"Pantelic falsch gewickelt" Hertha-Manager in Rage
03.04.2007, 14:55 UhrManager Dieter Hoeneß vom Fußball-Bundesligisten Hertha BSC hat in ungewohnter Schärfe die Mentalität der Berliner Mannschaft kritisiert und den seit Wochen erfolglosen Torjäger Marko Pantelic als Sündenbock ausgemacht. Hoeneß, der sich als Fan von Henry Maske outete, vermisse die Einstellung des nach seinem Comeback am Samstag gefeierten Boxers bei seinen Spielern: "Ich glaube nicht, dass Maske nach einem 0:1 gegen Cottbus bis morgens um die Häuser gezogen wäre."
In den Augen des Managers ist die lasche Einstellung einiger Akteure der Hauptgrund für die sportliche Talfahrt. An Maske solle sich die Mannschaft ein Vorbild nehmen: "Der Mann hat sich zehn Jahre lang mit seiner Niederlage beschäftigt. Das ist die richtige Berufsauffassung." Hertha steht nach sieben sieglosen Spielen in Serie am Samstag gegen Arminia Bielefeld vor einem "Endspiel" im Abstiegskampf.
Kopf nicht frei
Die Wut des Managers richtete sich in erster Linie gegen Stürmer Pantelic: "Wenn ich von Marko höre, dass er zu wenig Tore schießt, weil er zu wenig Bälle bekommt, dann ist er falsch gewickelt", wetterte der Hertha-Boss und ergänzte: "Er schießt zu wenig Tore, weil er sich zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt."
Mit welchen "Dingen" Pantelic sich neben dem Feld beschäftigt, wollte Hoeneß im Einzelnen nicht erläutern. Dabei gehe es weniger um sein "Freizeitverhalten", als mehr um seine vielen Kontakte zu anderen Vereinen, die ihm den Kopf verdrehen würden. "Es gibt da Dinge, die man auf dem Markt hört. Da ist es klar, dass Marko den Kopf nicht frei hat", so Hoeneß.
Eitelkeiten und Egoismen
Richtigerweise habe sich Pantelic durch seine Treffsicherheit in der Hinrunde die Erfolgsserie auf seine Fahne geschrieben, doch genauso müsse er sich auch jetzt den Negativtrend zu Herzen nehmen, forderte Hoeneß. Trotz vieler Vier-Augen-Gespräche habe der serbische Angreifer, der noch über zwei Jahre Vertrag in Berlin hat, nicht die Kurve gekriegt. Der Stürmer selbst wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern: "Kritik vom Verein. Dazu sage ich nichts."
Hoeneß wollte es bei der Einzelkritik nicht belassen: "Ich meine nicht nur Marko, sondern viele kleine Eitelkeiten und Egoismen, die dafür gesorgt haben, dass wir die schlechteste Rückrunden-Mannschaft sind." Man müsse durch personelle Veränderungen an der Mentalität der Mannschaft arbeiten: "Wir haben eine Tendenz, bei der die Spieler keine Verantwortung mehr übernehmen wollen."
Enormer Druck
Trainer Falko Götz, der durch die harsche Kritik an den Spielern aus der Schusslinie genommen wurde, stellte sich erwartungsgemäß hinter die Aussagen des Managers und kündigte für die letzten Tage vor dem "Endspiel" gegen Bielefeld einen harten Kurs an: "Für mich geht es jetzt im Training darum herauszufinden, welche Spieler am Samstag tatsächlich das Spiel gewinnen wollen."
Spielmacher Yildiray Bastürk, dessen Zukunft bei der Hertha weiterhin ungewiss ist, sprach ebenfalls von einem großen Erfolgsdruck: "Wir schielen nicht mehr nach oben. Wir müssen am Samstag gewinnen, um wieder Ruhe in die Mannschaft zu bekommen."
von Nikolaj Stobbe, sid
Quelle: ntv.de