Ein Facebook-Post mit Folgen Van Barneveld verwirrt die Darts-Welt
06.03.2017, 14:54 Uhr
Sorry für die Verwirrung - Raymond van Barneveld.
(Foto: imago/Action Plus)
Ein kurzer Post, ein großer Schock: Darts-Legende Raymond van Barneveld kündigt bei den UK Open völlig unerwartet seinen Rücktritt an. Fans und Kollegen können es nicht glauben, tatsächlich rudert "Barney" später zurück. Eine bittere Note aber bleibt.
Er glaube, er müsse sich erklären, schreibt Raymond van Barneveld am Montagmorgen um 11.25 Uhr bei Facebook. Ganz falsch liegt er damit nicht. Schließlich hatte der fünffache Darts-Weltmeister 17 Stunden zuvor nach seiner Viertelfinal-Niederlage gegen Peter Wright bei den UK Open noch verkündet, von nun an das Leben genießen zu wollen und Darts das sein zu lassen, was es ist: Darts.
Ein Satz, viel Raum für Interpretationen. Die gängigste lautet: "Barney" macht Schluss. Und das sofort. Fans, Kollegen und Experten sind völlig überrumpelt und fassungslos. Die nächste Legende nach Phil Taylor verlässt die große Bühne. Ein Schock für die Darts-Szene. Eine Nacht lang lässt der Niederländer die Darts-Welt mit seinem kryptischen Post allein, dann kommt die nicht weniger kryptische Aufklärung: Er mache natürlich nicht Schluss, er wolle weiter Titel gewinnen, dem Darts aber nicht mehr die größte Aufmerksamkeit geben. Er suche nur nach mehr Balance im Leben. Zu Gunsten seiner Familie.
Zu diesem Zeitpunkt aber ist die Meldung vom vermeintlichen Karriereende längst nicht mehr aufzuhalten. Sie verbreitet sich im Eiltempo und produziert kaum weniger schnell enttäuschte Reaktionen. Stephen Bunting, einer der ewigen Gegner des Niederländers, kommentiert ebenfalls via Facebook: "Sei doch nicht so dumm. Du bist ein fantastischer Spieler und immer noch top. Du bist der Beste der Besten, vergiss das nicht."
"Das macht alles wirklich keinen Sinn"
Eine Meinung, stellvertretend für viele. Eine Meinung, der sich auch Experte und deutsche Darts-Stimme Elmar Paulke am Sonntagabend anschließt: "Ich habe die Hoffnung, dass er diesen Entschluss nicht wirklich realisiert. Alle, selbst seine Tochter, raten ihm von diesem Schritt ab. Spieler, Kollegen posten, er solle keinen Quatsch machen. Es heißt erstmal abwarten, aber Barney hat es tatsächlich gepostet."
Einen Tag später dann das Dementi. Alles missverstanden, lässt "Barney" wissen. Aber war es wirklich so? Nun, Paulke hat so seine Zweifel, wie er im Gespräch mit n-tv.de erklärt: "Sein Rücktritt wäre wirklich total überraschend gewesen. Er hatte mit der WM einen super Start in das Jahr, hat angekündigt wieder in die Top vier der Welt vorstoßen zu wollen. Er spielt gute Darts in der Premier League und hat auch gestern gegen Wright sehr ordentlich gespielt. Auch privat geht's ihm gut. Und dann kam dieser Post. Das macht alles wirklich keinen Sinn."
Dennoch werfen Botschaft und Zeitpunkt Fragen nach den Konsequenzen von van Barneveld auf, die auch den Darts-Experten ein wenig ratlos zurücklassen. "Ich kann mir das nur so erklären, dass es eine Kurzschlussreaktion gewesen ist und er sich gar nicht bewusst war, was er da geschrieben hat. Barney war immer schon ein schlechter Verlierer und dann kamen die besonderen Umstände der Niederlage gegen Wright hinzu." Denn gerade als er einen guten Lauf hatte, mit 8:7 in den Legs in Führung ging, fiel der Stromgenerator aus, die Veranstalter mussten eine ungeplante Pause einlegen. Sehr zum Ärger des Weltranglisten-Achten - und so stand am Ende eine 8:11-Pleite. Und wenig später der Post im Netz.
Wrights historischer Moment geht unter
In all der Aufregung ging indes ein historischer Darts-Moment völlig unter: der erste Major-Titel des Schotten Peter Wright. Seit seinem Profi-Debüt 1995 hatte er auf diesen Moment gewartet, vor der Weltmeisterschaft 2014 sein unfreiwilliges Karriereende angedroht, weil ihm das Geld für professionelles Dartsspielen ausging.
Doch dann zog "Snakebite" überraschend und spektakulär ins Finale ein, verlor dort mit 4:7 in den Sätzen gegen den mittlerweile zum Überdominator aufgestiegenen Michael van Gerwen, biss sich in der Weltspitze fest und hat sich nun endlich tränenreich belohnt. Das Einzige, was ihm in diesem historischen Moment des erlösenden Triumphs trotzdem fehlte, war die gebührende Aufmerksamkeit. Und das alles wegen eines ziemlich skurrilen Posts.
Quelle: ntv.de