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"Geh raus, mach' Break" Niki Pilic, der erfolgreiche Tennis-Minimalist

Eine deutsche Davis-Cup-Erfolgsgeschichte: Boris Becker und Niki Pilic.

Eine deutsche Davis-Cup-Erfolgsgeschichte: Boris Becker und Niki Pilic.

(Foto: imago sportfotodienst)

Er steht für die erfolgreichste Ära im deutschen Tennis: Nie zuvor und nie danach war das Davis-Cup-Team so erfolgreich wie unter dem Teamchef Niki Pilic. Mit Ruhe und Beharrlichkeit schaffte es der nun 80-Jährige, selbst die Egos von Boris Becker und Michael Stich zu harmonisieren.

Für seine minimalistische Form des Coachings ist Niki Pilic oft belächelt worden. "Geh raus, mach' Break". Fertig. Nicht nur Boris Becker wusste dann, was zu tun war. So erfolgreich wie mit dem stets höflich-reservierten Pilic, der nun seinen 80. Geburtstag feiert, ist eine deutsche Davis-Cup-Mannschaft vorher und nachher nie gewesen. Auch nicht mit Teamchef Becker, der den gebürtigen Kroaten 1997 nach 16 Jahren stürzte und selbst in dem Amt scheiterte. "Ich habe nie verstanden, dass er meinen Job wollte", sagt Pilic: "Ein so extrovertierter Typ wie er will immer selber in der ersten Reihe stehen. Aber dort gehören im Davis Cup nur die Spieler hin."

Seine größte Zeit mit drei Davis-Cup-Titeln erlebte Pilic als Teamchef des Deutschen Tennis Bundes (DTB). Boris Becker und Michael Stich hießen seine Protagonisten - 1988 und 1989 war der extrovertierte Becker der alles überstrahlende Fixstern, 1993 der seriöse Michael Stich ein verlässlicher Anführer. Hier der egomanische Feuerkopf, dort der kühle Hanseat - in seltenen Momenten schaffte Pilic es sogar, die beiden unter einen Hut zu bringen. 1992 in Barcelona wurden Becker und Stich gemeinsam Olympiasieger, in jenen Tagen habe er in vielen Einzelgesprächen viel lügen müssen, um beide bei Laune zu halten, verriet Pilic einmal im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung".

Er stellte sich nie in den Vordergrund, er überließ die Bühne immer seinen Spielern.

Er stellte sich nie in den Vordergrund, er überließ die Bühne immer seinen Spielern.

(Foto: imago/Hübner)

Sich selbst stellte Pilic nie in den Vordergrund, er überließ die Bühne immer seinen Spielern. Manchmal schien es so, als nehme er überhaupt keinen Einfluss, wenn er während des Trainings stundenlang kerzengerade mit einem Schläger unter dem Arm als stummer Beobachter an der Seitenlinie stand. Laut wurde Pilic sowieso nie, seine größte Gabe war es, unterschiedlichste Charaktere zu einer Mannschaft zu formen, sie bei Laune zu halten, individuelle Macken mit einem feinen Lächeln zu dulden und so einen ganz speziellen Teamgeist zu kreieren.

Mittags gefragt, abends zugesagt

So wie als Berater des serbischen Teams, bei dem der Kroate nur deshalb nicht offiziell Chef war, weil er nicht den "richtigen" Pass hat. Mit dem Team um Novak Djokovic, der einst als 13-jähriger Junge in Pilics Tennisakademie nach München-Oberschleißheim kam und dort zum Weltklassespieler reifte, gewann er 2010 die Davis-Cup-Trophäe. Der 16-malige Grand-Slam-Champion Djokovic hatte seinen väterlichen Freund und Mentor 2007 überredet, Verantwortung im serbischen Team zu übernehmen. "Er hat mittags gefragt, und ich habe abends zugesagt", erzählte Pilic, der Coach mit der preußischen Disziplin.

Heikel sei seine Mission manchmal gewesen, gab er zu: "Aber ich bin Sportler, kein Politiker. Ich kenne keine Grenzen." Und außerdem hatte Pilic ja auch die Kroaten schon zum Davis-Cup-Sieg geführt: 2005 war das, damals noch mit Frontmann Goran Ivanisevic. Fünf Davis-Cup-Titel hat Nikola "Niki" Pilic gewonnen - mit drei Nationen. Nun hat er wieder Grund zu feiern. Allerdings aus einem anderen Grund.

Quelle: ntv.de, Angela Bern, sid

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