Konsequenz aus Brems-Eklat Rüpel Fenati sagt Motorradsport "ade"
11.09.2018, 13:51 Uhr
Nach dem Eklat beim GP von San Marino und dem Rauswurf aus seinem Team zieht sich Romano Fenati aus dem Motorsport zurück.
(Foto: imago/Cordon Press/Miguelez Sports)
Der Griff in die Bremse seines Konkurrenten im Eiltempo kostet Moto2-Pilot Romano Fenati gleich zwei Jobs. Nach der Harakiri-Aktion begibt sich der Italiener in die Opferrolle und verabschiedet sich vom Motorradsport. Stattdessen wird er nun seinen Opa öfter sehen.
Nach dem Rennskandal beim Großen Preis von San Marino zieht sich der Italiener Romano Fenati ganz aus dem Motorradsport zurück und will in seiner Heimatstadt Ascoli erstmal auf andere Gedanken kommen. "Der Motorsport ist nicht mehr meine Welt. Es gibt zu viel Ungerechtigkeit", klagte der 22-Jährige in der italienischen Tageszeitung "La Repubblica". "Jetzt ist es besser, ade zu sagen, für immer", sagte er. Künftig werde er im Eisenwarengeschäft seiner Familie im mittelitalienischen Ascoli arbeiten.
Fenati hatte am Sonntag während des Moto2-Laufs in Misano bei einer Geschwindigkeit von rund 200 Stundenkilometern an den Lenker seines Rennrivalen Stefano Manzis gegriffen und den Bremshebel gezogen. Damit brachte er seinen Landsmann in Lebensgefahr. Zum Glück konnte Manzi sein Motorrad nach kurzem Schlingern wieder unter Kontrolle bringen.
Nach der lebensgefährlichen Aktion wurde Fenati für zwei WM-Rennen gesperrt. Sein aktuelles Team Marinelli Snipers warf ihn raus und sprach von einer "unverantwortlichen Tat". Sein für 2019 bestehender Vertrag beim Rennstall Forward Racing wurde ebenfalls aufgekündigt.
Manzi warf ihm derweil einen Tötungsversuch vor. Zwar sagte er dem Portal gpone.com, dass er mit Fenati abgeschlossen habe - aber auch, dass er ihm nicht verzeihen könne. "Eine Handlung, bei der ein Gegner versucht, einen Rivalen bei über 200 Stundenkilometern zu töten, indem er den Bremshebel betätigt, das ist unverzeihlich", versicherte er. Fenatis Sperre für zwei Rennen bezeichnete er als viel zu milde. "Was er getan hat, ist eine sehr gefährliche, unsportliche Tat, die man von niemandem hier erwarten würde."
Vorwürfe gegen Manzi
Fenati hatte sich schon am Montag auf seiner Homepage bei der "gesamten Sportwelt" entschuldigt, erhob aber Vorwürfe gegen Manzi. "Er hat mich dreimal angegriffen, er hätte mich töten können", sagte Fenati "La Repubblica". "Wollt ihr meinen Helm und meinen Overall sehen? Da gibt es einen langen schwarzen Striemen: Der Reifen von Manzi", sagte er. Auch Manzi erhielt vom Motorrad-Weltverband FIM eine Strafe, er wird beim nächsten Rennen sechs Startpositionen zurückversetzt.
Dem Zeitungsbericht zufolge erhält Fenati seit Sonntag massive Drohungen von den Motorsportfans, Anrufe rund um die Uhr und Tausende böse Mails. In Ascoli seien zudem Schmähparolen gegen seine Freundin an Wänden aufgetaucht. Wegen der Drohungen schloss Fenati seine Accounts bei Facebook und Instagram: "Diese Welle des Hasses gegen mich ist nicht normal", sagte er.
Es gebe andere Piloten, die jeden Sonntag das Leben anderer gefährdeten, und er selbst sei bisher immer sauber gefahren, betonte er. Wegen seiner Probleme bei der Kontrolle von Wut habe er mit einem Mentaltrainer zusammengearbeitet, sein Instinkt habe ihn am Wochenende aber "verraten". Nun zieht er persönliche Konsequenzen aus dem Eklat. "Mein Ziel war immer, auf der Rennstrecke zu gewinnen. Ich habe jedoch festgestellt, dass sich niemand für mich und mein Leid interessiert", beschwerte sich Fenati. Es sei deshalb besser, "sich für immer vom Motorsport zu trennen".
Quelle: ntv.de, cri/sid/dpa