Sport

"Angst vor der Mafia" Haas über das Wett-Problem

Thomas Haas läuft vor der Glaubwürdigkeitskrise im Tennis nicht weg. Die deutsche Nummer eins blieb bisher von der Wett-Mafia verschont. "Mich hat bisher noch niemand angesprochen", verriet er am Rande des Masters-Series-Turniers in Paris, "vielleicht bin ich nicht gut genug." Die Spieler hätten möglicherweise "Angst vor der Mafia", erklärte Haas weiter. Deswegen sage niemand explizit, wer, wo, wie, wann und warum mit einem Korruptions-Angebot konfrontiert worden sei. Der Franzose Arnaud Clement hatte die Gespräche um Wettmanipulationen neu entfacht, als er Anfang der Woche zugab, eine Anfrage für eine absichtliche Niederlage gegen Geld bekommen zu haben.

Es wird weiter diskutiert und kolportiert. Nicolas Kiefer wollte sich nach seinem Erstrunden-Aus in Paris wie so viele Spieler zu diesem prekären Thema nicht äußern. Am mangelnden Interesse der in Paris präsenten Medien liegt es nicht, aber die Spieler sollen von der Spielergewerkschaft ATP sanften Druck bekommen haben, sich mit Erklärungen zurückzuhalten. Immerhin geht die ATP inzwischen zumindest nach außen offensiver mit der misslichen Situation um.

Nachdem neben Clement und seinem Landsmann Michael Llodra auch Novak Djokovic (Serbien), Dmitri Tursunow (Russland), Paul Goldstein (USA), Gilles Elseneer (Belgien) und Werner Eschauer (Österreich) Kontaktaufnahmen von Unbekannten bestätigten, soll bald eine neue Regel verabschiedet werden. Demnach müssen Spieler mit einer Geldstrafe rechnen, wenn sie Details über Anfragen und Korruption auf der Tour nicht innerhalb von 48 Stunden melden. 2003 hatte der damalige ATP-Chef Mark Miles ein sogenanntes Anti-Korruptions-Programm ins Leben gerufen.

"Es ist vielleicht pervers, aber auf gewisse Art und Weise bin ich sogar dankbar dafür, dass dies alles passiert ist, denn das sorgt dafür, dass alle im Sport nachdenken können, was mehr und besser gemacht werden sollte", sagte ATP-Präsident Etienne de Villiers der "Internationale Herald Tribune". Eine Bewusstseinsänderung müsse her. "Dass Spieler kontaktiert werden, können wir nicht verhindern", sagte de Villiers, "wir können unsere 700 bis 800 Athleten nicht mit Bodyguards ausstatten, aber wir können sie ihrer Verantwortung bewusst machen." Ein Problem sei, dass niemand wisse, wer was macht: "Es könnten sogar Trainer oder Freunde eines Trainers involviert sein."

Die Organisatoren der Australian Open haben nach den jüngsten Entwicklungen bereits reagiert und angekündigt, dass es beim Turnier 2008 kein Wettbüro mehr auf der Anlage geben wird. "Das ist eine Bedrohung, nicht weil die Spieler darin verwickelt sind, sondern weil unser Sport damit in Verbindung gebracht wird", erklärte Bill Babcock, Geschäftsführender Direktor des Tennis-Weltverbandes ITF, "wir wollen das Wetten nicht stoppen. Dafür haben wir gar keine Berechtigung, aber wir wollen sicherstellen, dass es keine Spielverschiebungen gibt." Wetten, dass die Diskussionen weitergehen?

Von Judith Elian, dpa

Quelle: ntv.de

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