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Jumbo-Visma gnadenlos bei Vuelta Vingegaard und Roglic lassen Geburtstagskind Kuss stehen

Roglic (vorne) gewann am Ende die Etappe vor Vingegaard (hinten) und Kuss (Mitte).

Roglic (vorne) gewann am Ende die Etappe vor Vingegaard (hinten) und Kuss (Mitte).

(Foto: IMAGO/Photo News)

Das niederländische Team Jumbo-Visma macht den Gesamtsieg bei der Vuelta unter sich aus. Auf der 17. Etappe der Spanien-Rundfahrt siegt Primoz Roglic vor Jonas Vingegaard, der dem Führenden Sepp Kuss immer näher kommt. Der eigentliche Edelhelfer verteidigt einen hauchdünnen Vorsprung.

Sepp Kuss hat an seinem 29. Geburtstag überraschend die Gesamtführung der Vuelta verteidigt. Auf der brutalen Etappe hinauf nach Alto de L'Angliru verlor der US-amerikanische Radprofi als Dritter zwar etwas Boden auf Jonas Vingegaard (beide Jumbo-Visma), rettete im dichten Nebel aber einen Mini-Vorsprung von acht Sekunden auf den zweimaligen Tour-Sieger aus Dänemark. Den Sieg bei der 17. Etappe der Spanien-Rundfahrt holte sich der Slowene Primoz Roglic.

Kuss, eigentlich als Edelhelfer von Vingegaard vorgesehen, darf somit mehr denn je vom Gesamtsieg träumen. "Ich bin ohne Erwartungen hierhergekommen und wollte den Jungs wie immer nur helfen. Dann kam ich in dieses wunderschöne Trikot und entdeckte ein neues Maß an Selbstvertrauen", sagte der Kletterspezialist, der die Gesamtführung auf der zehnten Etappe übernommen hatte.

Doch das Ergebnis hat einen bitteren Beigeschmack: Kuss der großen Anteil an Roglics Sieg beim Giro im Frühjahr und Vingegaards Triumph bei der Tour de France im Sommer hatte, konnte einmal mehr nicht auf Gnade der beiden Superstars aus dem eigenen Team bauen. Lange Zeit reihten sich beide im Rennen sogar hinter ihm ein. Am letzten steilen Anstieg schien alles bereit für einen Sieg zum Geburtstag. Das Trio Kuss, Roglic und Vingegaard hatte sich vom Feld abgesetzt.

Doch den Superstars im Team Jumbo-Visma stand nicht der Sinn nach Geschenken oder einer Geste des Dankes für das bisherige Rennjahr. Vielmehr ließen Roglic und Vingegaard den US-Amerikaner zwei Kilometer vor dem Ziel praktisch stehen und nahmen ihm Sekunde um Sekunde in der Gesamtwertung ab. Im Interview auf Eurosport ließ Vingegaard später wissen, dass der Kuss den Vuelta-Triumph wünschen würde. Ähnlich äußerte sich Roglic. "Beide fahren mit dem Messer zwischen Zähnen und wollen ihm jede Sekunde abnehmen, und dann sagen sie, dass er gewinnen soll. Das ist schon interessant", sagte Ex-Profi und Eurosport-Experte Jens Voigt. Der Däne Vingegaard hatte bei seinem Etappen-Sieg am Vortag bereits seinen Team-Kollegen und damit das Rote Trikot attackiert.

Showdown bei letzter Bergankunft?

Kurios: Schon auf dem 13. Teilstück hatte Jumbo-Visma durch Vingegaard, Kuss und Roglic das Podium ganz für sich. Einen Dreifach-Sieg bei einer Grand-Tour-Etappe hatte es zuvor letztmals bei der Vuelta 1991 durch das ebenfalls niederländische Team PDM gegeben. Der Gesamtvierte Juan Ayuso (UAE Team Emirates) liegt bereits vier Minuten zurück und dürfte kaum mehr in den Kampf eingreifen können.

Sollte Kuss am Sonntag in Madrid tatsächlich ganz oben stehen, hätte Jumbo-Visma nach dem Giro (Roglic) und der Tour (Vingegaard) die drei großen Rundfahrten des Jahres mit drei verschiedenen Fahrern gewonnen - es wäre ein Novum im Radsport.

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Ex-Weltmeister und Vorjahressieger Remco Evenepoel ging als Solist mit einem Vorsprung von mehr als einer Minute in den finalen und knüppelharten Anstieg der Kategorie "Especial" (Ehrenkategorie), wurde dort aber schnell einkassiert. Anschließend belauerten sich die Klassementfahrer. Kuss musste Vingegaard und den Gesamtdritten Roglic kurz vor dem Ziel ziehen lassen, quälte sich aber 19 Sekunden nach dem Duo über die Linie und behielt Rot.

Die Entscheidung um den Gesamtsieg dürfte am Donnerstag bei der letzten Bergankunft der diesjährigen Vuelta fallen. Los geht es in Pola de Allande, das Ziel wartet nach 178,9 Kilometern auf dem Puerto de la Cruz de Linares. Dabei stehen drei Bergwertungen der ersten Kategorie auf dem Programm, die Entscheidung über den Tagessieg bringt ein acht Kilometer langer Schlussanstieg mit einer Steigung von im Schnitt 8,6 Prozent.

Quelle: ntv.de, tsi/jwu/sid

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