Ach ja, die 80 Millionen von Ecclestone Gribkowsky überrascht vor Gericht
09.05.2014, 20:49 Uhr
Die Anklage stützt sich auf Aussagen des bereits verurteilten Gribkowsky.
(Foto: dpa)
Für Bernie Ecclestone steht im Münchner Bestechungsprozess viel auf dem Spiel. Der dritte Verhandlungstag läuft für den Formel-1-Chef zunächst gut. Doch dann serviert Ex-Landesbanker Gribkowsky eine dicke Überraschung.
Mit einer überraschenden Aussage im Schmiergeldprozess gegen Bernie Ecclestone hat Hauptbelastungszeuge Gerhard Gribkowsky den Druck auf den Formel-1-Chef erhöht. Nachdem er sich zuerst vorteilhaft über den Formel-1-Chef geäußert hatte, berichtet der frühere BayernLB-Vorstand nach achtstündiger Aussage auf einmal von früheren Bestechungsversuchen. Richter Peter Noll reagierte höchst verärgert und vertagte die Verhandlung sofort.
Ecclestone hatte Gribkowsky nach dem Verkauf der Formel-1-Anteile an einen ihm genehmen Investor 2006 heimlich 44 Millionen Dollar gezahlt. Das Gericht unter Vorsitz von Noll hatte den Landesbanker darauf wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Jetzt steht Ecclestone unter der Anklage der Bestechung in München vor Gericht.
Probleme werden mit Geld ausgeräumt
Am Nachmittag hatte sich die Verteidigung Ecclestones noch von Gribkowskys Aussage in ihrer Argumentation bestätigt gesehen: Ecclestone habe sich von Gribkowsky erpresst gefühlt und deshalb Schweigegeld gezahlt - und kein Bestechungsgeld. Gribkowsky schilderte ausführlich den Machtkampf mit Ecclestone bis Anfang 2005. Die Bank stritt mit Ecclestone vor Gericht, verhandelte mit Autoherstellern über eine Alternative und die Entmachtung des Briten. Damals habe er auch ein belastendes Papier auf Ecclestones Schreibtisch gelegt, um ihn unter Druck zu setzen. Den Inhalt habe er selbst nicht gekannt, sagte Gribkowsky zur Verwunderung des Gerichts.
Ecclestone hatte mehrfach gesagt, er habe sich von dem Banker wegen Steuerproblemen unter Druck gesetzt und erpresst gefühlt. Sein Verteidiger Sven Thomas sagte nach Gribkowskys Aussage, "dass Druck ausgeübt wurde, der über das normale Maß hinausgeht, das ist heute bestätigt worden". Die Aussage habe nichts ergeben, was auf eine Unrechtsvereinbarung schließen lasse und die Anklage bestätige.
Doch am späten Abend kam Gribkowsky beim Erzählen plötzlich auf ein früheres Bestechungsangebot zu sprechen: Ecclestone habe ihm während des Machtkampfs um die Formel 1 zwei Jahre zuvor zehn Millionen Dollar dafür offeriert, dass die Landesbank eine Klage gegen Ecclestones Vetorecht in der Rennserie zurücknehme. Seine Vorstandskollegen und das Landeskriminalamt habe er erst viel später darüber informiert. In der Formel 1 sei es gang und gäbe, dass Probleme mit Geld gelöst würden.
Richter Noll fragte nach: Und Staatsanwaltschaft soll nicht ermittelt haben? Beinahe beiläufig sagte Gribkowsky dann, in Singapur seien ihm sogar 80 Millionen angeboten worden. Wann, wisse er nicht mehr, und so ganz verstanden habe er das Angebot auch nicht. Richter Noll reagierte verägert: "Und damit kommen Sie jetzt!", rief er dem Zeugen zu.
Quelle: ntv.de, ave/dpa