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Vuelta-Führender unter Druck Vingegaards Attacke auf Kuss wirft große Frage auf

Am Schlussanstieg setzt sich Vingegaard ab und holt am Ende seinen zweiten Etappen-Sieg bei der diesjährigen Vuelta.

Am Schlussanstieg setzt sich Vingegaard ab und holt am Ende seinen zweiten Etappen-Sieg bei der diesjährigen Vuelta.

(Foto: IMAGO/Photo News)

Seit einigen Etappen führt Sepp Kuss die Gesamtwertung der Spanien-Rundfahrt an. Auf der 16. Etappe darf sich Superstar Vingegaard aber bis auf 29 Sekunden seinem Team-Kollegen nähern. Für Kuss ein Hinweis auf die Machtverhältnisse in der Mannschaft. Überschattet wird der Tag aber von einem Unglück.

Die derzeitige Über-Mannschaft des Radsport, Jumbo-Visma, hat bei der Spanien-Rundfahrt eine Attacke durch Jonas Vingegaard auf den Gesamtführenden aus den eigenen Reihen zugelassen. Der Tour-de-France-Gewinner aus Dänemark widmete seinen Sieg bei der 16. Etappe derweil dem schwer verletzten Teamkollegen Nathan Van Hooydonck. Vingegaard siegte bei der Bergankunft in Bejes als Solist und fasste sich kurz vor dem Überqueren der Ziellinie ans Herz - ein offensichtliches Zeichen an Van Hooydonck. Der Belgier musste am Morgen nach einem Verkehrsunfall reanimiert werden und befindet sich im Krankenhaus.

"Ich bin nur froh, gewonnen zu haben. Es gab schreckliche Nachrichten, ich wollte für meinen Freund gewinnen. Zum Glück gibt es gute Neuigkeiten", sagte Vingegaard anschließend. Sein Helfer Attila Valter sagte: "Wir haben am Fuß des Schlussanstiegs über den Teamfunk gehört, dass Nathan wach ist und es ihm gut geht. Am Ende ist alles gut. Wir haben die Etappe für Nathan geholt, dieser Sieg ist seiner."

Bemerkenswert ist indes, dass die Teamführung offenbar entschieden hat, Super-Star Vingegaard freie Hand und damit die Möglichkeit auf die Gesamtführung zu geben, anstatt Sepp Kuss als Träger des Roten Trikots sicher ins Ziel zu bringen. Für den US-Amerikaner Kuss ist es bereits die dritte dreiwöchige Grand-Tour in diesem Jahr. Er hatte als Edel-Helfer beim Giro erst Primoz Roglic und bei der Tour Vingegaard bei deren Rundfahrt-Siegen maßgeblich unterstützt. Erfolge bei den anstehenden schweren Bergetappen traut die Teamleitung dem 28-Jährigen anscheinend aber nicht zu, mutmaßten die Eurosport-Experten.

Vingegaard fällt Kuss um den Hals - der Däne meldet Anspruch auf das Rote Trikot seines Team-Kollegen.

Vingegaard fällt Kuss um den Hals - der Däne meldet Anspruch auf das Rote Trikot seines Team-Kollegen.

(Foto: picture alliance / Roth)

In der Gesamtwertung der Vuelta führt zwar weiterhin Vingegaards Teamkollege Sepp Kuss. Allerdings liegt der US-Amerikaner nur noch 29 Sekunden vor dem zweimaligen Sieger der Tour de France. Dieser hatte rund vier Kilometer vor dem Ziel attackiert. Dritter ist Roglic, ebenfalls aus der Mannschaft Jumbo-Visma, der 1:33 Minuten Rückstand aufweist. Kuss kam bei der Ankunft als Zehnter ins Ziel mit mehr als einer Minute Rückstand.

Nach Unfall wiederbelebt

Die Gedanken der Fahrer waren bei ihrem Teamkollegen Van Hooydonck. Der 27-Jährige hatte Vingegaard im Juli geholfen, zum zweiten Mal die Frankreich-Rundfahrt zu gewinnen. Unter Berufung auf die örtliche Polizei berichteten mehrere belgische Medien, dass Van Hooydonck nach einem Unfall reanimiert werden musste und dann bei Bewusstsein ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Der Unfall ereignete sich in Kalmthout nördlich von Antwerpen.

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Das Team Jumbo-Visma bestätigte den Unfall. Er habe sich hinter dem Steuer unwohl gefühlt, was zur Verwicklung in den Verkehrsunfall geführt habe, schrieb das Team auf X. "Er ist umgehend in ein Krankenhaus gebracht worden, wo er gute medizinische Versorgung bekommt. Wir können Gerüchte nicht bestätigen, dass er sich in einem kritischen Zustand befindet", teilte das Team mit. Wie das Team am Abend schrieb, sei Van Hooydonck nicht in einem kritischen Zustand, der Profi sei aufgewacht. "Weitere medizinische Untersuchungen müssen klären, warum es Nathan beim Fahren seines Autos schlecht ging. Wir möchten uns bei allen für die Nachrichten bedanken und beim medizinischen Personal im Krankenhaus, das sich so gut um Nathan und seine Familie gekümmert hat." Seine schwangere Frau, die neben ihm saß, blieb unverletzt, aber wurde ebenfalls ins Krankenhaus gefahren, sagte Patrick De Smedt, Sprecher der Grenzpolizei.

Am morgigen Mittwoch wartet auf die Fahrer bereits die nächste Hammeraufgabe. Die 17. Etappe führt von Ribadesella über 122,6 km nach Alto de L'Angliru - einer weiteren legendären Bergankunft - wo der nächste potentielle Angriff der Klassementfahrer folgen könnte.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/sid

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