Neuer FN-Präsident Richenhagen "Traktorkönig" prahlt mit Trump, Merkel und Obama
27.11.2024, 18:59 Uhr
Martin Richenhagen lebt in den USA, ist nun aber für den deutschen Reitsport zuständig.
(Foto: IMAGO/Sven Simon)
Die Reiterliche Vereinigung steckt tief in der Krise, als Hoffnungsträger ist nun Martin Richenhagen auserkoren worden. Dem neuen Präsident bleibt ein halbes Jahr, um bis zur neuerlichen Wahl zu überzeugen. Der 72-Jährige setzt auf große Namen.
Angela Merkel, Barack Obama, natürlich Donald Trump und vermutlich selbst der liebe Gott - alle kennen Martin Richenhagen. "Herr Bush", erzählte der neue Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung beispielsweise launig über seine Bekanntschaft mit dem ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush, "hat mich immer 'The Traktorking from Germany' genannt."
Richenhagen kennt sie also alle, das ließ das neue Oberhaupt der deutschen Reiter seine Zuhörer wissen. Was das mit seinem Amt zu tun hat? Nicht viel. Die seit Monaten eher angespannte Stimmung in der FN lockerte der kölsche Rheinländer bei seinem Amtsantritt als fünfter Präsident seit der Re-Organisation des Verbandes im Jahr 1968 mit seinen Anekdoten aber immerhin etwas auf.
Der 72-Jährige gab sich nahbar, plauderte locker aus längst vergangener Jugendzeit. Sein Studium habe er sich einst finanziert, indem er einen eigenen Reitstall betrieb. Schon im vierten Semester konnte er sich ein Pferd, ein Auto und einen Pferdetransporter leisten. Mit seinem Talent als Geschäftsmann brachte es der studierte Theologe und ehemalige Religionslehrer Richenhagen zum CEO des US-Landmaschinenriesen AGCO, er verweilte in dieser Position von 2004 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2020 - und lernte in diesen Jahren die globale Prominenz kennen.
Richenhagen nennt FN "Sanierungsfall"
Doch auch in der Szene der Berufsreiter, aus der seine auf Sicherheit bedachten Eltern ihren Sohn einst mit aller Kraft rausgezogen hatten, erarbeitete sich der Mann mit der deutschen und der US-Staatsbürgerschaft einen ausgezeichneten Ruf. "Ich bin im wesentlichen von Dressurreitern, die mich als Equipechef ganz gut kannten, gebeten worden zu kandidieren", erzählte er. "Die haben gesagt: 'Das ist ganz einfach, da wirst du gleich gewählt und fertig.' Es war dann etwas komplizierter, aber das sind wir aus Amerika ja gewohnt."
Obwohl Richenhagen schon lange im US-Bundesstaat Georgia lebt, sei er immer "mindestens einmal im Monat" in Deutschland unterwegs und habe "nie den Kontakt zum Reiten verloren", versicherte er. Er verstehe deshalb "auch heute noch den Reitsport in Deutschland gut - und international auch ganz ordentlich". Nur seine Frau muss aktuell ohne den "Traktorkönig" auskommen. "Sie geht davon aus, dass ich gar nicht mehr zurückkomme", scherzte Richenhagen und versicherte: "Aber sie fühlt sich auch ohne mich ganz wohl."
Der Reitverband steckte zuletzt in Turbulenzen. Im Vorjahr gab es ein Defizit von 976.000 Euro, der Finanz-Geschäftsführer wurde entlassen. Anschließend trat der Präsident Hans-Joachim Erbel zurück. Weitere Präsidiumsmitglieder folgten. Richenhagen hatte den Verband zuletzt als "Sanierungsfall" bezeichnet. Er weiß große Namen an seiner Seite. "Der richtige Mann zur richtigen Zeit", sagte Deutschlands Rekord-Olympionikin Isabell Werth. Ähnlich wie die achtmalige Dressur-Olympiasiegerin hatte sich auch der mit viermal Springreiter-Gold dekorierte Ludger Beerbaum in den vergangenen Monaten immer wieder als Richenhagen-Befürworter geoutet und die aktuellen Missstände in der FN öffentlich angeprangert.
Zunächst bleiben Richenhagen und seinem Team aber nur sechs Monate, um ihre Pläne und Visionen schnellstmöglich umzusetzen. Schon im Mai 2025 stehen die nächsten turnusgemäßen Neuwahlen bei der FN auf dem Programm, bei denen sich auch der Präsident stellen muss.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa