Doping-Fall Sotomayor Umstrittene Informationspraxis
26.11.2001, 16:02 UhrDie zweite Dopingaffäre um den kubanischen Hochsprung-Weltrekordler Javier Sotomayor stellt die Informationspraktiken des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) in Frage. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass der Olympiasieger von 1992 und Weltmeister von 1993 bereits im Juli dieses Jahres positiv auf Nandrolon getestet wurde.
Die Proben wurden in einem Trainingslager auf Teneriffa genommen und in Madrid analysiert. Anfang August ging Sotomayor bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton an den Start und wurde Vierter. Kurz danach erklärte er seinen Rücktritt.
"Das Analyseergebnis lag erst nach Edmonton vor. Deshalb konnte er nicht mehr suspendiert werden", sagte Arne Ljungqvist, Vorsitzender der medizinischen Kommission der IAAF. A- und B-Probe waren eindeutig positiv. Doch nur die Mitglieder der Anti-Doping-Kommission wurden Anfang Oktober informiert.
Der deutsche IAAF-Vizepräsident Helmut Digel hält es für möglich, dass einzelne Verbandsmitglieder etwas unter den Teppich kehren wollen. "Man hat mitunter das Gefühl, dass unterschiedliche Maßstäbe angesetzt werden", sagte der frühere Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Am Rande der IAAF-Gala in Monte Carlo wollte er auch eine Vertuschungstaktik nicht ausschließen: "Vielleicht ist Sotomayor auch das Karriereende nahegelegt worden."
Javier Sotomayor war bereits 1999 bei den Panamerikanischen Spielen in Winnipeg positiv auf Kokain getestet worden. Unter dubiosen Umständen war die zunächst für zwei Jahre verhängte Sperre "wegen seiner Verdienste um den Sport" auf ein Jahr verkürzt worden. Somit konnte der Kubaner bei Olympia 2000 in Sydney starten und holte dort die Silbermedaille.
Völlig unklar ist, wie die IAAF jetzt mit einem zurückgetretenen Athleten wie Sotomayor umgehen kann. Die Regeln sehen zwar Sperren, aber keine Geldstrafen vor.
Quelle: ntv.de