Nix mit Rosen züchten Hans Meyer wird 60
01.11.2002, 11:46 UhrMit 60 Jahren wollte er eigentlich in Bad Hersfeld Rosen züchten und seine Enkelkinder aufwachsen sehen - Fußball jedenfalls sollte dann keine Rolle mehr spielen. Sollte. Am Sonntag begeht Hans Meyer sein Jubiläum, und ist dort anzutreffen, wo er sich in Fußball-Deutschland einen Namen gemacht hat: Bökelstraße 165, auf dem Trainingsplatz des Bundesliga-Klubs Borussia Mönchengladbach.
Markenzeichen ist beißender Humor
Seit über drei Jahren schwingt der Coach mit harter Hand und beißendem Humor am Bökelberg das Zepter. Meyer hauchte dem seinerzeit finanziell und sportlich am Boden liegenden Traditionsklub wieder Leben ein und schaffte anno 2000 die Rückkehr in die Bundesliga. Damit verschaffte er sich Respekt, zumal sich in Deutschland keiner mehr an Meyers Erfolge beim DDR-Oberligisten FC Carl Zeiss Jena erinnern wollte, mit dem er 1981 ins Europapokalfinale der Pokalsieger eingezogen war.
"Nach der Wende dachte ich, dass die Bundesliga gar nicht an mir vorbeigehen kann. Drei Monate später habe ich allerdings meine unlogische Erwartungshaltung abgelegt. Ich bin schließlich Realist", erinnert sich Meyer. So gelangte der gebürtige Briesener nach dem Mauerfall schließlich über den Chemnitzer FC, nochmals Jena und Union Berlin zum niederländischen Ehrendivisionär Twente Enschede.
"Ab und zu kam eine Kuh vor das Fenster"
"Dort hatte ich eigentlich den richtigen Job, um anschließend aufzuhören. Alles war sehr ruhig. Ich wohnte auf dem Land, ab und zu kam mal eine Kuh vor das Fenster, das war es aber auch", blickt Meyer auf seine idyllische Zeit in Holland zurück. Bis der Anruf aus Gladbach kam. Berti Vogts hatte den Tipp gegeben. Das war Anfang September 1999 und liegt nun über drei Jahre zurück. Länger hatten es am Bökelberg nur Legende Hennes Weisweiler, Jupp Heynckes und Udo Lattek als Trainer geschafft.
Eigentlich sollte nach einem Jahr Bundesliga Schluss sein, doch der zweimalige DDR-Meistertrainer hatte an der Beletage Gefallen gefunden und verlängerte bis 2004. Dann sei aber "definitiv Schluss". Gespräche mit dem Vorstand wurden bereits geführt: "Im neuen Stadion wird auf der Tribüne links neben dem Eingang ein grüner Stuhl mit dem Namensschild Hans Meyer stehen. Der ist für mich reserviert."
Schalke-Angebot abgelehnt
Diesmal scheint der angekündigte Abschied wirklich endgültig zu sein, sonst hätte Meyer kaum das lukrative Angebot von DFB-Pokalsieger Schalke 04 für die Nachfolge von Huub Stevens abgelehnt. "In Schalke hätten Aufgaben angestanden, die über einige Jahre gegangen wären. Es wäre unfair gewesen, wenn ich nach einem Jahr wieder gesagt hätte: Das war's, ich höre auf", erläutert der Coach seine Gründe.
Ganz verzichten müssen die Borussen vermutlich nicht auf Meyer. Auch wenn der Coach seine "Drohung" ("Wenn ich weiter so gut verdiene, kandidiere ich als Präsident.") nicht wahrmachen dürfte, kann er sich immerhin eine Tätigkeit als "Scout" vorstellen. Bis dahin wartet aber noch genug Arbeit in Gladbach, schließlich befindet sich die Borussia auf Platz 14 wieder mitten im Abstiegskampf.
Von Stefan Tabeling (sid)
Quelle: ntv.de