind Seriensieger - aber trotzdem nicht richtig glücklich.

Friedrich (r.) und sein Team sind Seriensieger - aber trotzdem nicht richtig glücklich.

(Foto: imago images/Xinhua)

Ein Podium ohne Francesco Friedrich ist im Bobsport unvorstellbar. Seit Jahren dominiert der Deutsche die Weltelite, auch für die anstehende Saison gilt er als Topfavorit. Doch glücklich ist der 32-Jährige nicht. Für seinen eigenen Sport sieht er keine Zukunft.

Dauer-Champion Francesco Friedrich sieht für die Zukunft des Bobsports geradezu schwarz. "Es wird die Zeit kommen, wo kein Bob mehr fahren wird. Wahrscheinlich werden unsere Enkelkinder vom Bobsport nur noch aus den Geschichtsbüchern erfahren", sagte der 32-Jährige vor der Abreise zum Weltcup-Auftakt im kanadischen Whistler (ab dem 21. November) der "Welt am Sonntag".

Seine pessimistischen Einschätzungen begründete Friedrich mit Negativentwicklungen in unterschiedlichen Bereichen. "Wir haben so gut wie keinen Breitensport und kaum noch Leistungssport. Wir werden immer mehr zum Abfallprodukt anderer Sportarten: Wenn ein Athlet in seiner ursprünglichen Sportart nicht weiterkommt, versucht er sich bei uns zumeist als Anschieber, doch es wechseln immer weniger zum Bobsport. Hinzu kommt, dass der Sport grundsätzlich in unserer Gesellschaft keine große Reputation besitzt. Man hat auch trotz größter Erfolge keine soziale Absicherung für das Leben nach dem Sport", klagte der zweimalige Doppel-Olympiasieger.

Selbst für den Ausnahmeathleten Friedrich, der in Peking als erster Pilot zum zweiten Mal Doppel-Gold im Zweier und Vierer gewann, ist der Kampf um Sponsoren beschwerlich. Trotz seiner zahlreichen Rekorde hat er die für eine Saison benötigten 250.000 Euro noch immer nicht zusammen. "Das ist eine echte Sisyphusarbeit. Niemand wirft uns auch nur einen Cent hinterher, egal, was wir erreicht haben. Ich bin seit 17 Jahren als Bobfahrer unterwegs, und in der gesamten Zeit gab es einen Sponsor, der auf mich zukam, mir eine E-Mail schrieb, in der stand: "Komm, ich möchte was mit Dir machen". Einer in 17 Jahren!", berichtet der 13-malige Weltmeister vom BSC Sachsen Oberbärenburg.

Künstliches Eis "beißt" sich mit Klimaschutz

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Als Antwort auf ebenfalls dringliche Klimaschutz-Fragen fordert Friedrich, der bei den Winterspielen zu Jahresbeginn Fahnenträger der deutschen Olympia-Mannschaft war, von den Verbänden moderne Konzepte als Teil des Überlebenskampfes seiner Sportart. Das momentane Training der Piloten zur Vorbereitung auf die kommende Saison auf künstlich vereisten Bahnen "beißt" sich aus Sicht des elfmaligen Weltmeisters mit der Energiekrise, umso mehr aber müssten zuständige Funktionäre "im Sinne der Effizienz und des Überlebens unseres Sports" Pläne für "das Nonplusultra der alternativen Energieeinspeisung" entwickeln. Anders als viele Schneesportler hätten Bob- sowie auch Rodel- und Skeleton-Piloten "keine Möglichkeiten, unseren Sport auf einem anderen Medium stattfinden zu lassen".

Trotz aller Probleme brennt er weiter für seinen Sport und will bei den Winterspielen 2026 zum dritten Mal Doppel-Gold holen, zudem peilt er bei den Weltcupsiegen die 100er-Marke an. Derzeit stehen 66 für ihn zu Buche. Seit der Saison 2018/19 konnte er immer den Gesamtweltcup sowohl im Zweier als auch Vierer gewinnen.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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