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DBB-Team als Grenzenverschieber Diese Gold-Jungs verwirklichen selbst absurdeste Fantasien

Das DBB-Team ist Europameister.

Das DBB-Team ist Europameister.

(Foto: picture alliance / firo Sportphoto)

Welch ein Drama, welch ein historischer Erfolg: Der EM-Titel der deutschen Basketballer war vor wenigen Jahren nur eine wilde Fantasie. Nun infiziert das DBB-Team ein ganzes Land, inspiriert Jugendliche mit Teamgeist - und verschiebt die Grenzen des Möglichen.

Fingernagelkauen, Jubel, Tränen: Deutschland ist Basketball-Europameister - und setzt damit einen beinahe unbeschreiblichen Siegeszug fort. Eine Teamleistung, die ein ganzes Land berührt und Grenzen verschiebt.

Noch vor sechs Jahren hätten selbst die eingefleischtesten deutschen Basketball-Fans ungläubig mit dem Kopf geschüttelt, hätte ihnen jemand den legendären Erfolgsserie des DBB-Teams prophezeien wollen. EM-Bronze 2022 und Weltmeister 2023? Viel zu abstrus. Und dann auch noch Europameister 2025? Alles nur Fantasie.

Damals war ein schwaches Deutschland in der WM-Gruppephase gescheitert. Doch nun lassen diese Gold-Jungs selbst absurdeste Fantasien wahr werden. Dennis Schröder, Franz Wagner und Co. gewinnen den EM-Titel in einem unfassbaren Thriller gegen sehr starke Türken. Bis zur allerletzten Sekunde zittern die Fans in Riga und an den Bildschirmen, bis die völlige Ektase übernimmt.

DBB-Team infiziert Land mit Basketball-Fieber

Doch niemand schüttelt mehr mit dem Kopf. Denn Deutschland ist nun eine Weltklasse-Nation im Basketball. In der Sportart, die in der Bundesrepublik immer mit riesigem Abstand hinter dem Fußball hinterherhecheln musste. Das DBB-Team, 2022 bei der Heim-EM noch ein Underdog, gehört jetzt in jedem Turnier zu den Favoriten.

Der EM-Sieg ist in Form der Goldmedaille materialisiert. Aber das, was diese Gold-Jungs in den vergangenen drei Jahren geschafft haben, ist erstens nicht so einfach greifbar und zweitens noch beeindruckender. Sie haben Grenzen verschoben. Die Fußball-Nation Deutschland ist auf einmal mit dem Basketball-Fieber infiziert, auch wenn die DFB-Elf natürlich noch Nummer eins ist. Dennoch: Ein ganzes Land zittert und jubelt mit.

Der Bundespräsident klatscht am Spielfeldrand beim Finale in Riga. Die Massen schalten am TV ein - und sind inspiriert. Kids von Sylt über Gelsenkirchen bis nach Berlin-Neukölln wollen nun fliegen wie Franz Wagner und No-Look-Pässe spielen wie Dennis Schröder.

Solch eine Ekstase gab es nicht einmal, als noch der große Dirk Nowitzki auf Korbjagd ging. Das dunkle Zeitalter der post-Nowitzki-Jahre ist schon so lange vorüber, dass mancher sich nicht mehr daran erinnert, wie wenig der deutsche Basketball international zu melden hatte. Eine 180-Grad-Wendung in solch kurzer Zeit aufs Parkett zu legen, ist einer deutschen Nationalmannschaft, egal in welcher Sportart, vielleicht noch nie gelungen.

Mit Teamgeist zum Titel

Die historische Leistung der DBB-Auswahl mündet in diesem Thriller-Sieg über die unglaublich gute Türkei. In dieser Schlacht, die Geschichte schrieb. Solche Spiele schweißen zusammen, sorgen für Momente für die Ewigkeit. Sommermärchen 2006 lässt grüßen.

Diese goldene Generation hat nicht den einen Superstar wie Luka Doncic, Giannis Antetokounmpo oder Nikola Jokic, wenngleich Schröder natürlich der wichtige Anführer ist und Wagner einer der besten Spieler des EM-Turniers war. Aber von Andi Obst (mit seinen gefürchteten Dreipunktewürfen) über Johannes Thiemann (mit seinem variablen Center-Spiel) bis hin zum Spieler des Finals, Issac Bonga, (mit seinen genialen Blocks, Rebounds oder Würfen von draußen in den wichtigsten Situationen) hat in dieser Mannschaft jeder eine wichtige Rolle.

"Der beste Spieler bei uns war das Team", sagt Schröder. Das ist auch ein tolles Signal an die Jugend und an ein immer polarisierteres Deutschland. Mit Teamgeist gelingt dieser Mannschaft, was vorher nur die Sowjetunion (2x), Jugoslawien (4x) und Spanien (1x) geschafft: gleichzeitig Welt- und Europameister zu sein.

Grenzenverschiebend, emotional, kitschig

Auch die Comeback-Qualitäten taugen als Vorbild. Wie schon gegen Slowenien kämpft sich das DBB-Team im Endspiel tapfer zurück, gibt niemals auf. Am Ende zeigt Schröder, warum er der große Leader ist, der er immer sein wollte: In einem für seine Verhältnisse schwachen Spiel (wohl auch wegen einer Ellenbogenverletzung) reißt er in den finalen Sekunden das Zepter an sich und macht die entscheidenden Punkte.

Der konstante Erfolg der goldenen Generation ist das Werk von langjähriger Arbeit und großen Strukturverbesserungen für den Basketball in Deutschland. Und die Reise geht weiter. Franz Wagner ist nur 24 Jahre alt und gehört bereits zur Welt-Elite. Dahinter kommen die U19-Vizeweltmeister um Christian Anderson, Hannes Steinbach und Eric Reibe.

Wichtiger - weil so grenzenverschiebend - und auch emotionaler und kitschiger wird ein zukünftiger Titel aber nicht werden. Denn das DBB-Team gewinnt das Turnier auch für Alex Mumbru. Der Nationaltrainer musste kurz vor dem Beginn des Turniers mit einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse ins Krankenhaus, aber kämpfte sich zurück auf die Bank. Um gegen alle Widerstände doch noch die Fäuste in den Himmel zu recken - und den historischen Erfolg seiner Gold-Jungs wahr werden zu lassen.

Quelle: ntv.de

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