Nervenflattern in NervenschlachtMaulender Zverev dampft nach bitterer Pleite grußlos ab

Das war's für Alexander Zverev. In seinem Endspiel gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime lässt der deutsche Tennisstar erneut zu viele Breakchancen liegen. Das mögliche Halbfinale gegen die Nummer 1 der Welt fällt damit aus.
Alexander Zverev packte frustriert seine Taschen und stapfte grußlos aus der Arena in Turin. Der 28-Jährige hat ein enttäuschendes Ende einer enttäuschenden Saison auf der Tour erlebt und bei den ATP Finals das angepeilte Halbfinale verpasst. Gegen Félix Auger-Aliassime kam Zverev nicht annähernd an seine Topform heran und verlor im entscheidenden Gruppenspiel eine Nervenschlacht mit 4:6, 6:7 (4:7).
Nach 2:07 Stunden verwandelte der Kanadier den ersten Matchball und beendete Zverevs Traum von einem versöhnlichen Jahresabschluss. Der Hamburger musste zweieinhalb Monate nach der Drittrunden-Niederlage bei den US Open die nächste bittere Pleite gegen Auger-Aliassime hinnehmen und verpasste damit sein fünftes Finals-Halbfinale.
"Zum Schluss hat auch die Klasse gefehlt"
"Wenn du deine Chancen nicht nutzt, ist das hart. Deswegen wurde das Match ein bisschen angespannt. Aber im Tiebreak war ich in der Lage, zwei solide Punkte zu spielen und es nach Hause zu bringen", sagte Auger-Aliassime. Der glückliche Sieger, der sich in einer eher schwachen Partie ebenfalls schwer tat, trifft nun am Samstag (nicht vor 20.30 Uhr/Sky) auf den Weltranglistenersten Carlos Alcaraz.
"Das ist natürlich total frustrierend aus deutscher Sicht", sagte Boris Becker am Sky-Mikrofon. Zverev sei anfangs "gut im Match" gewesen - "aber er hat wieder seine Breakchancen nicht nutzen können und plötzlich verkrampfte Sascha Zverev. Ganz zum Schluss hat auch die Klasse gefehlt, er war zu passiv."
Zverev bleibt damit im Jahr 2025 bei nur einem Titel auf der ATP-Tour. Im April hatte er in München triumphiert. Dennoch beendet er die Saison als Weltranglistendritter - bei der Davis-Cup-Endrunde, wo er mit dem deutschen Team am Donnerstag in Bologna auf Argentinien trifft, bleibt zudem noch die Chance auf einen Prestige-Erfolg im Mannschaftswettbewerb.
Kurze Ballwechsel, wenig Klasse
Eine "sehr realistische Chance, das Halbfinale zu erreichen", hatte sich Zverev vor der Partie ausgerechnet. Doch Auger-Aliassime, für seine Hallen-Expertise bekannt, begegnete ihm im ersten Durchgang mindestens auf Augenhöhe. Das Spiel kam ohne viele Highlights aus, beide Spieler schlugen zunächst konzentriert auf und hielten die Ballwechsel kurz.
Dann aber ließ Zverev in einem kritischen Moment seine Konzentration im Stich: Plötzlich führte Auger-Aliassime bei gegnerischem Aufschlag mit 5:4 und 40:0. Zverev wehrte sich noch einmal, doch der vierte Satzball des Kanadiers saß. "Er ist selber schuld", befand Becker, "beim entscheidenden Punkt war er eindeutig zu passiv".
Der Schock saß dem Deutschen anschließend in den Knochen - einen zweiten Aufschlag zitterte Zverev mit 131 km/h zum Doppelfehler ins Netz. Das Spiel wurde im Anschluss zur Nervenschlacht, in der Auger-Aliassime zahlreiche Chancen ungenutzt ließ. Zverev haderte und maulte im Gespräch mit der Box - die 24. Niederlage im 78. Saisonspiel war wenig später die logische Konsequenz, weil Auger-Aliassime im Tie Break doch noch zuschlug.
Im zweiten Halbfinale stehen sich am Samstag (nicht vor 14 Uhr/Sky) der Topfavorit Jannik Sinner und Überraschungsmann Alex de Minaur aus Australien gegenüber. Sinner ist auf Hartplätzen in der Halle inzwischen seit 29 Spielen ungeschlagen und geht mit einer Bilanz von 12:0 gegen de Minaur in die Partie.