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Protagonist oder Problempferd? Isabell Werth sorgt sich um Ego-Hengst Quantaz

"Quantaz muss chillig bleiben."

"Quantaz muss chillig bleiben."

(Foto: dpa)

Zum ersten Mal seit langer Zeit fährt Isabell Werth nicht als große Favoritin zur WM. Dennoch kann für sie was gehen - wenn Quantaz "chillig" bleibt. Wenn er das tut, ist Quantaz das beste Pferd in der deutschen Equipe. Und das einzige außerdem, das die magischen 80 Prozent schon geknackt hat.

Alles kommt auf Quantaz an. Klar, schließlich ist der zwölfjährige Hengst einer der Hauptdarsteller in der dreiteiligen Mini-Serie "Mission Dressur-WM 2022". Seine Regisseurin ist Isabell Werth, erfolgreichste Reiterin der Geschichte, dekoriert mit siebenmal Olympiagold und neun WM-Titeln. Ob im dänischen Herning ein zehnter dazukommt, entscheidet - wie schon gesagt - Quantaz. "Wenn er sich zusammenreißt, das Hengst-Ego außen vor lässt, ist alles drin", sagt Werth. Kurz zusammengefasst: "Quantaz muss chillig bleiben."

Das war der temperamentvolle Vierbeiner in den vergangenen Wochen nicht immer, deshalb war nach dem CHIO in Aachen erstmal Ruhe angesagt. "Eine Woche Paddock und Wiese", sagte Werth dem Sportinformationsdienst. "Bei ihm ist es das Wichtigste, dass er runterkommt." Wenn er das tut, ist Quantaz das beste Pferd in der deutschen Equipe, das einzige außerdem, das im Grand Prix, der zweitschwersten Dressur-Prüfung, die magischen 80 Prozent schon geknackt hat. Der Weltrekord steht bei 87,460 Prozent, aufgestellt 2014 von der Britin Charlotte Dujardin und ihrem Jahrhundertpferd Valegro.

Viele Top-Pferde fehlen bei der WM

Wenn also Quantaz sein Ego zurückhält, sieht Isabell Werth auch die Einzelmedaillen, die am Montag und am Mittwoch kommender Woche im Grand Prix Special und in der Kür vergeben werden, keinesfalls in unerreichbarer Ferne. Sollte sie dennoch erstmals seit Caen 2014 im Einzel leer ausgehen, wäre das für sie keinesfalls ein Drama. "Klar ist, wir befinden uns im Umbruch", sagt sie: "Pferde wie Bella Rose, Dalera oder Showtime, die noch in Tokio locker über 80 Prozent gegangen sind, fehlen uns in Herning."

Abgesehen von Lokalmatadorin Cathrine Dufour und ihrem Vamos Amigos, für die dreimal Gold in Herning wohl schon auf dem Präsentierteller liegt, gibt es bei der WM viele Wundertüten. Die Olympia-Qualifikation für Paris 2024, oberstes Ziel der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, wird allerdings kaum in Gefahr geraten. Dafür muss die Equipe von Bundestrainerin Monica Theodorescu in der Mannschafts-Entscheidung am Wochenende im Grand Prix mindestens Platz sechs belegen - und mit einem solchen Ergebnis beschäftigt sich Isabell Werth überhaupt nicht: "Von Platz eins bis Platz drei ist für uns alles drin."

"Und die anderen kochen auch nur mit Wasser"

Zur Equipe gehören außer Werth und Quantaz noch Vielseitigkeits-Europameisterin Ingrid Klimke mit Franziskus, der zweimalige deutsche Vizemeister Frederic Wandres mit Duke of Britain und Benjamin Werndl mit Famoso. Alle vier Pferde gehen zum ersten Mal bei einem internationalen Dressur-Championat, das gilt mit Ausnahme von Isabell Werth auch für ihre drei Reiter-Kollegen. "Das ist schon eine sehr neue Situation", sagt Werth, "da muss man geduldig abwarten, was am Ende rauskommt. Aber es sind tolle Reiter und tolle Pferde, und die anderen kochen auch nur mit Wasser."

Mit ihrem Herzenspferd Bella Rose, das daheim in Rheinberg die tierische Rente genießt, wäre in Herning sicher noch eine Medaille möglich gewesen. Die Stute habe bei ihrer Abreise ins Trainingslager nur mal kurz hochgeguckt, sagt Werth: "Sie hat gesagt: Tschüs, machs gut." Und bring bloß eine Medaille mit.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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