Gruppe F: Slowakei im Porträt Aus dem Schatten des Bruders
27.05.2010, 19:20 UhrMit 2:1 in Prag gewonnen - die Qualifikation barg für die Slowakei eine Genugtuung der besonderen Art. Das junge Land hungert nach sportlichen Erfolgen, der Sieg gegen den großen Bruder ebnete den Weg zur ersten WM-Teilnahme überhaupt. Eine Familienduo soll weitere Großtaten vollbringen - auf und neben dem Platz.
Sie haben die fußballerische Eiszeit im Lande beendet und sind endlich aus dem Schatten des großen Bruders Tschechien getreten. Dabei soll es nicht bleiben. Die Slowakei plant nach ihrem überraschenden Sprung zur WM-Endrunde in Südafrika den nächsten Coup. In der Gruppe F mit Weltmeister Italien, Paraguay und Neuseeland soll das Ticket für die K.o.-Runde gelöst werden.
"Platz eins scheint vergeben. Ich bin mir recht sicher, dass der Weltmeister sich durchsetzt. Aber Platz zwei ist für uns drin", sagt Stanislav Sestak. Der Angreifer des Bundesligisten VfL Bochum hat seinem Land mit sechs Toren in der Qualifikation den Weg zur ersten WM-Teilnahme seit der Unabhängigkeit im Jahr 1993 geebnet und gilt seitdem als Symbolfigur des Erfolges.
Junges Land, junge Spieler
Die Spieler fiebern dem großen Spektakel entgegen. Die Stimmung innerhalb des Teams ist nach den jüngsten Erfolgen bestens. Für die meist im Ausland aktiven Profis ist die Berufung ins Nationalteam nach wie vor eine große Ehre. "Die Slowakei ist ein sehr junges Land, dem sportliche Erfolge sehr gut tun. Deshalb spüren wir Spieler eine große Verantwortung", sagt Sestak.

Der Tscheche David Jarolim, links, verfolgt den Slowaken Marek Hamsik während des Qualifikationsspiels in Prag.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
In der Qualifikation hatte das kleine Land für großes Aufsehen gesorgt. Traditionsreiche Fußball-Nationen wie Polen, Slowenien oder Tschechien ließ man hinter sich. Vor allem die Duelle mit Tschechien waren Balsam auf die Seele. Die Slowaken gewannen in Prag 2:1 und holten zu Hause in 0:0. Damit trat man endgültig aus dem Schatten des großen Bruders. "Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen", sagte Sestak.
Unumstrittener Architekt des Erfolges ist Trainer Vladimir Weiss, der sich gerne auch mal mit dem slowakischen Fußball-Verband anlegt. Der 56-Jährige drohte sogar mit Rücktritt, was im slowakischen Fußball aber keiner so richtig ernst nahm. Schließlich gilt der frühere Nationalspieler der Tschechoslowakei nach dem Erfolg in der WM-Qualifikation als unverzichtbar.
Weiss heißt Qualität
Der Name Weiss bürgt in der Slowakei schon seit langem für Qualität. Junger Hoffnungsträger des Nationalteams ist Vladimir Weiss, Sohn des Trainers. Der heute 21 Jahre alte Mittelfeldspieler wurde bereits als 16-Jähriger von Manchester City verpflichtet und spielt zurzeit als Leihgabe bei den Bolton Wanderers.
An Talenten mangelt es nicht. Neben Weiss gefiel in den vergangenen Monaten auch der um zwei Wochen ältere Miroslav Stoch. Der Mittelfeldspieler steht beim FC Chelsea unter Vertrag und ist derzeit an den niederländischen Erstligisten Twente Enschede ausgeliehen.
Neben Sestak gehört auch Innenverteidiger Martin Skrtel vom englischen Rekordmeister FC Liverpool zu den Leistungsträgern. Allerdings wurde der kantige Abwehrspieler im Februar durch einen Mittelfußbruch zurückgeworfen. Auch Kapitän und Rekordnationalspieler Miroslav Karhan vom FSV Mainz 05 ist eine feste Größe im Team. Zu wichtigen Spieler aus der Bundesliga zählen zudem Peter Pekarik vom VfL Wolfsburg sowie der Neu-Schalker Erik Jendrisek.
Quelle: ntv.de, Nikolaj Stobbe, sid