Trügerisches Polster Handballer auf WM-Kurs
13.06.2010, 10:14 Uhr
(Foto: dpa)
Erleichterung statt Jubel, Durchschnaufen statt Feiern - und noch nicht verrauchter Ärger über den verlegten Spielort: Deutschlands Handballer sind auf WM-Kurs, gehen jedoch mit gemischten Gefühlen in Teil zwei der Qualifikation.
Der Fünf-Tore-Vorsprung vom 25:20 (14:9) am Samstag in Dortmund gegen Griechenland ist ein trügerisches Polster für das Playoff-Rückspiel der deutschen Handballnationalmannschaft am kommenden Sonntag (18.00 Uhr MESZ/Sport1) in Drama. "Ich denke schon ein bisschen nach. Wir müssen sehr gut auf die hektische Atmosphäre dort vorbereitet sein. Da muss man kühlen Kopf bewahren", sagte Bundestrainer Heiner Brand.
Von Zufriedenheit war im deutschen Lager nichts zu spüren. Die ersehnte Teilnahme an der WM vom 13. bis 30. Januar 2011 in Schweden steht noch auf wackligen Füßen. Noch ist keineswegs sicher, dass das Team um Spielmacher Michael Kraus bei der Gruppenauslosung am 9. Juli in Göteborg im Lostopf ist. "Vielleicht ist das besser als acht Tore Vorsprung zu haben, weil man so die Konzentration hoch hält. Die Griechen haben bestätigt, dass sie nicht auf die leichte Schulter genommen werden können", meinte der Lemgoer.
Es gibt noch Hoffnung
Die Griechen, Olympia-Sechster von 2004 auf eigenem Boden, träumen selbst noch von ihrer zweiten WM-Teilnahme nach 2005. "Deutschland hat uns erlaubt, ein bisschen zu hoffen, nach Schweden zu kommen. Die WM ist noch in einem sehr kleinen Teil unseres Hinterkopfes", bekannte Griechenlands Trainer Nikolaos Mantzos.
"Wir haben einen Vorsprung von fünf Toren und sollten uns auf die nächste Aufgabe konzentrieren", forderte Brand. Denn vor der enttäuschenden Kulisse von 6500 Zuschauern in der Westfalenhalle, in der die oberen Ränge komplett leergeblieben und mit schwarzen Tüchern abgehangen waren, ließ es sein Team in manchen Situationen an der nötigen Konzentration fehlen. "Wir haben noch Steigerungsmöglichkeiten", befand denn auch der Bundestrainer.
Bis zum 9:9 (20.) ließen sich die unbequemen Gäste nicht abschütteln. Eine zweimalige Zwei-Tore-Führung gab die deutsche Mannschaft jeweils leichtfertig aus der Hand. Erst ein Zwischenspurt bis zum 14:9-Pausenstand brachte dem WM-Fünften einen akzeptablen Vorsprung. Den baute Gastgeber noch auf sieben Tore aus, vergab in den letzten zwei Minuten jedoch noch den beruhigerenden 25:18- Vorteil. "Da waren ein paar Schwankungen drin", beurteilte Brand die Vorstellung seines Teams und bemängelte, dass so manche Aktion "nicht immer ganz zu meiner Zufriedenheit" abgeschlossen wurde.
Spielort nach Drama verlegt
Nach zwei freien Tagen und Ablenkung bei Familien und Freunden treffen sich die Nationalspieler am Dienstag wieder in der Sportschule Kaiserau, um sich auf den erwarteten Kraftakt in Griechenland einzustimmen. Denn mit der kurzfristigen Verlegung des Spielortes von Pylaia ins zwei Autostunden nordöstlich gelegene Drama haben die Griechen der deutschen Mannschaft eine weitere Hürde für die WM-Qualifikation vor die Nase gestellt.
"Der Spielort war zehn Kilometer vom Flughafen entfernt, jetzt sind es 170 Kilometer. Das ist von der EHF nicht als Erschwernis empfunden worden. Das ist unglaublich", schimpfte Brand auf die Europäischen Handball-Föderation (EHF), die die Maßnahme abgesegnet hatte. So muss die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) schon früher Richtung Hellas aufbrechen als geplant. Statt direkt nach Thessaloniki zu fliegen, geht es nun am Samstag von Dortmund aus mit einem Boxstopp in München nach Griechenland.
Quelle: ntv.de, Martin Kloth, dpa