Reit-WM in Aachen Bronze für Michaels-Beerbaum
03.09.2006, 18:14 UhrMeredith Michaels-Beerbaum hat die Krönung zur Königin des Springsports knapp verpasst. Die 36-Jährige scheiterte bei der Weltmeisterschaft in Aachen im Stechen und musste sich im Einzel mit Bronze begnügen. Im Finale setzte sich der 45-jährige Jos Lansink (Belgien) vor Beezie Madden (USA) mit einer eindrucksvollen Leistung durch. Die 32-jährige Edwina Alexander aus Australien verpasste das Stechen und wurde Vierte. Am Vortag als Fünfter gescheitert war Ludger Beerbaum, der fluchte: "Das ist schon eine riesengroße Scheiße, dass ich nicht dabei bin."
Für seine Schwägerin Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) war schon "die Teilnahme am Finale ein Riesen-Erfolg", wie sie sagte. Von Platz 30 am ersten Tag im Zeitspringen stürmte sie unter die besten Vier. "Das ist super", schwärmte die gebürtige Amerikanerin. "Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Davon träumt man schon als kleines Mädchen." Mit ihrem eigenen Pferd Shutterfly blieb sie ebenso ohne Fehler wie anschließend mit Pialotta von Edwina Alexander, Cumano von Jos Lansink und Authentic von Beezie Madden. Doch in der fünften Runde, im Stechen, hatte sie einen Abwurf.
Nervenspiel mit Pferdewechsel
Das Finale war ein Nervenspiel, das schon unmittelbar nach der Qualifikation der besten Vier am Samstag begann. Der amerikanische Trainer George Morris beschwerte sich, dass Michaels-Beerbaum in der Ehrenrunde nach dem Halbfinale nicht ihren Wallach Shutterfly ritt. Ehemann Markus war nur schwer zu beruhigen, Bundestrainer Kurt Gravemeier schimpfte: "Der macht immer Ärger. Das war mit dem Schiedsgericht abgeklärt, aber der hat wohl was gesucht." Doch Meredith Michaels-Beerbaum ließ sich vom Theater, das ausgerechnet ihr ehemaliger Jugendtrainer anzettelte, kaum beeindrucken.
Zuvor hatte Michaels-Beerbaum am vorletzten WM-Tag eine starke Vorstellung geschafft und hatte schon in der ersten Halbfinal-Runde einen Platz gutgemacht, obwohl sie nicht fehlerfrei blieb. Wie schon im Zeitspringen am Dienstag kassierte die gebürtige Amerikanerin am Wasser vier Strafpunkte und einen weiteren wegen Zeitüberschreitung. Erst in der zweiten Runde ritt sie wieder makellos und schaffte so noch den Sprung ins Finale.
Den Erfolg verdankt sie auch dem 13-jährigen Hanonveraner-Wallach, der sie ins Finale trug. "Shutterfly war super. Es war nicht ideal für ihn. Er war so aufgeregt", lobte sie das Pferd, das sie seit sieben Jahren reitet. Vor dem entscheiden Umlauf mussten Betreuer den nervösen Shutterfly beruhigen, der sich zunächst nicht einmal die Satteldecke auflegen lassen wollte.
Beerbaum untröstlich
Schwer enttäuscht war derweil Ludger Beerbaum, der weiter auf den letzten fehlenden Titel seiner großen Sammlung verzichten muss - die Einzel-Weltmeisterschaft. Wie vor acht Jahren in Rom scheiterte er wieder nur um einen Platz am Finale. "Als Fünfter, das ist bitter", sagte der 43-Jährige aus Riesenbeck nach seinen Ritten mit L'Espoir. Ob er auf das falsche Pferd gesetzt habe, wurde Beerbaum vom Aachener Stadion-Moderator gefragt - und der Reiter konterte: "Das ist der größte Schwachsinn, den ich diese Woche gehört habe."
Mit Lansink gewann der Routinier im Feld. Der 45-Jährige gehört zu den erfahrensten Reitern der WM. Acht Mal war er niederländischer Meister, gewann 1992 Team-Gold bei den Olympischen Spielen und den Weltcup 1994, ehe er vor fünf Jahren ins Nachbarland Belgien wechselte. "Ich bin es gewohnt, viele verschieden Pferde zu reiten", sagte Lansink zum Pferdewechsel im Finale. Als Verkaufsreiter sei er daran gewöhnt, sich häufig umzustellen. "Das sind ja alles tolle Pferde", sagte er grinsend.
Lansink hatte sich mit vier fehlerfreien Runden im Nationenpreis souverän ins Finale geritten. "Cumano ist gut zu reiten", sagte er über seinen mächtigen Schimmel, der für die drei Frauen im Finale schwer zu bändigen war. "Den können auch Frauen reiten", sagte Lansink, "der wird zu Hause auch von einem Mädchen trainiert."
Quelle: ntv.de