"Wir wissen, dass wir clean sind" Madsen bleibt gelassen
04.08.2006, 12:44 UhrFür den deutschen Schwimm-Cheftrainer Örjan Madsen sind die drei Weltrekorde der deutschen Frauen bei den Europameisterschaften in Budapest das Ergebnis "guter Trainingsarbeit und guter Steuerung im Wettkampf". Er habe Verständnis für Fragen nach Erklärungen der Leistungsexplosion. "Das lässt uns kalt, weil wir wissen, dass wir clean sind", sagte Madsen der dpa am Freitag.
Ein verschärftes Kontrollsystem auf Eigenbasis soll die "Sauberkeit" des deutschen Schwimmsports dokumentieren. "Wir gehen damit offensiv um", sagt Madsen. "Wenn man nach jeder Spitzenleistung Doping unterstellt, dann können wir den Sport einstellen", sagt der Sportwissenschaftler. "Du hast nur die Wahl: Du kannst langsam schwimmen, dann fragt sowieso keiner danach. Und du kannst schnell schwimmen, dann zeigen sie mit dem Finger auf dich. Wir entscheiden uns trotzdem, schnell zu schwimmen."
Drei Weltrekorde der deutschen Frauen haben die Schwimm-Welt aufgeschreckt. Fragen werden gestellt. Das sei normal, sagt Madsen, das würde er umgekehrt auch tun. Auf Unterstellungen reagiert der Norweger gewohnt deutlich: "Das lässt uns kalt, weil wir wissen, dass wir clean sind." Und: "Wir gehen damit offensiv um." Norbert Warnatzsch, der die Dreifach-Weltrekordlerin Britta Steffen betreut und auch für Franziska van Almsicks Weltrekord mitverantwortlich ist, sagt: "Wir müssen uns für gute Leistungen nicht entschuldigen."
Madsen hat für die Erfolge der deutschen Schwimmerinnen einfache Erklärungen: "Grundlage ist der langfristige Trainingsaufbau." Der Körper müsse topfit, der Kopf frei sei. Die Weltrekordlerinnen seien Ausnahmetalente. "Alle vier haben unheimlich gute körperliche Voraussetzungen." Sie seien wie geschaffen für den Schwimmsport. "Sternstunden" wie in Budapest seien nur möglich, "wenn alles hundertprozentig, wirklich alles hundertprozentig zusammenpasst und alles auch hundertprozentig klappt".
Schon beim Weltrekord über 4 x 100 m Freistil zum Auftakt hatten alle Schwimmerinnen persönliche Bestzeit erzielt. Madsen: "Die vier Mädchen werden von vier verschiedenen Trainern betreut, die die Leute unterschiedlich trainiert haben. Einige haben Höhentraining gemacht, andere haben sich im Flachland vorbereitet. Das, was alle vier Trainer kennzeichnet, ist, dass sie kompetent sind und wissen, wie man trainieren muss, um Topleistungen zu bringen. Und zwar an dem Tag, wo es wirklich darauf ankommt."
Zudem mache der gemeinsame Erfolg in der Staffel stark. Das sei vergleichbar mit Fußball oder Basketball, wenn alles im Fluss sei und wie im Schlaf ablaufe. Madsen: "Wenn vier Menschen dann so harmonieren, auch menschlich, dann inspirieren sie sich gegenseitig und wachsen über sich hinaus." Und: "Der Druck, der auf einem lastet, ist geringer. Er verteilt sich." Ohne Angst ließen sich Rekorde schwimmen.
Auch Petra Dallmann, beim Triumph der 4 x 200-m-Staffel am Donnerstag Startschwimmerin, hat Verständnis für aufkommende Fragen. Bei Leistungsexplosionen stehe die Frage immer im Raum. "Wäre ich nicht dabei und würde vor dem Fernseher sitzen, würde ich auch nicht daran glauben." Aber nun sei sie Teil dieser unglaublichen Vorstellung -und war einfach glücklich: "Wir stehen drüber."
Quelle: ntv.de