Titelverteidiger Djokovic raus Federer brilliert in Melbourne
27.01.2009, 11:02 UhrEs war eine Demonstration der Stärke und ein Sieg gegen die Zweifler. Nachdem Titelverteidiger Novak Djokovic in der Mittagshitze kapituliert hatte und im Viertelfinale gegen Andy Roddick aufgeben musste, fegte Roger Federer kurz den bedauernswerten Juan Martin del Potro mit 6:3, 6:0, 6:0 vom Platz.
Zum 19. Mal nacheinander steht der Ausnahmekünstler aus der Schweiz im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers - kein Tennisprofi vor ihm hat das je geschafft. Wer vor zwei Tagen nach dem knapp überstandenen Fünf-Satz-Thriller gegen Tomas Berdych noch an der Form des dreimaligen Australian-Open-Champions gezweifelt hatte, durfte sich am heißen neunten Turniertag verwundert die Augen reiben.
Federer wie eine Nummer eins
"Je länger das Match dauerte, desto besser bin ich geworden", sagte Federer nach dem Erfolg in nur 80 Minuten. "Natürlich bevorzuge ich solche Matches. Die sind auch gesünder." Auf der anderen Seite des Netzes stand immerhin die Nummer sechs der Weltrangliste. "Federer hat wie eine Nummer eins gespielt", sagte der 20 Jahre alte Argentinier. "Wenn er so spielt, hat man keine Chance gegen ihn."
Der Weltranglisten-Zweite trifft im Kampf um den Einzug ins Endspiel auf seinen alten Bekannten Roddick. "Es ist schön, mal wieder gegen einen in meinem Alter zu spielen", sagte der 27 Jahre alte Federer über den 26 Jahre alten Roddick. Am Donnerstag wird es in der Rod Laver Arena zum 18. Duell der beiden Dauerbrenner kommen. Die Bilanz für Federer: 15:2 Siege. Vor zwei Jahren traf er auf dem Weg zum dritten Australian-Open-Titel nach 2004 und 2006 Roddick auch im Halbfinale - und gewann 6:4, 6:0, 6:2. "Wir kennen uns schon lange und gut. Gegen ihn ist es immer gefährlich", sagte Federer.
Dokic mit Applaus verabschiedet
Vor dem 13-maligen Grand-Slam-Champion durfte Publikumsliebling Jelena Dokic noch einmal auf den Center Court. Doch der wundersamen Comeback-Geschichte wurde kein weiteres Kapitel zugefügt. 4:6, 6:4, 4:6 verlor die 25-Jährige im Viertelfinale gegen die an Nummer drei gesetzte Russin Dinara Safina. Nach dem Matchball in der Rod Laver Arena erhoben sich die 15 000 Zuschauer und spendeten der Unterlegenen Beifall.
"Ich muss nicht enttäuscht sein", sagte Jelena Dokic. Die Weltranglisten-137. wird wieder unter die Top 100 klettern, die dunkle Vergangenheit mit familiären Problemen, Depressionen und Übergewicht scheint endgültig abgehakt. "Ich hatte ein großartiges Turnier. Mehr konnte ich nicht erwarten", sagte sie.
Krämpfe und Muskelkater
Die Freude an seinem Beruf war Djokovic am Nachmittag vergangen. Der Weltranglisten-Dritte aus Serbien musste gegen Roddick beim Stand von 7:6 (7:3), 4:6, 2:6, 1:2 aufgeben. Bei Temperaturen von knapp 35 Grad und nur 36 Stunden nach seinem vorigen Match gegen Marcos Baghdatis streikte der Körper des 21-Jährigen.
"Ich hatte Krämpfe und Muskelkater und habe mich nicht gut gefühlt", sagte Djokovic. "Die Bedingungen waren extrem. Es ist enttäuschend, so auszuscheiden. Aber manchmal kannst du nicht gegen deinen Körper ankämpfen." Er hatte sich mit Eiswürfeln einreiben lassen, Kühlschläuche in seinen Nacken gelegt - und schlich dann doch ans Netz, um Roddick zu gratulieren.
Quelle: ntv.de