Die deutschen Volleyballerinnen hoffen bei der Europameisterschaft auf den nächsten Coup. Gegen Polen soll das Team "die Kirsche auf der Torte" erspielen. Das kann funktionieren, denn die Mannschaft hat nicht nur Wünsche, sondern auch einen guten Plan.

Gegen Polen brauchen seine Volleyballerinnen "nochmal ein sensationelles Spiel". Davon ist Bundestrainer Felix Koslowski überzeugt. Der starke Ko-Gastgeber hat im Viertelfinale der EM in Lodz am Mittwoch (ab 20.30 Uhr bei Sport1) schließlich 12.000 Zuschauer im Rücken - Deutschland aber das Momentum. "Alles was jetzt kommt, ist die Kirsche auf der Torte", sagte Koslowski nach dem souveränen 3:0 im Achtelfinale gegen Slowenien.

Wie das polnische Team von Trainer Jacek Nawrocki zu schlagen ist, sollte seine Auswahl wissen. Bei den Generalproben für dieses Europameisterschaft ging das zweimal schief, Deutschland verlor zu Hause 2:3 und 0:3. Doch nach sechs Siegen in Folge, darunter der 3:2-Sensationserfolg gegen Rekordeuropameister Russland, strotzen die Spielerinnen vor Selbstvertrauen. "Wir wissen, wir sind clever, auch wenn es mal nicht so läuft. Wir wollen dann nicht mit dem Kopf durch die Wand, sondern wir lassen auch mal den Gegner kommen. Daran beißen sich die anderen anscheinend die Zähne aus", sagte Denise Hanke.

Die 30 Jahre alte Zuspielerin gehört zu den Routiniers im jungen Team. Koslowski liebäugelte schon vor dem Achtelfinale mit einem Umzug nach Ankara ("Ich würde es nicht als unmöglich bezeichnen"). Dort finden ab dem Halbfinale alle Spiele statt. Auf dem Papier gehen die Deutschen leicht favorisiert in das Duell, in der europäischen Rangliste liegt die DVV-Auswahl auf dem sechsten Platz, Polen ist Achter.

Mit Erfahrung zu Olympia

In der Weltrangliste werden die Polinnen gar elf Plätze hinter den Deutschen auf Rang 15 geführt. Bei dieser EM ließ der zweimalige Europameister mit einem 3:2-Achtungserfolg gegen die Italienerinnen aufhorchen, nur gegen Belgien leistete sich das Team eine knappe Niederlage. In der Runde der letzten 32 setzte sich Polen locker gegen den deutschen Vorrundengegner Spanien durch, doch nun steigt der Druck.

Vor zehn Jahren holte Polen in Lodz mit Bronze die bislang letzte EM-Medaille - die Erwartungen der Fans sind hoch. Dagegen können die Deutschen befreit aufspielen. "Wir müssen alles reinhauen und dann ist alles möglich", sagt Außenangreiferin Jennifer Geerties . Jedes Spiel auf Topniveau bringt das Team ein Stück näher an das große Ziel, das Duell gegen Polen ist "nur" ein weiterer Schritt auf dem Weg zu den Sommerspielen in Tokio. Was die junge DVV-Auswahl am meisten braucht, sind Erfahrungen auf hohem Niveau, und die sammelt sie bei der EM bislang zu Genüge. Im Januar kämpft Deutschland in der Europa-Qualifikation mit sieben weiteren Teams um das letzte Kontinentalticket - für den Kopf wäre der EM-Halbfinaleinzug Gold wert.