Sport

Offener Abwahlaufruf Kritik an IHF-Boss Moustafa

Eine Woche vor dem Wahlkongress des Handball-Weltverbandes IHF in Kairo wird die Kritik an dessen Präsidenten Hassan Moustafa auch aus den eigenen Reihen immer lauter. Dem Ägypter wird vorgeworfen, unangekündigte Dopingkontrollen zu verhindern und Schiedsrichter-Manipulationen geduldet zu haben.

Für IHF-Schiedsrichter-Chef Christer Ahl ist der Sachverhalt eindeutig: Hassan Moustafa muss beim Kongress vom 4. bis 7. Juni abgewählt werden. Deshalb forderte er öffentlich, für den Gegenkandidaten Jeannot Kaiser aus Luxemburg zu stimmen.

In einem Interview mit dem Internetdienst "teamhandballnews" wirft der Amerikaner Ahl dem Ägypter Moustafa nicht nur "Machthunger und undemokratisches Verhalten". Er bezichtigt Moustafa auch, mindestens von den Schiedsrichter-Manipulationen in Asien gewusst zu haben.

"Unakzeptabler Führungsstil"

Nicht zum ersten Mal fällt auf Sonnenkönig Hassan Moustafa der Schatten des Verdachts, Korruptionspraktiken im Welthandball toleriert zu haben.

Nicht zum ersten Mal fällt auf Sonnenkönig Hassan Moustafa der Schatten des Verdachts, Korruptionspraktiken im Welthandball toleriert zu haben.

(Foto: dpa)

Ahl, seit 2004 Präsident der IHF-Schiedsrichter-Kommission, tritt in Kairo "wegen einer Vielzahl von politischen Manipulationen" nicht mehr an ­ und fordert zugleich die Delegierten dazu auf, den deutschen Kandidaten Manfred Prause zu seinem Nachfolger zu küren. In puncto Präsidentenwahl nimmt er kein Blatt vor den Mund: "Es gibt so viele Dinge, die schnellstens geändert werden müssen, wie der unakzeptable Führungsstil und die fehlende Demokratie. Deswegen unterstütze ich die Änderung an der Spitze der IHF."

In einem Brief Ahls an alle europäischen Verbände fordert er diese zur Einigkeit auf. Ahl befürchtet, dass ansonsten der iranische Gegenkandidat Dawud Tawakoli zum neuen Chef der Schiedsrichter-Kommission gewählt werden könnte. "Tawakoli ist der Drahtzieher der Manipulationen bei den asiatischen Olympia-Qualifikationen. Er war der Verantwortliche für die Schiedsrichter-Besetzungen bei manipulierten Spielen und aufgrund dessen werden die IHF-Schiedsrichter keinerlei Respekt vor ihm haben", sagte Ahl.

Offensichtliche Manipulationen

Im Jahr 2007 waren sowohl beim Frauen-Qualifikationsturnier in Kasachstan als auch bei dem Männer-Turnier in Japan die entscheidenden Spiele durch Schiedsrichter-Fehlentscheidungen manipuliert worden. Auf internationalen Druck ließ die IHF beide Turniere wiederholen, der asiatische Verband erkannte diese Wiederholungen zunächst nicht an. Abschließend entschied der Internationale Sportgerichtshof CAS im März 2008 in Lausanne, dass die Wiederholung des Männer-Turniers aufgrund der vorgelegten Beweise rechtens war. Die Wiederholung des Frauen-Turniers wurde nachträglich mangels Beweisen annulliert.

In Kasachstan waren schlichtweg alle Videoaufnahmen verboten worden. Im entscheidenden Männer-Spiel beim ersten Turnier in Toyota zwischen Südkorea und Kuwait hatte der asiatische Verband kurzfristig die deutschen Schiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich, die extra von der IHF eingesetzt worden waren, wieder abgesetzt und durch unerfahrene Jordanier ersetzt, denen später 39 Fehlentscheidungen zugunsten der siegreichen Kuwaitis nachgewiesen wurden. Ahl wirft Präsident Moustafa vor, mindestens in diesen Fällen von den Manipulationen gewusst zu haben: "Moustafa war informiert gewesen, sagte aber, er sei gezwungen worden, die Ansetzungen wieder zurückzunehmen."

Verschiebungen auch bei Olympia

Daneben moniert Ahl, dass die IHF-Exekutive bei den Olympischen Spielen von Peking 2008 massiven Einfluss auf die Schiedsrichter-Ansetzungen genommen habe. "Die Zahl der gewünschten Änderungen war absolut unangemessen. Am schlimmsten war, dass kritische Spiele spezieller Mannschaften ständig umbesetzt wurden."

Ahls Kritik an der IHF-Führung geht noch weiter. Er wendet sich auch gegen den "nicht unabhängigen Anti-Doping-Kampf". Beim vorolympischen Turnier 2004 in Athen habe plötzlich die Hälfte der ägyptischen Männer-Nationalmannschaft auf der Tribüne gesessen statt zu spielen. "Sie waren erbost darüber, dass sie zuvor erfahren hatten, dass es Dopingkontrollen geben würden." Ahl kritisiert daher, dass es der medizinischen Kommission der IHF nicht möglich gemacht werde, unangekündigte Dopingkontrollen durchzuführen. Der Grund ist, dass Präsident und Exekutiv-Komitee im Vorfeld darüber informiert werden wollen – offenbar, um anschließend die zu Kontrollierenden von den anstehenden Tests in Kenntnis zu setzen.

Quelle: ntv.de, von Frank Mebik, dpa

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