Fan-Treue bis in den Tod HSV hat bald eigenen Friedhof
16.09.2007, 11:49 UhrFußballverbunden auch über den Tod hinaus: Fans des Bundesliga-Urgesteins Hamburger SV können in Zukunft im Schatten ihrer Arena ruhen. Als erster Verein in Deutschland legte der HSV am Sonntag den Grundstein für einen eigenen Friedhof. Die 5.000 Quadratmeter große Anlage mit Platz für 300 bis 500 Gräber befindet sich neben der Westtribüne. Die Kosten für das in Deutschland beispiellose Projekt gab HSV-Vorstandsmitglied Christian Reichert mit rund 100.000 Euro an.
Die Gräber sollen in einem angedeuteten Stadionrund über drei Ebenen im Abstand von jeweils einem Meter entstehen. Den Eingang zu der Anlage soll ein steinernes Fußballtor bilden. Obwohl der Friedhof erst in einem Jahr eröffnet werden soll, gibt es bereits die ersten Interessenten, die auch über den Tod hinaus mit ihrem Verein verbunden bleiben wollen, wie Reichert sagte. Auch HSV-Prominenz habe bereits Interesse bekundet.
Die Idee einer Vereinsbestattung gibt es schon seit längerem: Anhänger des FC Schalke 04 oder von Borussia Dortmund können sich beispielsweise in Särgen in den Vereinsfarben oder in Urnen in Fußballform beerdigen lassen. Einen eigenen Vereinsfriedhof gibt es bisher aber nur im Ausland, etwa in Südamerika, in den Niederlanden oder in England, wie Reichert sagte. Fans des FC Everton könnten sich sogar in einer Urne direkt am Spielfeldrand beerdigen lassen. In Deutschland sei dies aber aus gesetzlichen Gründen nicht möglich: "Wir sind jetzt so nah dran, wie es nur geht - in Hörweite." Der erste Fußball-Friedhof der Welt wurde im September 2006 in Argentinien eröffnet. Dort können sich Anhänger der Boca Juniors in Buenos Aires auf einem Vereinsfriedhof zur letzten Ruhe betten lassen.
Ein Vorkaufsrecht auf die Urnen-, Reihen- und Doppelgräber hätten Fans des HSV. Vergeben würden die Plätze aber erst, wenn die Anlage "in einem vorzeigbaren Zustand" sei.
"Dem Verein auf ewig verbunden"
Der Bau des Friedhofs ist allerdings nicht unumstritten, wie Steinmetz Uli Beppler sagte. Gemeinsam mit einer Friedhofsgärtnergesellschaft hatte er die Idee an den Verein herangetragen: "Gerade von Seiten der Kirchenvorstände kamen Stimmen, die sagten, dass so ein Friedhof pietätlos sei", sagte Beppler. Doch in einer Senatssitzung vor einem Jahr habe man grünes Licht für den Bau bekommen.
Der Verein will auf die Beisetzungen keinerlei Einfluss nehmen. So bleibe es den Fans überlassen, ob sie einen Grabstein in Form des Vereinswappens - der HSV-Raute - nähmen oder in einem HSV-Sarg beerdigt werden wollten, sagte Vorstandsmitglied Reichert.
Bislang deutet lediglich ein Mustergrab an, was im Schatten der Arena in den kommenden Monaten entstehen soll. Reichert ist sich sicher, dass die Plätze für die Gräber schnell vergeben sein werden: "Die Fans, die sich hier bestatten lassen, bleiben dem Verein auf ewig verbunden."
Quelle: ntv.de