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Wirbel um Noa-Lynn van Leuven Eklat um Transfrau im Darts - Gegnerin tritt nicht zum Spiel an

Noa-Lynn van Leuven spaltet die Darts-Welt, weil sie als Transfrau an Frauen-Turnieren teilnehmen darf.

Noa-Lynn van Leuven spaltet die Darts-Welt, weil sie als Transfrau an Frauen-Turnieren teilnehmen darf.

(Foto: IMAGO/Pro Sports Images)

Im Darts kommt es am Wochenende zum Eklat, weil die Engländerin Deta Hedman sich lieber aus einem Turnier zurückzieht als gegen die Transfrau Noa-Lynn van Leuven anzutreten. "Biologische Männer sollen nicht im Frauensport antreten", kritisiert Hedman.

Diese Woche hätte für Noa-Lynn van Leuven eine ganz besondere werden sollen: Die Transfrau aus den Niederlanden hat sich dank starker Leistungen in diesem Jahr ins Teilnehmerfeld für zwei Turniere der Darts-Profitour in Hildesheim gespielt. Als Nachrückerin durfte die 27-jährige Niederländerin dann auch noch gegen einen der erfolgreichsten und bekanntesten Spieler der Welt antreten: Zwar setzte es gegen den zweifachen Weltmeister Gary Anderson eine glatte 0:6-Niederlage, die bloße Teilnahme ist für die Niederländerin aber schon ein riesengroßer Erfolg. Doch die beeindruckende Entwicklung von van Leuven und ihr Start in Hildesheim sind nicht die Geschichten, die über die Transfrau aus den Niederlanden derzeit erzählt werden.

Noa-Lynn van Leuven ist stattdessen - mal wieder - unfreiwillig in die Schlagzeilen geraten. Die in Jamaika geborene Engländerin Deta Hedman - mit 64 Jahren, unzähligen Titeln und drei Frauen-WM-Finalteilnahmen eine der besten Dartspielerinnen überhaupt - hätte am Samstag bei einem Turnier des Amateurdartverbands WDF gegen van Leuven antreten sollen. Doch das Viertelfinal-Duell der beiden bei den Denmark Open fiel aus, weil sich Hedman weigerte, gegen van Leuven anzutreten.

Für Kenner der Darts-Szene war das keine Überraschung, spricht sich Hedman doch seit Monaten vehement gegen die Teilnahme van Leuvens an Frauen-Turnieren aus. "Ich denke nicht, dass biologisch geborene Männer im Frauensport antreten sollten", unterstrich Hedman am Montag ihre Meinung bei X. Hedman sieht die Fairness des Wettbewerbs gefährdet, wenn Transfrauen in Frauen-Wettbewerben mitspielen dürfen. "Der jahrelange Kampf für die Rechte von Frauen im Dartsport wird im Namen der Inklusion zunichtegemacht", schrieb Hedman Anfang April.

Verband? "Keine Beweise, dass Transfrauen Vorteil haben"

Die WDF als ausrichtender Verband sieht die Gemengelage indes anders, schreibt in ihrem geltenden Regelwerk, dass Transfrauen an Wettbewerben für Frauen teilnehmen dürfen, sofern geschlechtsangleichende Therapien mindestens ein Jahr lang durchgeführt wurden und dies durch einen ärztlichen Nachweis bestätigt wird. "Solange es keine klareren Studien zu den visuell-räumlichen Unterschieden gibt, wird die WDF weiterhin Transgender-Athletinnen erlauben, an WDF-Ranglistenturnieren für Frauen gemäß der bestehenden Transgender-Politik teilzunehmen", kommentierte die WDF Ende April dieses Jahres.

Das heißt, die WDF setzt auf die Erkenntnisse der Wissenschaft, die nach Auffassung der WDF derzeit nur einen Schluss zulassen: Derzeit gibt es keine eindeutigen Beweise dafür, dass Transfrauen einen Vorteil gegenüber ihren Konkurrentinnen haben.

Darts-Welt tief gespalten

Kritiker - von denen gibt es im stark konservativ geprägten Dartsport neben Hedman einige - werfen Transfrauen vor, im Vorteil zu sein, weil sie die männliche Pubertät durchlaufen haben und nicht unter Menstruationsbeschwerden leiden. Als van Leuven Mitte März - ebenfalls in Hildesheim - sensationell als erste nicht-männliche Teilnehmerin ein geschlechtsübergreifendes Turnier der PDC gewann, wurde die Zerrissenheit in der Darts-Welt besonders deutlich. Nach dem verwandelten Matchdart bei dem Turnier im Rahmen der Challenge Tour (zweite Liga des Dartsports) applaudierte und gratulierte nur ein Teil der Konkurrenz, ist ntv.de aus Teilnehmerkreisen bekannt.

In der Causa van Leuven gibt es zwei Lager. Aber nur wenige Spielerinnen und Spieler sagen offen ihre Meinung. Neben Hedman sind die Niederländerinnen Anca Zijlstra und Aileen de Graaf zuletzt immer wieder mit - teils auch recht derber - Kritik an van Leuven aufgefallen. Ziljstra verkündete per Facebook-Statement sogar ihren Rücktritt aus dem niederländischen Nationalteam - wegen Noa-Lynn van Leuven."In dem Moment, in dem du dich schämst, das niederländische Team zu vertreten, weil dort ein biologischer Mann im Frauenteam spielt, gehe ich."

Unterstützung bekommt van Leuven dagegen von Vincent van der Voort. Der langjährige PDC-Profi, beste Freund und Trauzeuge von Superstar Michael van Gerwen, gab van Leuven einst sogar den Rat, an Frauenturnieren der PDC teilzunehmen. "Vincent gab mir den letzten Anstoß. Er fragte die PDC, ob ich teilnehmen könnte", berichtete van Leuven voriges Jahr dem niederländischen TV-Sender "NOS".

PDC-Boss mit klarer Kante

Weigert sich, gegen Noa-Lynn van Leuven zu spielen: Deta Hedman

Weigert sich, gegen Noa-Lynn van Leuven zu spielen: Deta Hedman

(Foto: picture alliance / empics)

Das Thema ist auch abseits des Pfeilesports zuletzt immer wieder aufgekommen: Im Schwimmen, in der Leichtathletik und im Radsport dürfen Transfrauen nicht mitmachen.

Anders im Darts, wo nicht nur die WDF Noa-Lynn van Leuven erlaubt, in der Frauen-Konkurrenz mitzuspielen. Auch bei der Profidart-Organisation PDC, wo van Leuven in dieser Woche die einzige nicht-männliche Person im 128-köpfigen Starterfeld ist, gibt es seit wenigen Jahren eine eigene Frauen-Sparte. Auch hier buhlen Hedman und van Leuven im selben Spielerkreis um Preisgeld, auch hier darf die Niederländerin mitmachen. Seit diesem Jahr gehört die 27-Jährige zum Spitzenkreis der Spielerinnen: Die mehrfache WM-Teilnehmerin Fallon Sherrock, Teenager-Sensation Beau Greaves, die japanische Topspielerin Mikuru Suzuki und van Leuven machen die Turniersiege in der Regel unter sich aus.

PDC-Geschäftsführer Matt Porter hat im britischen Podcast "The Weekly Dartscast" zuletzt vehement die Teilnahme von Noa-Lynn van Leuven an der Women's Series verteidigt und dabei massiv gegen Kritiker gepoltert. "Der Abschaum, der Noa-Lynn entgegengeschleudert wurde, ist völlig inakzeptabel." Porter macht sich darüber hinaus Sorgen um die mentale Verfassung der im Kreuzfeuer stehenden Niederländerin. "Wir müssen dafür sorgen, dass es ihr psychisch gut geht und wir für sie da sind, wenn sie uns braucht."

Van Leuven selbst versucht, die Kritik nicht zu stark an sich heranzulassen. Die Anfeindungen seien "ätzend", sagte sie jüngst dem Portal "Dartsnews". Viele Menschen würden "vergessen, dass ich auch ein Mensch bin".

Quelle: ntv.de

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