Sport

46 Jahre nach der Tragödie Bundesligist wirft bei der Rückkehr an den Schicksalsort 44 Tore

Julian Köster und der VfL Gummersbach warfen viele, viele Tore in Tatabanya.

Julian Köster und der VfL Gummersbach warfen viele, viele Tore in Tatabanya.

(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)

Der VfL Gummersbach kehrt 46 Jahre nach dem schlimmen Unfall von Joachim Deckarm nach Tatabanya zurück - und löst die sportliche Pflichtaufgabe locker. Die SG Flensburg-Handewitt lässt erstmals in der European League einen Punkt liegen.

Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt hat den ersten Punktverlust in der laufenden European-League-Saison hinnehmen müssen. Die Mannschaft von Trainer Ales Pajovic kam im Heimspiel gegen Fenix Toulouse nicht über ein 34:34 (19:18) hinaus, hat den direkten Viertelfinaleinzug bei noch zwei ausstehenden Hauptrundenpartien aber weiter in der eigenen Hand.

Auch neun Tore des besten SG-Werfers Simon Pytlick reichten den Norddeutschen nicht zum Sieg. In einem temporeichen Spiel parierte Pytlicks dänischer Landsmann und Weltmeister Kevin Möller bei abgelaufener Uhr einen Freiwurf der Gäste und sicherte zumindest den Punkt.

Die SG bleibt mit nun 7:1 Punkten an der Spitze der Hauptrundengruppe IV. In der kommenden Woche steht am Dienstag (18.45 Uhr/DAZN) das Rückspiel in Südfrankreich an. Auf Rang drei rangiert mit 4:4 Zählern der VfL Gummersbach, der am Dienstagabend beim 44:29 (23:13) beim Tatabanya KC keinerlei Probleme hatte.

Für den VfL Gummersbach, einst der beste Handballklub der Welt, bedeute die Reise nach Ungarn mehr als eine sportliche Pflichtaufgabe: In Tatabanya ereignete sich im März 1979 bei einem Europapokalspiel eine der großen Tragödien des Handballs. Nach einer Kolission mit seinem Gegenspieler, stürzte der damalige Weltklassespieler Joachim Deckarm aus großer Höhe unkontrolliert ab und knallte mit dem Hinterkopf auf den nur mit einer dünnen Folie überzogenen Betonboden. Mit einem doppelten Schädelbasisbruch, einem Gehirnhautriss und schweren Gehirnquetschungen wurde der Gummersbacher vom Feld getragen und ins Krankenhaus gebracht.

Deckarm lag nach dem Unglück 131 Tage im Koma, seine große Handballkarriere war beendet und der einstige Vorzeigeathlet war fortan auf Hilfe angewiesen. Längst kann sich die Handball-Legende, einer von nur sechs Handballspielern in der Hall of Fame des deutschen Sports, nur noch im Rollstuhl fortbewegen. Brand, der die fürchterlichen Ereignisse mitansehen muss, sprach vom "Schlimmsten", was er in seiner Karriere erlebt habe. Den Unfall habe er "eigentlich nie so richtig verdaut"

Seinem Gegner hat Deckarm, der ein Jahr zuvor mit der deutschen Mannschaft sensationell Weltmeister geworden war, nie einen Vorwurf gemacht. "Wir beide wissen, dass der Zusammenprall keine absichtliche Aktion war. Dennoch hat ihn das Unglück seelisch tief getroffen", sagte Deckarm einmal in einem Interview des Magazins "Handball Inside". Der Gummersbacher, der damals der wohl beste Handballer der Welt war, musste beinahe alles neu erlernen, nachdem er aus dem Koma erwacht war. Auf dem Weg zurück ins Leben standen und stehen ihm seit 46 Jahren zahlreiche seiner ehemaligen Gummersbacher Kollegen zur Seite, vor allem der spätere Weltmeistertrainer Heiner Brand. Seit 2018 lebt der große Jo Deckarm wieder in einem Seniorenheim in Gummersbach.

Die Sieger der vier Vierergruppen ziehen direkt ins Viertelfinale ein, die zweit- und drittplatzierten Mannschaften können über Play-offs das Ticket für die Runde der letzten acht lösen.

Quelle: ntv.de, ter/sid

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