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Deutschland bei der Eishockey-WM Heute Auftakt gegen Russland

Der Gegner ist übermächtig, die Bilanz niederschmetternd - zum Auftakt der Eishockey-Weltmeisterschaft in der Schweiz hilft der deutschen Nationalmannschaft eigentlich nur ein Wunder von Bern.

Nur ein paar hundert Meter vom Wankdorfstadion entfernt, wo Fritz Walter und Co. 1954 mit ihrem Finaltriumph Fußball-Geschichte schrieben, erwartet das Team von Bundestrainer Uwe Krupp, das bei diesem Turnier das Viertelfinale erreichen will, heute ab 16.15 Uhr gegen Titelverteidiger Russland eine fast unlösbare Aufgabe.

"Auf dem Papier sind sie uns eindeutig überlegen", sagt Krupp vor dem 35. WM-Duell mit dem Rekordweltmeister. Alles andere als eine Niederlage wäre nicht nur eine Riesenüberraschung, sondern auch ein historischer Erfolg: Noch nie hat die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes bei einer WM auch nur einen Punkt gegen die Sbornaja geholt.

Pfeifen im Walde

Dennoch glauben die deutschen Spieler an ihre Chance. "Es kommt drauf an: Wie kommen sie aus der Kabine?", sagt Torjäger Michael Wolf und setzt darauf, dass die aus NHL-Stars und Profis aus der russischen KHL zusammengesetzte Mannschaft noch nicht eingespielt und topmotiviert ist. "Wir müssen sofort da sein und unser bestes Eishockey abrufen", fordert der Iserlohner, der bei der WM-Generalprobe am vergangenen Samstag gegen Dänemark (7:2) mit seinem ersten Dreierpack im Nationaltrikot glänzte.

Ähnlich spekuliert auch Philip Gogulla. "Vielleicht sagen die Russen: Wir nehmen die Deutschen mal kurz mit als Aufbaugegner", mutmaßt der Kölner Jungstar: "Wenn wir hart arbeiten, gelingt uns vielleicht eine Überraschung." Als die DEB-Auswahl ihr letztes Erfolgserlebnis gegen die "große rote Maschine", wie die Sbornaja schon zu Sowjetzeiten ehrfurchtsvoll genannt wurde, verbuchte, war Gogulla gerade sechs Jahre alt: Bei den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer gab es ein 4:2 - der einzige Pflichtspielsieg.

Kowaltschuk: "Für uns zählt nur Gold."

Acht NHL-Profis boten die Russen am Mittwochabend auf, als sie in Siders ihre WM-Generalprobe gegen Aufsteiger Ungarn problemlos mit 5:1 gewannen. Der Star des Teams ist Ilja Kowaltschuk von den Atlanta Thrashers, der beim Titelgewinn im vergangenen Jahr in Kanada mit zwei späten Toren den 5:4-Finalsieg nach Verlängerung gegen die Gastgeber sicherte. "Für uns zählt nur Gold", tönte der Stürmer bereits.

Die deutsche NHL-Fraktion ist inziwschen komplett. Auch Hoffnungsträger Jochen Hecht ist in Bern. Ob der Stürmer der Buffalo Sabres schon gegen Russland spielen kann, war noch offen. Bis Donnerstagabend war das Ergebnis seines Dopingtests noch nicht bekannt.

Hechts Einsatz noch unklar

Ein negatives Analyseresultat ist Voraussetzung dafür, dass die Nationale Anti-Doping-Agentur den NHL-Profi mit einer Ausnahmegenehmigung wieder in ihren Testpool aufnimmt; nur dann darf er an der WM teilnehmen. Bis spätestens um 15 Uhr am heutigen Freitag muss das Ergebnis vorliegen, sonst ist Hecht gegen die Russen nicht spielberechtigt.

Krupp ließ sich von der Ungewissheit aber in der Vorbereitung für das Auftaktspiel nicht stören. "Ich gehe davon aus, dass Jochen spielt", sagte der Bundestrainer. Auch mit wie vielen NHL-Profis die Russen ins Turnier gehen, interessiert den 43-Jährigen nur am Rande: "Das ist nicht ganz so wichtig für uns. Wichtig ist, dass wir unser Spielsystem durchsetzen müssen. Es wird ein großer Test für unsere Zweikampfstärke. Wir müssen kompakt in der Abwehr stehen, wenn sie gegen uns anrennen."

Im Tor wird wohl Dimitri Pätzold den Vorzug vor seinen Kollegen Dimitrij Kotschnew und Dennis Endras bekommen. Der Goalie der Hannover Scorpions kennt die Russen gut, denn zu Saisonbeginn spielte er für Witjas Tschechow in der KHL. "Egal, wer spielt, sie haben auf jeden Fall eine sehr starke Mannschaft, technisch und läuferisch unglaublich stark", sagt der 26-Jährige, der für Krupp die unumstrittene Nummer eins ist.

Quelle: ntv.de, Von Thomas Lipinski, sid

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