Sport

Endes des kongenialen Beach-Duos Walkenhorsts Rücktritt löst Beben aus

Rio, 18. August 2016: Laura Ludwig, Kira Walkenhorst und zwei Goldmedaillen.

Rio, 18. August 2016: Laura Ludwig, Kira Walkenhorst und zwei Goldmedaillen.

(Foto: imago/Beautiful Sports)

Olympiasiegerin, Weltmeisterin und dominierende Blockspielerin: Kira Walkenhorst hinterlässt Spuren im Sand. Doch nun muss sie ihren schier endlosen Verletzungen Tribut zollen. Partnerin Laura Ludwig wird künftig an der Seite von Margareta Kozuch zu bewundern sein.

Der Blick geht zurück zum 18. August 2016, als zwei deutsche Frauen in Rio de Janeiro über sich hinauswuchsen: Laura Ludwig und Kira Walkenhorst bestritten an diesem Donnerstag das Finale des olympischen Turniers der Beachvolleyballer. Sie mussten sich nicht nur den Brasilianerinnen Bárbara Seixas de Freitas und Ágatha Bednarczuk stellen, sondern bekamen es im Stadion an der Copacabana auch noch mit tückischen Fallwinden und mehr als 10.000 Zuschauern zu tun, die ihr brasilianisches Team nach vorne brüllten.

Souveräne Olympiasiergin an der Copacabana.

Souveräne Olympiasiergin an der Copacabana.

(Foto: imago/Eibner)

Die Deutschen trotzten allen Widrigkeiten auf eine Art, die so sicher und souverän wirkte, als sei dies das Selbstverständlichste der Welt. Einseitiger als dieser 2:0-Erfolg ist kein Olympiafinale verlaufen, dominanter ist kein anderes Team bei einem solch wichtigen Ereignis aufgetreten. Laura Ludwig und Kira Walkenhorst wurden im ganzen Land hofiert und genossen ihre Auftritte im Rampenlicht. Beachvolleyballer des Jahres, Team des Jahres - zwei Frauen aus einer sonst höchstens am Rande wahrgenommenen Sportart waren für einige Monate fast so häufig auf dem roten Teppich wie im Sand.

Knapp zwei Jahre später ist das grandiose Duo Geschichte. Aus und vorbei, Kira Walkenhorst kann nicht mehr. Die Blockspielerin, die sechs Jahr lang mit der begnadeten Abwehrkünstlerin Laura Ludwig ein kongeniales Doppel bildete, muss ihrer schier unendlichen Krankengeschichte Tribut zollen. Verletzungen und Rückschläge kennzeichnen den Weg der Athletin aus Essen, die sich trotz Kreuzbandriss, Pfeifferschem Drüsenfiebers und eines Meniskusschadens immer wieder zurückkämpfte.

"Nagt an der Moral"

Dieses Mal funktionierte das trotz der langen Zwangspause nicht. Anfang Dezember teilte Kira Walkenhorst via Facebook mit, dass es mit dem für Beginn des neuen Jahres avisierten Comeback nichts wird: "Ich konnte in den letzten Wochen nie länger als 30 Minuten trainieren. Entweder ist mir unter Belastung die Rippe rausgesprungen oder die Hüfte und die Schulter haben dicht gemacht. Trotz aller Behandlungen hat sich der Zustand nicht verbessert, was für alle Ärzte und Physios ein echtes Rätsel ist."

Es scheint, als liege bei Deutschlands Beachvolleyballern ein Fluch auf dem Gewinn der olympischen Goldmedaille. Nach dem Triumph von London hatten Jonas Reckermann und Julius Brink ihre Karriere wegen hartnäckiger Verletzungen aufgeben müssen. Nun folgt ihnen Kira Walkenhorst. Ihre Krankenakte ist mittlerweile dick wie ein Telefonbuch. "Irgendwann" sagt Niclas Hildebrand, der sich als Sportdirektor beim Deutschen Volleyball-Verband um die Sandsparte kümmert, "nagt eine solch ewige Geschichte an der Moral". Trainer Jürgen Wagner ergänzt, "dass du irgendwann den Cut machen musst, wenn keine signifikante Besserung eintritt". Tatsächlich wurde der Zustand für alle Beteiligten zur ernsthaften Belastungsprobe. Kira Walkenhorst litt, weil sie nicht fit wurde, daneben scharrte Laura Ludwig mit den Füßen, die nach ihrer Babypause vor Tatendrang sprühte.

Im September 2017 bei den Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand.

Im September 2017 bei den Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand.

(Foto: imago/objectivo)

Bereits im November gab es Überlegungen, sich in neuer Konstellation aufzustellen. Nun hat das Warten ein Ende, "mein Körper erlaubt mir keinen Leistungssport mehr", teilte Kira Walkenhorst mit: "Alles andere als Laura nahezulegen, sich eine andere Partnerin zu suchen, mit der sie ihre Ziele erreichen kann, erschien mir unfair." Die neue Mitspielerin ist bereits gefunden, Laura Ludwig wird an der Seite von Margareta Kozuch zu sehen sein, mit der sie bereits in Hamburg durch den Sand hechtete und ein Trainingslager auf Teneriffa absolvierte. Trainiert wird das neue Tandem von Jürgen Wagner, der Brink und Reckermann 2012 in London beim Gewinn der Goldmedaille betreute und vier Jahre später in Rio mit Ludwig/Walkenhorst erneut ein deutsches Beachvolleyballteam auf den Olymp führte.

Drillingsnachwuchs gibt Walkenhorst Halt

Wie nicht anders zu erwarten, hat der Rücktritt von Kira Walkenhorst in der deutschen Szene ein mittleres Beben ausgelöst. Kozuchs bisherige Partnerin Karla Borger wird dem Vernehmen nach mit der zweifachen Deutschen Meisterin Julia Sude gemeinsame Sache machen, deren Partnerin Chantal Laboureur sich dann ebenfalls nach einer neuen Mitspielerin umschauen muss. Viele Dinge befinden sich im Fluss, Sportdirektor Hildebrand hofft, "dass die Dinge möglichst schnell geregelt sind, damit wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren können: den Sport."

Das alles muss Kira Walkenhorst nicht mehr interessieren, die sich nun ohne Termindruck um ihre Gesundheit kümmern kann. Und um ihre Familie, nachdem ihre Ehefrau Maria im Oktober die Drillinge Emma, Pepe und Mo zur Welt gebracht hat. Die Entscheidung, dem Leben an den Stränden dieser Welt Lebewohl zu sagen, bezeichnet sie als "die mit Abstand härteste meiner Karriere. Zum Glück habe ich privat gerade den besten Support, den man sich nur wünschen kann. Maria und unsere drei Kleinen geben mir unglaublich viel Halt".

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen