Sport

Größtes Reitturnier der Welt Pferdehändler jonglieren in Aachen mit Millionen

Aachen wird wieder zum Pferde-Marktplatz.

Aachen wird wieder zum Pferde-Marktplatz.

(Foto: IMAGO/Jacques Toffi)

Es geht beim CHIO in Aachen nicht nur um Sport. Das bedeutendste Reitturnier der Welt ist auch ein Transfermarkt auf hohem Niveau. Es locken Millionen, ähnlich wie im Fußball "gehen die Preise durch die Decke". Außerdem drohen Träume zu platzen.

Am Abend unter Flutlicht wird es im größten Reitstadion der Welt emotional. Tränen werden wohl fließen, wenn Simone Blum ihr Gold-Pferd Alice aus dem Sport verabschiedet. Weniger feinfühlige Menschen als die Weltmeisterin von 2018 werden sich dann womöglich eine Finanz-Frage stellen: Wie viele Millionen Euro hat die Reiterin verpasst, weil sie die Stute vor ein paar Jahren nicht verkauft hat?

Blum hatte mehrfach der Versuchung widerstanden, Alice zu Geld zu machen. "Sie wird nicht verkauft, sie gehört zur Familie", hatte sie gesagt. Spätestens seit ihrem ersten CHIO-Ritt mit Alice vor sechs Jahren gingen die Angebote weiter in die Höhe. In Aachen ist schließlich nicht nur das größte Reitturnier der Welt zu Hause, sondern auch ein Marktplatz für Pferde. Ein inoffizieller, versteht sich.

Die Pferde gehören meistens nicht den Reiterinnen oder ihren Familien. Eine Entscheidungsfreiheit - wie Simone Blum bei Alice - haben sie oft gar nicht. Die Besitzer bestimmen. Abmachungen über Transfermodalitäten gibt es mit Klauseln ähnlich wie im Fußball. Das ist nicht zwangsläufig schriftlich fixiert, sondern häufiger noch per Handschlag verabredet.

Das große Geld machen die Händler

Der Pferdehandel ist der Motor des Reitsports. Das große Geld wird nicht mit Siegprämien verdient, auch wenn es in Aachen immerhin 3,146 Millionen Euro an Preisgeld zu gewinnen gibt. Das große Geld machen in diesem Sport die Händler. Immerhin: Die Reiterinnen profitieren beim Verkauf in der Regel durch eine Provisionszahlung.

Trotzdem ist der Verkauf der Vierbeiner oft hart. Laura Klaphake beispielsweise, Blums Teampartnerin beim Sieg mit der Nationalmannschaft 2018 in Aachen und bei der WM in den USA, hatte keine Wahl: Besitzer und Pferdehändler Paul Schockemöhle verkaufte Klaphakes WM-Pferd Catch me if you can ebenso wie zuvor schon Silverstone.

Beide Pferde werden seitdem von Anna Kellnerova geritten. Sie ist die Tochter von Renáta Kellnerova, die als reichste Frau Tschechiens gilt, und im Parcours bisher recht erfolglos blieb. Der Traum, mit den hochtalentierten Stuten in die Weltspitze zu gelangen, hat sich nicht erfüllt.

"Preise gehen durch die Decke"

"Hinter den guten Pferden sind viele her", sagt Bundestrainer Otto Becker. "Wir sind froh, wenn wir sie für die Nationalmannschaft im Land behalten können." So hat Europameister André Thieme für die Stute Chakaria "unzählige, ganz verrückte" Angebote erhalten. Er kann es sich dank vorheriger Pferdeverkäufe inzwischen leisten, "die Ohren zuzuhalten". Auch Ben, mit dem Gerrit Nieberg im Vorjahr den Großen Preis von Aachen gewann, gilt als besonders begehrt.

"Verkaufen oder nicht, das sind immer wieder schwierige Entscheidungen", sagt der Bundestrainer. Vor allem in den Jahren vor Olympischen Spielen steigen die Preise. Wie hoch die Ablösesummen sind, bleibt Betriebsgeheimnis. Bekannt ist aber, dass Spitzenpferde mehrere Millionen Euro kosten. Absolute "Kracher", wie die Reiter gerne sagen, auch mal zweistellig.

"Es ist ähnlich wie im Fußball: Bei den Top-Pferden gehen die Preise durch die Decke", erklärt Becker. Ein besonderes Augenmerk haben die Pferdehändler daher in Aachen auch auf die Prüfungen des Youngsters-Cups. Dort starten sieben- und achtjährigen Pferde. Das sind perfekt ausgebildete Nachwuchscracks, die bereit sind für den Sprung in den großen Sport. Aber auch die besten dieser jungen Tiere kosten schon Millionen.

Quelle: ntv.de, dbe/dpa

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