"Haben gewonnen, Punkt" Stimmen zum EM-Finale
30.06.2008, 00:04 UhrBundestrainer Joachim Löw trug die verdiente Finalniederlage gegen Spanien mit Fassung, Bundeskanzlerin Angela Merkel lobte den großen Kampfgeist der deutschen Elf. Nur Ex-Bundesligaprofi Giovane Elber rieb Salz in die deutschen Wunden.
Bundestrainer Joachim Löw: "So ein Spiel muss man jetzt erst einmal verdauen. Ich glaube, wir müssen heute die hohe Qualität der Spanier anerkennen. Klar sind wir enttäuscht, weil wir verloren haben. Trotzdem muss ich meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen, was wir in sechs Wochen erreicht haben. Ich habe jedem Spieler gesagt, er soll den Kopf nicht hängen lassen. Wir haben es geschafft, ins Finale zu kommen, das ist etwas Besonderes. Die Spanier hatten die besseren Chancen, auch wenn das Tor nicht unbedingt fallen müsste, so wie es letztlich passiert ist. Ich hatte die Hoffnung bis zur allerletzten Sekunde. Wir hatten zwei bis drei Möglichkeiten, doch letzten Endes waren wir heute nicht so zwingend wie in den vergangenen Monaten. Spielerisch waren wir in den vergangenen zwei Jahren häufig auf einem besseren Niveau als bei dieser EM. Möglicherweise hängt das mit der Drucksituation für den einen oder anderen Spieler zusammen."
Luis Aragones (Trainer Spanien): "Wir haben die Sache gut gemacht. Wir haben gewonnen, Punkt, Aus. Ich werde nicht an der Spitze der Mannschaft bleiben. Mir ist keine Möglichkeit gegeben worden, um zu bleiben."
Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Im Finale zu stehen, ist schon toll. Sie haben gekämpft, aber es hat nicht ganz gereicht. Bei der WM Dritter und jetzt Zweiter, das ist schon war. Vielleicht steigern wir uns in Südafrika weiter. Ich habe zu Ballack gesagt, dass wir noch ein bisschen warten müssen, bis wir ganz doll zusammen feiern können, aber dass wir uns langsam hocharbeiten."
Philipp Lahm: "Wir haben nicht so gut nach vorne gespielt, wie wir das erhofft hatten. Unser Kombinationsspiel war nicht so zielstrebig. Jetzt ist schlechte Stimmung. Wir wollten den Titel holen, das ist uns nicht gelungen. Aber wir müssen nach vorne schauen, bald beginnt die WM-Qualifikation und die werden wir schaffen."
Iker Casillas (Torhüter Spanien): "Am Ende haben wir uns wirklich durchgesetzt. Als der Schiedsrichter abgepfiffen hat, verspürte ich eine immense Freude. Aber ich spüre auch sehr viel Müdigkeit."
Fernando Torres (Torschütze Spanien): "Es ist eine unglaubliche Freude. Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Eine EM zu gewinnen ist fast wie ein WM-Titel. Ich denke, wir haben während des gesamten Turniers einen guten Fußball gezeigt und somit ist es nur gerecht, dass wir den Titel gewonnen haben. Als ich den Pokal angefasst habe, war es ein überwältigendes Gefühl. Wir waren die beste Mannschaft. Wir haben unseren Platz in Europa gefunden."
Cesc Fabregas (Spanien): "Es ist einfach fantastisch. Dies ist der schönste Tag in meinem Leben als Spieler. Ich glaube nicht, dass uns schon bewusst ist, was wir erreicht haben. Wir mussten 44 Jahre darauf warten. Es war einer meiner Träume, und ich habe ihn erreicht. Wir haben viele Gelegenheiten herausgespielt und schönen Fußball gespielt. Und wir haben endlich den Erfolg erzielt, den wir verdient haben. Wir sind ein junges Team und kämpfen auch bei der WM in zwei Jahren um den Titel."
Thomas Hitzlsperger: "Wir sind am Boden nach dieser Niederlage. Spanien hat verdient gewonnen, sie haben sehr, sehr guten Fußball gespielt. Sie haben wenig Fehler gemacht und das ist auf diesem Niveau schon sehr viel wert. Wir sind sehr weit gekommen mit dem Finale, aber alle können sich noch entwickeln. Wir haben sehr viel Potenzial. So kurz nach dem Spiel ist es schwer, ein Fazit zu ziehen. Wir haben viel Gutes gezeigt, und das müssen wir mitnehmen."
Giovane Elber (früherer Profi des VfB Stuttgart und des FC Bayern München, als Spielkommentator im brasilianischen Fernsehen): "Die Deutschen haben früh das Handtuch geworfen. Die Überlegenheit der Spanier war so groß, so groß, dass die Deutschen wie eine Schulmannschaft ausgesehen haben, die gegen eine Profimannschaft spielt".
Günter Netzer (ARD-Experte): "Auch von meiner Seite Glückwunsch an die Spanier. Sie waren die beste Mannschaft des Turniers, haben außer gegen Italien fast ein perfektes Turnier gespielt. Die deutsche Mannschaft ist im Wachstum begriffen, aber heute wurden ihr die Grenzen aufgezeigt. Die Spanier sind eine eingespielte Mannschaft, da müssen wir hin. Bei der Chance Ballacks in der 68. Minute glaubte man, dass nun ein Ruck durch das Team geht, aber die Spanier haben das wieder unter Kontrolle bekommen."
Quelle: ntv.de