Wer will Doping sehen? Katastrophen-Quote für Sat1
20.07.2007, 09:35 UhrDer Einstieg in die Tour de France-Berichterstattung entwickelt sich für den angeschlagenen Privatsender zum Desaster. Nach der vernichtenden Kritik von Bundespolitikern und Journalisten-Kollegen strafen auch die Zuschauer Sat1 ab.
Die Einschaltquoten der ersten Live-Übertragung waren laut Branchendienst DWDL.de "niederschmetternd". Nur 500.000 Zuschauer ab drei Jahren sahen die Übertragung, was beim Gesamtpublikum für gerade mal 4,7 Prozent Marktanteil reichte. In der werberelevanten Zielgruppe sah es sogar noch schlechter aus: 190.000 14- bis 49-Jährige saßen vor dem Fernseher, der Marktanteil lag bei gerade mal 4,5 Prozent.
Auch die nachfolgenden Sendungen wurden von der Tour-Übertragung in Mitleidenschaft gezogen. So hatte etwa "Lenßen & Partner" um 18 Uhr nur 8,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, Regionalprogramme und "Niedrig und Kuhnt" kamen um 17:30 Uhr direkt im Anschluss an die Übertragung auf 5,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe.
Am Donnerstag hatten Bundespolitiker Sat1 für die Entscheidung gescholten. Der sportpolitische Sprecher der CDU, Riegert, bezeichnete den Entschluss des angeschlagenen Privatsenders als "unsolidarisch", da der Tour-Ausstieg von ARD und ZDF nach der positiven A-Probe des T-Mobile-Profis Patrik Sinkewitz das richtige Zeichen gewesen sei.
Die gleiche Sorge hat auch SPD-Sportpolitikerin Freitag. Die Entwicklung sei "eine Katastrophe und das falsche Signal". "Wenn jetzt ein Sender nahtlos in die Lücke springt, dann ist das ein Zeichen, dass er Doping toleriert." Deutliche Worte fand auch Freitags Grünen-Kollege Hermann: "Ich halte die Entscheidung für einen Skandal. Man kann auch von den privaten Sendern erwarten, dass sie ethische Maßstäbe bei ihrer Programmauswahl ansetzen und nicht nur auf den schnellen Profit achten."
Quelle: ntv.de