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Streit im deutschen Tischtennis Neu-Ulm trotz Bundesliga-Boykott für Champions League gemeldet

Ovtcharov ist das Aushängeschild des ambitionierten Klubs.

Ovtcharov ist das Aushängeschild des ambitionierten Klubs.

(Foto: IMAGO/MaJo)

Der "Fall Neu-Ulm" lässt dem deutschen Tischtennis keine Ruhe. Noch ist offen, ob und in welcher Liga der Klub von Dimitrij Ovtcharov in der kommenden Saison antritt. Sicher ist allerdings die Champions-League-Teilnahme. Der Verband kündigt an, deshalb die Regeln zu ändern.

Die Posse um Tischtennis-Bundesligist TTC Neu-Ulm mündet in einen traurigen Präzedenzfall für den internationalen Vereinssport. Das Retorten-Team um Nationalspieler Dimitrij Ovtcharov kann in der neuen Champions-League-Saison laut einem Präsidiumsentscheid des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) nach seinem Verzicht auf eine neue Erstliga-Lizenz nach derzeitigem Stand als erste Mannschaft ohne Bindung an ein nationales Ligasystem in einem europäischen Vereinswettbewerb antreten.

DTTB-Präsidentin Claudia Herweg begründete Neu-Ulms Meldung mit Formalien. Trotz der beispiellosen Konstellation würden weder die DTTB-Regularien noch das Reglement des Europa-Verbandes ETTU "eine Grundlage bieten, anders zu entscheiden". Eine juristische Auseinandersetzung über eine Verweigerung von Neu-Ulms Meldung hätte der Verband "definitiv nicht gewinnen" können.

Die Kölner Verbandschefin betonte ihr Unbehagen und kündigte für die übernächste Saison als Konsequenz aus dem "Fall Neu-Ulm" Veränderungen der DTTB-Vorschriften an. Die Teilnahme eines Klubs an der Champions League ohne Zugehörigkeit zu einer nationalen Liga sei "sicherlich nicht im Sinne des Mannschaftssports. Ich persönlich hoffe, dass es uns gelingt, die Lücken in den Regularien zu schließen", sagte Herweg mit Blick für den nächsten DTTB-Bundestag im November.

In der Bundesliga spielen die Stars schon längst nicht mehr

Neu-Ulm hatte sich nach seiner Gründung 2019 ohne jegliche Qualifikationen per Wildcards zunächst in die Bundesliga und zwei Jahre später auch in die Champions League eingekauft. Der Europa-Verband knüpft die Teilnahme von Klubs an der Königsklasse alleine an die Champion-League-Ergebnisse der vergangenen drei Jahre und nicht auch an eine Teilnahme an einem nationalen Spielbetrieb. Durch den Viertelfinaleinzug in der vergangenen Saison sowie die Halbfinalteilnahme ist dem Newcomer ein Platz in der Champions League sicher.

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Der Lizenzverzicht war Neu-Ulms Reaktion auf die Sperre für seine zwei Spitzenspieler Truls Moregardh und Lin Yun-Ju. Beide hatten vor wenigen Wochen mit Zustimmung des TTC entgegen einem Verbot von Einsätzen für andere Klubs in einer laufenden Saison im Ausland für andere Mannschaften aufgeschlagen. Weil Neu-Ulm die vom Liga-Verband verhängten Sperren als Intrigen der Konkurrenz wertet, gab der Verein Ende Februar seinen Rückzug aus der Bundesliga bekannt.

Die Neu-Ulmer hatten vor dieser Saison die vier Weltklasse-Spieler Ovtcharov, Moregardh, Tomokazu Harimoto und Lin Yun-ju verpflichtet. Sie gewannen damit den deutschen Pokal-Wettbewerb und schieden in der Champions League erst im Halbfinale aus. In der Bundesliga kommen bereits seit Monaten überwiegend andere Spieler zum Einsatz. Ob Neu-Ulm eine Mannschaft für die zweite oder dritte Liga melden will, muss er bis zum 15. März entscheiden. Für die Regional- oder Oberliga endet die Meldefrist am 5. Juni.

Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa

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