Prozess gegen Ecclestone Gribkowsky plaudert pikante Details aus
13.05.2014, 15:18 Uhr
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Bernie Ecclestone, er habe Gribkowsky mit 44 Millionen Dollar geschmiert, damit dieser den Formel-1-Anteil einem von Ecclestone gewünschten Investor zuschanzte.
(Foto: dpa)
In blumigen Worten schildert der ehemalige Bankvorstand Gribkowsky als Zeuge vor Gericht, wie Formel-1-Boss Ecclestone ihn bestochen haben soll. Von Folterinstrumenten ist die Rede, von Karotten und von Würsten, die in der Pfanne landen.

Der frühere Banker Gerhard Gribkowsky erneuert seinen Bestechungsvorwurf gegen Ecclestone: "Ich hab die Karotte geschnappt oder die Wurst in die Pfanne gezogen."
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Der ehemalige Bankvorstand Gerhard Gribkowsky hat im Bestechungsprozess gegen Bernie Ecclestone noch mehr pikante Details gegen den Formel-1-Boss auf den Tisch gebracht. Am zweiten Tag seiner Zeugenvernehmung vor dem Landgericht München erzählte der Banker den Richtern ausführlich von einem angeblichen Bestechungsversuch in Singapur, bei dem ihm Ecclestone 80 Millionen Dollar geboten habe. Für die Richter war diese Summe am vorigen Freitag neu, daher hatten sie den Prozess umgehend vertagt.
Am Dienstag holte Gribkowsky nun aus: Ecclestone habe ihm damals zu verstehen gegeben, Singapur sei der letzte Weg, um Geld zu verstecken. "Ich hatte das so verstanden, dass Ecclestone dort viele Menschen kenne, unter anderem den Polizeipräsidenten." Aus seiner Sicht wollte Ecclestone mit der Offerte testen, ob der Banker überhaupt bestechlich ist. Gribkowsky beschrieb dies als "Testen der Wassertemperatur". "Ist er empfänglich und wo liegt die Schmerzgrenze?", habe sich Ecclestone wohl damals gefragt. Gribkowsky ging aber nicht darauf ein. "Das war mir alles zu dubios und passte vorne und hinten nicht." Ecclestone, der wieder von seiner Frau in den Gerichtsaal begleitet wurde, ließ sich jedes Wort übersetzen und hörte genau zu.
Ich bin kein "böser Erpresser"
Später floss dann aber doch Geld von Ecclestone an Gribkowsky: Insgesamt 44 Millionen Dollar, für die sich der 83-jährige Brite wegen Bestechung verantworten muss. "Das Angebot kam ganz klar von ihm", sagte Gribkowsky. Der Banker nahm das Geld an und wurde dafür bereits zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. "Ich hab die Karotte geschnappt oder die Wurst in die Pfanne gezogen", sagte er. Ecclestone fühlte sich hingegen nach eigenen Worten von dem Banker aus Deutschland erpresst. Aus Angst vor einer Anzeige bei den britischen Steuerbehörden habe er Millionen gezahlt.
Gribkowsky sieht sich aber nicht als "bösen Erpresser", wie er vor Gericht sagte. Er ist überzeugt davon, dass Ecclestone mit den Millionen vielmehr die BayernLB als "lästige Gesellschafter" der Rennserie los werden. Er habe klar gemacht, dass er der Herr im Haus war, ohne den nichts lief. "Die Folterinstrumente lagen auf dem Tisch", beschrieb Gribkowsky den Druck durch Ecclestone. Der Banker ließ sich auf den Deal mit Ecclestone ein und gab Ecclestones Wunschkäufer CVC den Vorzug für die Mehrheit an der Formel 1. "Ich hab danach nicht mehr mit der gleichen Härte verhandelt und agiert."
Dieser Satz dürfte auch für die BayernLB von großem Interesse sein: Denn sie verklagt Ecclestone auf 400 Millionen Dollar Schadenersatz, weil sie überzeugt davon ist, dass sie ohne die Absprachen der beiden Männer viel mehr Geld für die Formel-1-Mehrheit erhalten hätte als 840 Millionen Dollar und ihm auch keine Vermittlerprovision hätte zahlen müssen. Gribkowsky gilt als wichtigster Zeuge in dem Prozess gegen Ecclestone. Für seine Vernehmung haben die Richter mehrere Verhandlungstage eingeplant.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa