Japaner siegt vor deutschem Duo Kobayashi fliegt zu Tournee-Sieg und Grand Slam
06.01.2019, 18:53 Uhr
Goldjunge mit Goldadler: Ryoyu Kobayashi sicherte sich mit vier Tagessiegen den Sieg bei der 67. Vierschanzentournee.
(Foto: dpa)
Auch beim Finale der Vierschanzentournee ist Überflieger Ryoyu Kobayashi nicht zu stoppen. In Bischofshofen macht der Japaner als dritter Skispringer den historischen Grand Slam perfekt. Hinter dem Dominator fliegen mit Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe zwei Deutsche aufs Gesamtpodest.
Ryoyu Kobayashi pfiff auf japanische Zurückhaltung und tanzte mit seinen Teamkollegen durch den Schnee, die überglücklichen DSV-Adler Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe feierten nach ihrem sensationellen deutschen Doppel-Podest ausgelassen an der Seite des Vierschanzentournee-Königs. Als dritter Skispringer flog der Japaner beim Finale der 67. Vierschanzentournee in Bischofshofen in den "Grand-Slam-Klub" des Winterklassikers. Den vierten Tagessieg servierte ihm Eisenbichler allerdings auf dem Silbertablett.
"Den zweiten Sprung habe ich versaut - aber völlig egal! Ohne Scheiß, das ist mega! Geil, geil, geil", rief der 27 Jahre alte Eisenbichler, der im abschließenden Springen nach dem ersten Durchgang noch geführt und dicht vor seinem ersten Weltcupsieg gestanden hatte - ehe ihn ein wenig die Nerven verließen. Kobayashi flog noch von Platz vier zur Halbzeit in den siebten Skisprung-Himmel. Tagesplatz fünf konnte Eisenbichler aber die Laune nicht verderben, Tournee-"Silber" vor dem drittplatzierten Leyhe ist der mit Abstand größte Erfolg in Eisenbichlers Karriere: "Über den bin ich einfach megahappy!"
Tournee-Dominator Kobayashi, dem im Zielraum die beiden weiteren "Klub-Mitglieder" Sven Hannawald (2001/02) und Kamil Stoch (2017/18) gratulierten, freute sich nur unwesentlich zurückhaltender. "Ich bin sehr glücklich, an diesen Erfolg habe ich bis zum Schluss nicht geglaubt", sagte der 22-Jährige nach seinem achten Karrieresieg, allesamt erreichte er in diesem Winter. Kobayashi, nach Kazuyoshi Funaki (1997/98) zweiter japanischer Tourneesieger, setzte sich in der Gesamtwertung mit 1098,0 Punkten überlegen vor Eisenbichler (1035,1) und Leyhe (1014,1) durch. Letzter deutscher Gewinner des Winterklassikers bleibt Hannawald vor 17 Jahren, der damals auch für den letzten Triumph eines DSV-Adlers in Bischofshofen gesorgt hatte.
"Sehr, sehr glücklich mit dieser Tournee"
Zum Abschluss siegte Kobayashi nach einem starken zweiten Durchgang deutlich vor dem Polen Dawid Kubacki und dem Österreicher Stefan Kraft. Leyhe wurde wie schon in Innsbruck glänzender Vierter, schob sich noch auf Gesamtrang drei vor und bereitete sich einen Tag nach seinem 27. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk. "Ich bin sehr, sehr glücklich mit dieser Tournee", sagte er. Das galt auch für Eisenbichler, der bis zum dritten Tourneespringen in Innsbruck auf Augenhöhe mit Kobayashi gelegen hatte, ehe er am Bergisel mit Platz 13 alle Chancen auf den Gesamtsieg eingebüßt hatte. Dennoch war es eine grandiose Tournee für die DSV-Adler: Zwei Deutsche auf dem Podest hatte es zuletzt 1990/91 (Sieger Jens Weißflog, Dritter Dieter Thoma) gegeben.
Karl Geiger schaffte als Tageszehnter seine beste Tournee-Platzierung. Olympiasieger Andreas Wellinger, der in der Qualifikation seinen Schanzenrekord von 144,5 Meter (2017) an Kubacki (145,0) verloren hatte, wurde in Bischofshofen nach gutem zweiten Sprung 15. Wie Geiger sorgte er damit für ein versöhnliches Ende einer schwierigen Wettkampfserie.
"Der letzte Sprung war wieder ein Schritt in die richtiger Richtung, es muss das Ziel sein, dies wieder dauerhaft abzurufen. Es wird ein zäher Weg", sagte Wellinger. Constantin Schmid kam auf Platz 18, Richard Freitag enttäuschte nach starker Qualifikation mit Rang 26.
"Dreischanzentournee" vermieden
Mit Kobayashis Triumph fiel den Tournee-Organisatoren ein dicker Stein vom Herzen. Das abschließende Springen hatte lange auf der Kippe gestanden, nachdem große Mengen Neuschnee im Salzburger Land gefallen waren und schon die Qualifikation am Samstag nicht ausgetragen werden konnte.
Ein Komplett-Ausfall hätte zu zwei möglichen Szenarien geführt, die unbedingt vermieden werden soll: Ein Nachholen des Abschluss-Wettbewerbs unter deutlichem geringerem Zuschauerinteresse am Montag. Oder eine Komplett-Absage mit Kobayashi als Gewinner einer "Dreischanzentournee" ohne Chance auf den Grand Slam - das wäre einem so würdigen Sieger nicht würdig genug gewesen.
Quelle: ntv.de, cwo/sid