Sport

"Wie an der Playstation" Projekt Y macht Quartett im Blitzmodus zu Käfigkämpferinnen

Laura Kirtzel zeigt ihre BJJ-Skills.

Laura Kirtzel zeigt ihre BJJ-Skills.

Von null auf hundert in den MMA-Käfig: Vier Frauen wagen bei Oktagon diesen Weg. Nach wenigen Monaten Training sollen sie vor 10.000 Zuschauern einen Profikampf absolvieren. Das Ergebnis des Projekt Y fällt überraschend positiv aus.

Mixed Martial Arts ist eine Mischung aus vielen Kampfsportarten wie Boxen, Ringen, Muay Thai und Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ). Alleine eine der Disziplinen zu beherrschen, dauert in der Regel mehrere Jahre. Mit Projekt Y wollte der tschechische Veranstalter Oktagon vier Frauen ohne Vorkenntnisse im Eilverfahren zu Kampfsportlerinnen machen. Bei der Oktagon 57 in Frankfurt zeigten die Teilnehmerinnen, die über ein Casting gefunden wurden, überraschend große Fortschritte und erarbeiteten sich den Respekt der 10.000 Zuschauer.

Für die kurze Vorbereitungszeit stellten die vier Frauen ihren Alltag um. Zweimal am Tag Training in renommierten MMA-Gyms waren neben Job, Familie und Freizeit zu meistern. Eine Mammutaufgabe. Im Käfigkampf unter Profibedingungen, mit abgespeckter Rundenzeit von drei Minuten, konnte das Quartett seine neu erlernten Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Vor allem Laura Kirtzel aus Bayern überraschte mit hervorragendem Jiu-Jitsu und Bodenkampf. Die 24-Jährige rang ihre Kontrahentin Sandra Peterhoff früh im Kampf zu Boden und eroberte den Rücken. Aus der dominanten Position setzte sich im Wechsel zu Schlägen und Aufgabegriffen an. Nach rund einer Minute griff dann der Rear Naked Choke und Peterhoff klopfte ab.

Wie an der Playstation

Die 24-Jährige profitierte auch von starker Unterstützung aus der Trainerecke. "Wie an der Playstation" folgte auf ein Kommando unmittelbar die Umsetzung. "Das war unser Plan und dem bin ich gefolgt. Das machen, was ich gut kann. In so einer kurzen Zeit kann man sich in MMA nicht so breit fächern", sagte sie ntv.de nach dem Fight.

"BJJ liegt mir besonders. Ich mache seit zwanzig Jahren Sport und komme aus dem Reiten. Ich sitze da auf 750 Kilogramm, wenn ich die bändigen kann, dann auch eine 60 Kilogramm schwere Frau." Zusammen mit ihrem Team habe sie sich auf die Dinge fokussiert, die sie gut kann. In den drei Monaten Vorbereitungszeit habe sie weder High Kicks, noch Kniestöße oder Ellbogenschläge geübt.

Das Publikum in Frankfurt war sichtlich überrascht von den Quereinsteigern auf einer Veranstaltung mit sehr erfahrenen MMA-Sportlern. Überwiegend kam Applaus von den Rängen. "Einige Buhrufe habe ich gehört, oder vielleicht haben sie schlecht gejubelt", so Kirtzel. Sie sei in der Schule gemobbt worden, daher lasse sie so etwas kalt. "Jeder der buht verschwendet seine Energie, um für den anderen zu jubeln."

Reso setzte sich gegen Tomm durch.

Reso setzte sich gegen Tomm durch.

(Foto: Oktagon MMA)

"Eine Ehre für mich, ins Stadion einzulaufen"

Für Kirtzel steht nun das Finale des Projekts an, am 12. Oktober, erneut in Frankfurt, allerdings vor 55.000 Zuschauern. "Also ich bin gespannt. Ich hoffe, dass ich den Fokus wahren kann. Ich denke aber, dass der Punkt der Selbstüberschätzung kommen wird. Vor diesem Kampf gegen Sandra sind wir davon ausgegangen, dass wir auf dem gleichen Level sind. Meine kommende Gegnerin konnte ich ja jetzt bereits sehen. Da kann man minimal Stärken und Schwächen ausarbeiten - sowohl sie als auch ich." Man dürfe da nicht zu übermotiviert reingehen. Vor der möglichen Rekordkulisse habe sie Respekt. "Wie viele MMA-Fighter haben bereits vor so einer Kulisse gekämpft - nur wenige. Daher ist es eine Ehre für mich, dort ins Stadion einzulaufen."

Kirtzels Gegnerin wird Haifa Reso sein. Die setzte sich durch technischen Knockout in der dritten Runde gegen Erika Tomm durch. Auch in diesem Duell zeigten beide Kämpferinnen sehr gute Ansätze, Tomm im Kickboxen, Reso im Ringen.

Auch wenn es nur für zwei der Frauen mit dem Projekt Y weitergeht, konnten alle Teilnehmerinnen zeigen, was mit dem richtigen Training und Anweisungen in kurzer Zeit möglich ist. Und selbst wenn die Leistungslücke zu arrivierten Profis noch enorm ist, den Erfahrungswert dieser Extremsituation kann ihnen niemand mehr nehmen.

Quelle: ntv.de

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